Workshop: Ungleichheiten in und durch Bildung
Workshop im Rahmen des Kongresses "Ungleichheit als Projekt".
Samstag, 25.11., nachmittags
Beschreibung des Workshops
Marianne Demmer
Der Bildungsdiskurs der letzten Jahrzehnte ist geprägt von der Auseinandersetzung um die Frage, ob (Chancen-)Gleichheit ein Ziel schulischer Bildung sei bzw. ob gleiche Bildungschancen durch schulische Bildung erreichbar seien. Vor allem die großen internationalen Schulleistungsstudien wie PIRLS (Grundschule) und PISA (15-Jährige) haben die Diskussion seit 2000 belebt und neue Aspekte betont. Es wurde unübersehbar, dass die Reproduktion ungleicher Bildungschancen durch das Schulsystem im internationalen Vergleich unterschiedlich stark ausgeprägt ist und Deutschland die schlechtesten Werte hat. Es wurde zweitens deutlich, dass das früh selektierende Schulsystem Kinder, die aufgrund ihrer sozialen und ethnischen Herkunft bildungsbenachteiligt sind, ein weiteres Mal benachteiligt. Es ist mittlerweile empirisch belegt, dass das Schulsystem in Deutschland als System bevorteilt und benachteiligt. Hierin liegt ein Verstoß gegen das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes und gegen internationale Abkommen wie z.B. die UNO-Kinderrechtskonvention.
Peter Streckeisen
Die Wissensgesellschaft ist heute in aller Munde. Wer zu den Trendsettern der aktuellen Diskussionen gehören will – sei es in der Politik, in den Medien oder in der Wissenschaft – bedient sich noch so gerne eines schillernden Begriffs, der suggeriert, dass wir am Eingang zu einer ganz neuen Gesellschaft stehen, in deren Zentrum "das Wissen" steht. Der Preis des Zugangs zu dieser neuen Ära der Menschheitsgeschichte scheint unter anderem aus einer grundlegenden Reorganisation des Bildungssystems zu bestehen: Von den Primar- bis zu den Hochschulen wird restrukturiert, und immer scheint es um mehr Effizienz, Marktorientierung und Wettbewerbsfähigkeit zu gehen. Die ganz überzeugten Reformerinnen und Reformer behaupten sogar, dass die Ungleichheit im Bildungssystem abnehmen wird, wenn sich die Schulen zunehmend in Unternehmen verwandeln. Jede ernsthafte Betrachtung der heutigen politischen und organisatorischen Umbrüche lässt allerdings das Gegenteil davon vermuten.
Referentin und Referent
Marianne Demmer
Marianne Demmer, 59 Jahre, langjährig Lehrerin an Grund-, Haupt- und Sonderschulen, seit 8 Jahren im Geschäftsführenden Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für den Bereich allgemeine Schulen zuständig und derzeit stellvertretende Bundesvorsitzende der GEW.
Peter Streckeisen
Peter Streckeisen, 31 Jahre, wissenschaftlicher Assistent am Institut für Soziologie der Universität Basel, arbeitet zurzeit an einer Fallstudie zur Veränderung von Arbeit, Technik und Qualifikation in der Pharmaindustrie.
Literatur zur Vorbereitung
- http://www.gew.de/allgemein_bildende_schulen_themen.html
- http://www.gew.de/Publikationen_aus_dem_Vorstandsbereich_Schule.html
- http://www.gew.de/Menschenrecht_Bildung.html#Section11630
- Peter Streckeisen: Sinn und Zweck der Erklärung von Bologna - Bildungspolitik des Spätkapitalismus
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