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»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Forum Wissenschaft 3/2019

24.09.2019: Plurale Ökonomik. Alternativen der Wirtschaftswissenschaft

Die Wirtschaftswissenschaft ist durch eine Reduktion auf das marktfundamentalistische Paradigma gekennzeichnet.
   Forum Wissenschaft 3/2019; Foto: Romario Ien / stock.adobe.com
 

Forum Wissenschaft 3/2019; Foto: Romario Ien / stock.adobe.com

Obwohl die Wirtschaft ein bestimmender Teil der Gesellschaft ist und dadurch die individuellen Verhältnisse geprägt werden, fehlt es an einer Öffnung für die damit zusammenhängenden Fragen. Die trostlose Modellfigur "homo oeconomicus" dominiert. Dabei lassen sich in der Geschichte des Theorienstreits wichtige Anregungen für die Wirtschaftswissenschaft finden. Doch die vorherrschende Lehre, Forschung und vor allem Beratung sind durch einen tiefen Widerspruch gekennzeichnet: Märkte seien durch die endogen wirkende Selbststeuerung in der Lage, das optimale Gleichgewicht der Gesamtwirtschaft zu erreichen. Bedingung dafür ist, dass sich die Preise durch Angebot und Nachfrage bilden. Wenn es demgegenüber real Krisen gibt, dann werden die Ursachen den sog. "außermarktmäßigen Institutionen" - Staat und Gewerkschaften - zugeschrieben.

Konkurrierende Paradigmen oder unterschiedliche Perspektiven der Theoriebildung werden von den Mainstream Economics nicht aufgegriffen. Alternative Denkschulen wie der Marxismus oder der Keynesianismus erhalten den Stempel wissenschaftlicher Untauglichkeit und werden ausgegrenzt.

Stattdessen wird suggeriert, dass es eine einheitliche und selbstverständliche Denkweise gäbe und sich nur eine relevante ökonomische Methode herauskristallisiert hätte.

Gegen diese vorherrschende, neoklassisch fundierte Orthodoxie stemmen sich kritische Ansätze. Die bunte Welt unterschiedlicher alternativer Sichten wird unter dem Stichwort "heterodoxe Ökonomik" zusammengefasst.

Auch Studierende haben gegen die herrschende Einseitigkeit protestiert. So entstand 2003 der Arbeitskreis "Postautistische Ökonomie", der sich 2012 in "Netzwerk Plurale Ökonomik" umbenannte. Die Bewegung der Pluralen Ökonomik fordert mehr Theorienvielfalt und Interdisziplinarität. Sie kritisiert darüber hinaus die religiös anmutende Marktgläubigkeit, die Fragen nach ungerechter Verteilung, Armut, monopolistisch vermachteten Märkten, neuen Abhängigkeiten am Arbeitsmarkt sowie die Spaltung der Weltwirtschaft verdrängt. Durch die theoretisch völlig unterbelichtete Öko-Krise und die vorgelegten marktfundamentalistischen Scheintherapien wird die Notwendigkeit einer wachstumskritischen Ökonomik verschärft.

Eine kritische Bestandsaufnahme der Defizite der vorherrschenden wirtschaftswissenschaftlichen Lehre und Forschung steht im Mittelpunkt dieses Heftes, das der BdWi gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftswissenschaft herausgibt. Auch werden über die Kritik hinaus eigenständige Theorieansätze präsentiert.

Wir hoffen, mit den Beiträgen weitere Anstöße zur Diskussion zu liefern und danken allen Autor*innen für ihre Mitarbeit.

Inhalt:

Plurale Ökonomik

Eckhard Hein / Marc Lavoie: Post-Keynesianische Ökonomik

Gustav Bergmann / Heinz-J. Bontrup / Jürgen Daub: Über die Bedeutung einer Pluralen Ökonomik

Friederike Habermann: Plurale Öffentlichkeit

Rudolf Hickel: Geldpolitik unter dem Regime des Übersparens

Informationen zur Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik

Mechthild Schrooten: Plurales Geld

Simon Grothe: Wertneutrale Volkswirtschaftslehre?

Oliver Richters / Andreas Siemoneit: Antworten auf #FridaysforFuture

Was ist Ökonomie?: Intellektuelle Monokultur?

Bildung und Wissenschaft

Tilman Reitz: Exzellenz, Hofstaat und Untertanen

Richard Albrecht: Exzellenzstrategie

Hans See: Kritik der Marktwissenschaften

Philipp Mattern / Timo Pongrac / Tilman Vogt / Dennis Wutzke: Der Blick zurück als Blick nach vorn

Gesellschaft

Michael Klundt: Anlässe versus Ursachen von Kinderarmut

Karlheinz Lipp: Gegen Krieg und Nationalsozialismus

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