BdWi - Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Notizen zur Geschichte eines Vereins

Anfänge: 68

"Selbst ein Wollhändler muss, außer billig einkaufen und teuer verkaufen, aber noch darum besorgt sein, dass der Handel mit Wolle unbehindert vor sich gehen kann. Der Verfolg der Wissenschaft scheint mir diesbezüglich besondere Tapferkeit zu erheischen" - lässt Brecht seinen Galilei sagen.
Der Tapferkeit bedarf es jedoch, so Galilei weiter, nur insoweit die Wissenschaft danach trachtet, Wissen "über alles für alle" zu erstellen und so "Zweifler zu machen aus allen". Diese Wissenschaft hat gleich doppelt Grund zur Besorgnis: sie wird zur Kritik der "Peiniger, Fürsten, Grundbesitzer, Pfaffen", und kann sich daher deren Zorn gewiss sein. Und sie bringt den Zweifel über sie selbst hervor und ihr maßloses Streben, alle Hindernisse beim Verfolg der Wissenschaft aus dem Weg zu räumen. Concerned scientists waren immer in der Minderheit.

Die weit überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler suchte seit jeher die Nähe zur herrschenden Politik und somit auch eine selbstverständliche Nähe zu den Herrschenden. Sie organisierte sich vielfältig: in zahllosen Fachverbänden oder wissenschaftlichen Gesellschaften, ständischen Berufsverbänden, sodann in "Organisationen der Praxis" wie den staatlichen Beratungsgremien und Aufsichtsräten der Industrie, endlich aber auch in politischen Organisationen und Vereinen, wenn es die Zeit erforderte. Auch über die "akademische Selbstverwaltung" war schon frühzeitig eine Nähe zur (Wissenschafts-)Politik da, die viel weiter ging als es das traditionell gepflegte Leitbild einer "unpolitischen Wissenschaft" vorgab.

WissenschaftlerInnen und AkademikerInnen, die sich dem unterlegenen, benachteiligten oder oppositionellen Teil der Gesellschaft verbunden fühlten - den Gewerkschaften oder Parteien der Arbeiterbewegung, den Organisationen der bürgerlich-pazifistischen Friedensbewegung oder den liberal-republikanischen Verbänden -, sie blieben in Weimar oder in der Bundesrepublik der 50er und frühen 60er Jahre eine verschwindende Minderheit. Ihre Organisationen waren klein. Dennoch gibt es die Tradition dieser Minderheit. Es ist die humanistische Tradition eines Albert Einstein oder der Göttinger 18 und ihrer Positionsnahme gegen Remilitarisierung bzw. Atombewaffnung; es sind die Traditionen der Arbeiterbewegung und des Sozialismus, des Antifaschismus und der republikanischen Initiativen gegen die Notstandsgesetzgebung schon in den frühen 60er Jahren. Die 68er Studentenbewegung knüpfte an diese demokratischen Wissenschaftstraditionen an.

Der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler e.V.

wurde 1968 gegründet auf Initiative des Soziologen Werner Hofmann und des Politikwissenschaftlers Wolfgang Abendroth, aber auch des Erziehungswissenschaftlers Wolfgang Klafki, des Juristen Helmut Ridder, des Rhetorikers Walter Jens oder des Philosophen Jürgen Habermas. Gegründet wurde er also von meist jüngeren männlichen Ordinarien geisteswissenschaftlicher Provenienz, denen aber durchaus an der Abschaffung der Ordinarienuniversität und der Veränderung der Geisteswissenschaften lag - den Begriff Feminismus etwa kannten sie jedoch nicht, die Kultur der Natur- und Technikwissenschaften war ihnen eher fremd. Der Gründerimpuls war einfach: mit den Mitteln der Wissenschaft(spolitik) sollten durch einen politischen Verband die Interessen der wissenschaftlichen Intelligenz vertreten und die demokratischen Bewegungen außerhalb der Wissenschaft unterstützt werden. Es galt, die gesellschaftliche und politische Verantwortung der Wissenschaft neu wahrzunehmen; es ging darum, kritische Vernunft auch mit den Mitteln der Organisation gegen jene zu verteidigen, die sie qua Amt verwalten wollten. Das Ziel war die umfassende Demokratisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen (nicht zuletzt in den Universitäten) - was zugleich erforderte, die Autonomie der wissenschaftlichen Institutionen gegen den Zugriff von Staat und Wirtschaft zu verteidigen. Da von einer Demokratisierung der Hochschul- und Wissenschaftsorganisation die Lösung zahlreicher Probleme abhing, nannte sich die neue Organisation Bund demokratischer Wissenschafter.

Auf- und Abschwünge in den 70er Jahren

Die Neuaktivierung des BdWi 1972 - dann im weit breiteren Rahmen - brachte eine erhebliche Vergrößerung des Verbandes. Vor allem viele aus der Studentenbewegung kommende jüngere Hochschulmitglieder stießen zum BdWi. An rund zwei Dutzend Hochschulorten entstanden Sektionen. Der BdWi machte den Schritt von einer eher noblen, bildungsreformerisch - humanistischen Kleinorganisation von Hochschullehrern zu einem Verband, der sich verstand als radikale, republikanische Reformbewegungsorganisation mit einer lebhaft agierenden sozialistischen Teilmenge, die das Bild des Verbandes oftmals bestimmte. Die Hauptziele der damaligen Arbeit waren die Unterstützung der in Gang gekommenen Hochschulreform und die Auseinandersetzung mit konservativen und reaktionären Kräften wie dem "Bund Freiheit der Wissenschaft". Erfolge und Misserfolge maßen sich an Publikationen, Besetzung von Stellen, Einfluss in Gremien und der inneren Kohärenz der Sektionen. Dazu bedurfte es geringer Aufwendungen, marginaler Strukturen, viel intellektueller Beweglichkeit, Mutes, Engagements und Eloquenz - das universitäre Verbandsleben blühte. Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt seit Anfang der 70er Jahre war daher die Hochschulpolitik. Das "Aktionsprogramm" des BdWi von 1974 formulierte Grundlinien einer demokratischen Wissenschaftspraxis; es ging um die Reform der inneren Struktur der Hochschulen, um die Herstellung von Chancengleichheit, um Öffentlichkeit, Mitbestimmung, das "Recht auf freie politische Betätigung".

Die 80er: Wege zu einem neuen Projekt

Spätestens in der Mitte der 70er Jahre veränderte sich die Situation (demokratischer) WissenschaftlerInnen und das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Industrie erheblich. Die Hochschule verlor ihre Insignie, der Fokus wissenschaftlicher Tätigkeit zu sein; die Wissenschaftspolitik wurde zunehmend Industrie- und Forschungspolitik; die Steuerungsinstanzen des Wissenschaftssystems saßen nun nicht mehr in Senat, Konvent und Fachbereichsräten, auch nicht in Rektoraten, sondern in Bonn und in den Chefetagen der science based industries; die Inhalte demokratischer Wissenschaft bestanden jetzt nicht mehr nur in gesellschaftskritischen Optionen und Interventionen, sondern zunehmend in technologiekritischer Expertise; die Klientel des Verbandes differenzierte sich, viele 68er scheuten die erkennbare Präsenz sozialistischer Mitglieder, und viele Neueintretende wussten mehr über die Quantifizierung von Gefahrensituationen als Produkt von Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit als über die dem tendenziellen Fall der Profitrate entgegenwirkenden Faktoren. Die Basis des Verbandes waren dementsprechend nicht mehr lokale Kooperativen ideologisch Gleichgesinnter, sondern neu entstehende Arbeitszusammenhänge von ExpertInnen. Professionelle statt laienhafte Interessenformulierung war angesagt. Das Zentrum des BdWi verlagerte sich von den Sektionen in Arbeitskreise, Wissenschaftspublizistik und Lobbying.

Die Organisierung nationaler statt lokaler Arbeitszusammenhänge, die Substituierung persönlicher durch disziplinäre und problemorientierte Kooperation, die publizistische Seriosität und die politische Präsenz in den Randgefilden der decision makers war freilich nicht zum Nulltarif zu haben. Es fielen Druckkosten ungeahnter Höhe, Reisekosten, Personalkosten, Mieten, Tagungskosten an, Posten, die zuvor im Verbandsleben unbekannt waren - gab es doch bislang bloß ein Büro, die Geschäftsführerin Helga Koppel und ein internes Infoblatt. Der Weg aus dem Verein kostete Geld, Einfallsreichtum, know how, politische Frechheit und mühseliges Kontaktieren Außenstehender. Bis auf’s Geld, so zeigte sich bald, war alles vorhanden, es war nur nicht aktiviert.

Der BdWi wurde die organisatorische Hülle einer Notwendigkeit. Er nahm kritische Funktionen im Kleinen wahr, die wahrgenommen werden mussten und die ohne ihn wohl nur zum Teil von anderen wahrgenommen worden wären - etwa den gewachsenen Stäben wissenschaftlicher MitarbeiterInnen im Apparat der Parteien, den politisch agierenden alternativen Instituten, die es Anfang der 70er noch nicht gab, den kritischen WissenschaftlerInnen, die durch die Lebenszeitnischen an den Hochschulen abgesichert waren, endlich anderen disziplinären Verbänden, die zumeist aus der Friedensbewegung kamen. Für keine der Genannten gilt, dass sie sich primär als kritische Interventionsinstanz in wissenschaftspolitische und wissenschaftspraktische Konflikte verstanden und verstehen - hier agierte der BdWi. Er eröffnete Debatten zu wissenschaftspolitischen (FuT-Politik) und wissenschaftspraktischen (Gentechnologie, Ökologie) Fragen, ohne die traditionellen Felder unbestellt zu lassen (Berufsverbote, Historikerstreit). Er machte Gesetzentwürfe, Memoranden, Bedarfspläne. Er kritisierte Haushalte in Bund und Ländern, diagnostizierte Entwicklungslinien von Disziplinen und Technologien. Er wurde Lobbyist und ExpertInnen-Reservoir für parlamentarische Oppositionen. Gebunden blieb er an Basisinitiativen im Wissenschaftssektor (Friedens-, Ökologie- und Frauenbewegung). In diesem Funktionswandel und -zuwachs wurde der BdWi pluralistischer, feministischer, politischer. Wie allerdings die für solche Aktivitäten nötigen Finanzmittel beschafft, verwaltet, versteuert und verteilt werden können, entwickelte sich unversehens zum Alptraum der neuen BdWi-AkteurInnen, die einst von der Abschaffung der Ware-Geld-Beziehungen geträumt hatten.

Aus dem Verein wurde ein Verband

Er blieb in der Wissenschaftslandschaft der BRD ein Unikum, ja ein Unikat. Die 80er Jahre haben den BdWi also verändert: er formierte sich neu. Er wurde rot und grün, interdisziplinär, weiblicher, jünger, professioneller, öffentlicher, weniger hochschulzentriert. Neue Fragen kamen auf: Friedenspolitik, Ökologie, Gentechnologie, Technologiepolitik, Frauenpolitik. NaturwissenschaftlerInnen, die sich mit dem Aufschwung der Friedens- und Ökologiebewegung politisierten, traten in den BdWi ein. Ebenso stieg mit der wachsenden Sensibilität für die Unterdrückung der Frau gerade auch in der Wissenschaft der Anteil der Frauen an den BdWi-Mitgliedern - Gruppen, die ihrerseits maßgeblich am Auf- und Ausbau "ihrer" Themengebiete im BdWi beteiligt waren und sind. Es entstand eine differenzierte Projektinfrastruktur, ein Bündel von Unternehmungen: Zeitschriften, Arbeitskreise, Büros, Diskussionsnetzwerke, Buchreihen, angelagerte Vereine, neue Kooperationen. Unsere Stärke sehen wir in den 80/90er Jahren darin, dass wir ein Netzwerk - also auch PartnerInnen - für die Diskussion kontroverser Fragen durch die wachsende community der concerned scientists bereitstellen. Das Verhältnis zwischen Weiterentwicklung im Streit und Verwerfen von Grundpositionen ist dabei offenbar im Fluss: es hängt von der Fähigkeit zur Intervention ab.

"… Sand, nicht Öl im Getriebe": die 90er Jahre

Der BdWi entwickelte sich als Medium eingreifender Kritik und Opposition. Als Mittel der Affirmation wurde er nie gebraucht - auch nicht 1989 und danach. Er agiert auch heute aus demokratischer, republikanischer Sicht, will weiter "Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt" (Eich) sein. Die große Utopie freilich, die das Motiv wissenschaftlicher wie politischer Anstrengung einer Großzahl linker BdWi-Mitglieder war, ist für viele seit den Neunziger Jahren einstweilen dahin. Doch andererseits war die große Wendung des Jahres 1989 ein Beginn, nicht das Ende - schon gar nicht das "Ende der Geschichte". Das Stichwort "Globale Probleme" verweist auf die weit größere globale Wende, die notwendig ist, und die wohl nur gegen die neuen Sieger der Geschichte durchzusetzen sein wird. Heute gilt es mehr denn je, intellektuelle Suchprozesse zu organisieren; intellektuelle Verbunde sichtbar zu machen oder herzustellen; Interessen zu bilden und Politikfähigkeit zu unterstützen. Für politische Handlungsfähigkeit ist Demokratie unabdingbar - erst recht, wenn die Gewissheiten so knapp geworden sind wie heutzutage. Das Ende der partiellen Bindung des Kapitalismus durch seine Umwelt schafft Offenheit, auch beim Herstellen von Zukünften: Der Kapitalismus ist dadurch gestraft, dass er zu seiner eigenen Alternative werden muss (Heiner Müller). Es wird auf lange Sicht weit mehr als früher bedeuten, welche "Modelle" und Entwicklungsvarianten dieser Ordnung gemacht werden können. Weltentwürfe sind praktisch relevant. An ihnen zu arbeiten, ist eine Funktion der Intellektuellen - ob sie wollen oder nicht, ob, wie gegenwärtig, die Sozial- wie Naturwissenschaften niedrig im Kurs stehen oder nicht. Wenn wissenschaftliche Intellektuelle diese große Zukunftswerkstatt bevölkern, brauchen sie ein soziales Hinterland, auch ein institutionelles Rückgrat, um zureichend das zu tun, wozu sie da sind: eingreifende Wahrheit zu produzieren und zu vermitteln. Dieses Hinterland allerdings nun verändert sich drastisch. Der Übergang zu den 90er Jahren brachte die größte politische Umbruchoperation in der bundesdeutschen Wissenschaftsgeschichte mit sich, die im Resultat - komplementär zur Deindustrialisierungspolitik der Treuhand - zur Zerstörung von mehr als der Hälfte des wissenschaftlichen Potentials östlich der Elbe führte. Hinter der Oberfläche diskursiver Modernität trat binnen weniger Monate die nackte Zwangspraxis des Maßnahmestaates der Transformationsperiode 1989-1991 hervor, dessen Eingriffe anders als 1945 auf Systemwechsel, nicht auf Modifikation des alten Wissenschaftssystems abzielten. Ein unfriendly takeover geschah da, die Über- oder Unternommenen wurden gehalten, Konkurs anzumelden, die einzelnen Aktiva unter Kurs zu verschleudern und sich rasch eine neue corporate identity zuzulegen. Folgerichtig war die politische Intervention in die institutionelle Autonomie der Wissenschaft ungleich massiver: sie traf Institutionen, Personal, Ideologie, Beziehungen, Ressourcen. Dabei sollte die in general inquisitorische Abwicklung nicht bloß eine neue deutsche Gelehrtenrepublik - mit neuer Regierung, Herrschenden und Beherrschten - installieren, wozu es der simplen Übertragung westlicher Strukturen, Normen, Gesetze, Seilschaften und Experten bedurft hätte. Das grundlegende Ziel war und ist die Sicherung des wissenschaftspolitischen Machtkartells der alten BRD, also der alten Herrschaft.

Die Turbulenz des Zusammenbruchs der realsozialistischen Länder erschütterte auch den BdWi - 1989 wurde erstmals seit 1983 seine Mitgliederbilanz negativ, die Abgänge lagen doppelt so hoch (5 %) wie gewohnt. Der organisationspolitische Zusammenbruch des sozialistisch-kommunistischen Teils des traditionellen Umfeldes des BdWi ließ den Verband natürlich nicht unberührt. Die politische (und finanzielle!) Solidarität der Mitglieder, letztlich ihr Interesse an einer autonomen, kritischen, demokratisch-linken Organisation der wissenschaftlichen Intelligenz waren die Grundlage dafür, dass der BdWi mittlerweile organisatorisch beträchtlich stärker dasteht als zuvor. Eine auch von uns mitgetragene edle Absicht, die anfangs vermeintlich relativ offene Situation vor dem Einigungsvertrag in eine Generaldebatte um die Reformbedürftigkeit der gesamten deutschen Hochschul- und Wissenschaftslandschaft umzumünzen, entpuppte sich allerdings bald als Illusion. Zu sehr war dieses Ziel dem Paradigma der ostdeutschen Bürgerbewegungen und sozialistischen Erneuerern verhaftet, um nicht mit dem Einmarsch der westdeutschen Großorganisationen und Machtkartelle ebenfalls zurückgedrängt und auf pure Abwehrkämpfe gegen Abwicklung, Massenentlassungen und faktische Wissenschaftsverbote reduziert zu werden.

Mehr oder weniger erfolgreich gelang die Herstellung kleiner Gegenöffentlichkeit anlässlich allzu groben rechtsbrecherischen Hantierens, wenn dieses besonders krass hinter die Minimalstandards halbzivilisierter Konfliktregelungen der Alt-BRD zurückfiel. Völlig überfordert war der kleine Verband angesichts der Größenordnung flächendeckender Massenentlassungen, der Arbeitslosigkeit, Marginalisierung und sozialen Verelendung der Ostwissenschaft, der Auflösung ganzer Institute per Dekret, der Beseitigung der östlichen Industrieforschung und der Zerschlagung gewachsener sozialer Strukturen und wissenschaftlicher Arbeitsbeziehungen. Nicht einmal zur ständigen Dokumentation des Skandals reichten die Ressourcen.

Mittlerweile hat die Finanzkrise in der Bildungspolitik im ganzen Deutschland gegriffen. Das Hochschulmodell soll erneut revidiert werden: die "Marktverfassung", also die wettbewerbsbezogene Ökonomisierung der Leistungskriterien, wird über den Bereich der Forschungsförderung hinaus auch auf Studium und Lehre ausgedehnt. Die einstigen Absichten auf Studienreform werden auf Konzepte bloßer Arbeitsmarkttauglichkeit der AbsolventInnen reduziert. Hochschulpolitik, die in den 80er Jahren eher gelangweilte Resignation provozierte, wird erneut zum öffentlichen Thema. Das heißt: Eine neue Idee der Hochschule ist gefragt, eine andere Wissenschaftsrepublik ist notwendig, das Verhältnis von Wissenschaft und Politik muss neu gedacht werden. Wie sie aussehen könnten und wohin der Verband künftig gehen wird, werden die rund 900 neuen Mitglieder entscheiden, die seit 1989 zum BdWi gekommen sind.

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