Forum Wissenschaft 4/2023
22.12.2023: Wissenschaft und Inklusion
Forum Wissenschaft 4/2023; Foto: Ground Picture / shutterstock.com |
Inklusion. Auch wenn es den Begriff - vor allem im wissenschaftlichen Gebrauch - schon seit langer Zeit gibt, hat er ich im gesellschaftspolitischen Bereich erst seit den 1990er Jahren etabliert. Er steht hier für das Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe behinderter Menschen - auch und gerade im Bildungswesen. Die UN-ehindertenrechtskonvention bestimmte inklusive Bildung 2006 als ein verbindliches Menschenrecht für alle.
Auch in Deutschland ist das Bewusstsein für die Problematik gewachsen, das Ziel der Barrierefreiheit fand Eingang in Gesetzgebungsverfahren und Bauvorschriften. Doch die regelmäßige Überprüfung der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention stellt der deutschen Politik ein schlechtes Zeugnis aus. Das hiesige Bildungssystem hält weiter an der Segregation behinderter junger Menschen in einem spezifizierten Förderschulsystem fest. Im Hochschulbereich ergaben Untersuchungen des Deutschen Studierendenwerkes, dass 90 % der Studierenden mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung auf spezifische Schwierigkeiten bei der Organisation und Durchführung des Studiums stoßen. Das betrifft bauliche Barrieren ebenso wie Fragen der Studienorganisation, mangelhafter Studienfinanzierung oder Probleme im sozialen Miteinander.
Dies alles zeigt, dass es bis zu einem gleichberechtigten Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung noch ein weiter Weg ist. Die bisherigen Entwicklungen zeigen aber auch, dass die exkludierenden Strukturen des Bildungssystems auch veränderbar sind. Voraussetzung dafür sind Wille und Bereitschaft der privilegierten Mehrheit, auf Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps ernsthaft einzugehen und den Wunsch nach Selbstbestimmung der Betroffenen zu unterstützen. Ihr Verständnis von Inklusion und Teilhabe sollte dabei maßgebend sein. Dem Wissenschaftssystem und seinen Institutionen kommen dabei spezifische Aufgaben zu, sei es die Auseinandersetzung mit der eigenen eugenisch geprägten Vergangenheit oder die Analyse, an welchen Stellen sie selbst zur Reproduktion von Ausgrenzungen beitragen, um darüber auch Veränderungen einleiten zu können.
Aus dem Inhalt:
Wissenschaft und Inklusion
- Die Hürden der Inklusion
- Die umstrittene Würde behinderter Menschen
- Inklusive Bildung
- Studieren mi tBehinderung
- "Man ist nicht behindert, sondern wird behindert"
- Wissenschaftssystem inklusiver gestalten?
- Leerstelle Deutschland
- Integration und Ausgrenzung
Bildung und Wissenschaft
- Professorale Freiheit oder reaktionärer Kulturkampf?
Kritische Anmerkungen zum "Netzwerk Wissenschaftsfreiheit" formuliert Christiane Fuchs
- Bewusstsein (k)ein Mysterium
- Philosophieren ist Leben lernen!
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