BdWi - Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Trauer um Walter Jens

Der ganze BdWi trauert um sein langjähriges Mitglied Walter Jens (1923-2013), der am 9.Juni in Tübingen verstorben ist. Unsere besondere Anteilnahme gilt Dr. Inge Jens.

Walter Jens war 1968 unmittelbar an der Gründung des BdWi beteiligt und engagierte sich von 1972-76 in dessen Bundesvorstand. Auch danach stand er uns immer wieder gerne mit Rat und Tat - oder als Autor - zur Seite. In allen Nachrufen wird die Vielseitigkeit seiner Tätigkeitsfelder und Leistungen hervorgehoben. Er war Altphilologe, Übersetzer, Rhetoriker, Literat, Wissenschafts- und Kulturpolitiker, vor allem jedoch politischer Intellektueller, der sich in alle entscheidenden, die Nachkriegsgeschichte der BRD prägenden, gesellschaftlichen Konflikte öffentlich einmischte. Für uns besonders wichtig ist das Verbindende dieser vielfältigen Leistungen.
Aus seinem aufklärerischen Verständnis kritischer Wissenschaft ergab sich für ihn zwingend die Verpflichtung zum öffentlichen Engagement, zur Unterstützung sozialer Bewegungen bis hin zum physischen Einsatz (Sitzblockade in Mutlangen) und generell zur - auch ungebetenen - streitbaren politischen Intervention. Walter Jens verkörperte die Synthese von Wissenschaft und Demokratie, die dem BdWi seinen Namen gab. Eine andere Bezeichnung für diese Synthese lautet "gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft".
Walter Jens wollte die Wissenschaft immer wieder verpflichten, sich mit den gesellschaftlichen Folgen ihres Tuns auseinanderzusetzen und diese selbst zum Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion zu machen. Entsprechend lautet das Resumée eines Artikels, den er für die Ausgabe 2-1984 der Zeitschrift Wissenschaft & Frieden vor dem Hintergrund der Friedensbewegung verfasste: "Überwindung der Diskrepanz von Wissenschaft und Ethik im Rahmen nüchterner Selbstreflexionen auf die Konsequenzen des eigenen Tuns, die kleinen Vergröberungen um die großen Perversionen: Das bedeutet, dazu beizutragen, die Verpflichtung, der Erhellung des verum zu dienen, durch das Selbst-Gebot zu ergänzen, das da besagt: Es ist nicht Aufgabe der Wissenschaft, sondern ein Verstoß gegen ihre Aufgabe, das Humanitäts-Potential zu vergrößern, wenn das verum zum Fetisch wird, weil sein Korrelat, das bonum, den Blicken entschwindet."

Torsten Bultmann (politischer Geschäftsführer)

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