Raketen-Forscherin soll Uni-Präsidentin werden
Pressemitteilung aus der Mitte des Akademischen Senats der Universität Hamburg
Hamburg, den 26.06.2006
Raketen-Forscherin soll Uni-Präsidentin werden!
Prof. Dr.-Ing. Monika Auweter-Kurtz ist Raketenforscherin und Leiterin des Instituts für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart. Seit Jahren forscht die Professorin an einem Arcjet-Lichtbogentriebwerk, der die Raketentechnologie revolutionieren soll. Mit ihrem Raketenantrieb soll die Menschheit zum Mars katapultiert werden: das ist eine der Visionen von Frau Prof. Auweter-Kurtz, die jetzt Präsidentin der Universität Hamburg werden will.
Todbringende Geschäfte mit Rüstungskonzernen
Als Leiterin des "Steinbeis-Transferzentrums für Plasma und Raumfahrttechnologie" betreibt sie allerdings nicht nur Grundlagenforschung für die Raumfahrtindustrie, sondern auch Geschäfte mit Rüstungskonzernen. Als Referenz und Projektpartner ihres Technologie-transferzentrums wird im Internet die Rüstungsfirma Bayern-Chemie Protac genannt.
Der Rüstungskonzern Bayern-Chemie Protac liefert mit seinem luftatmenden Strahltriebwerk den Antrieb für die Meteor-Rakete. Diese lenkbare Luft-Luft-Rakete ist die Hauptbewaffnung des Eurofighter Typhoon, einer Exportversion des 85 Millionen Euro teuren Jagdflugzeugs Eurofighter EF 2000.
Das Transferzentrum von Prof. Auweter-Kurtz hat für den Auftraggeber Bayern-Chemie Protac neues Material für die Brennkammer von Raketen getestet. Das "Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen", lies der Geschäftsführer und Institutsmitarbeiter, Herr Dr.-Ing. Georg Herdrich auf einer Veranstaltung im Dezember 2005 verlauten.
Zündende Idee der Präsidenten-Findungskommission
Die Kandidatin Auweter-Kurtz haben der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz a.D., Prof. Klaus Landfried, als Berater der Findungskommission und der Vorsitzende des Hochschulrats der Universität, Herr Prof. Jürgen Timm, gesucht und gefunden. Ihrer Meinung nach, seien die Bewerbungen auf die öffentliche Ausschreibung indiskutabel gewesen, weshalb man sich von der Sozietät für Unternehmensplanung (SUP) aus Basel, einem Headhunter für Führungskräfte beraten lies. "Die Goldfische der einzelnen Märkte werden von SUP systematisch und frühzeitig entdeckt und für ihren weiteren Führungsweg analysiert, beraten und in behutsamer professioneller Weise gecoacht, sozusagen "feinjustiert"", heißt es auf deren Internetseite. "Den Kandidaten bringt das entgegen-gebrachte Vertrauen das nötige Selbstbewusstsein, um in künftigen Führungspositionen Höchstleistungen zu erbringen."
Kompetenzcluster Rüstungs- und Luftfahrtindustrie
Die politische Orientierung bei der Kandidatensuche hat offensichtlich das Leitbild Wachsende Stadt gegeben, denn in dem Regierungsprogramm von CDU-Senat und Handels-kammer ist das Wirtschaftscluster Luftfahrtindustrie klar benannt. Auch Wissenschaftssenator Jörg Dräger wird von der Kandidatin begeistert sein, da sie nicht nur das "Kompetenzcluster" repräsentiert, sondern auch noch seinen Auftrag an die Hochschulen, den "Innovations- und Wissenstransfer von den Hochschulen zu den Unternehmen weiter zu verstärken" geradezu personifiziert.
Wissenschaftliche Laufbahn auf dem Planeten Erde
Der Traum der Kandidatin von der Marsmission ist leicht zu erklären: Frau Auweter-Kurtz ist in Stuttgart geboren, hat dort auf dem Heidehof-Gymnasium ihr Abitur gemacht, um an der Universität Stuttgart zu studieren und auch dort "Zur Dynamik der mit Kaltgas angeströmten Lichtbogensäule" zu promovieren. Zeitgleich kehrte sie an das Heidehof-Gymnasium zurück, wo sie neun Jahre als Physiklehrerin die Unterstufe unterrichtete. Ihre Habilitation zum Thema "Lichtbogenantriebe für Weltraumaufgaben" ist ebenfalls an der Universität Stuttgart erfolgt, genauso wie sie ihren Ruf als erste und einzige Professorin für Raumfahrt in Deutschland und wahrscheinlich auch weltweit an der Universität Stuttgart erhalten hat.
In der Stuttgarter Zeitung wird Prof. Auweter-Kurtz nach dem Antritt ihrer Professur folgendermaßen zitiert: "Vor der Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde NASA und der US Air Force hat sie keine Hemmungen. Wissenschaft und Militärforschung könne man nun mal nicht voneinander trennen. Und der Verteidigungsauftrag sei im Grundgesetz verankert."
Die Universität hat eine Präsidentin verdient und keine Rüstungsforscherin!
Die Universität Hamburg hat eine Präsidentin verdient, die keine Geschäfte mit Rüstungskonzernen macht - auch nicht zur Drittmittelfinanzierung von Professuren und Mitarbeiterstellen, sondern sich gegenüber der Politik entsprechend des Leitbildes der Universität für "die Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft für eine friedliche und menschenwürdige Welt" einsetzt.
Die Universität Hamburg hat eine Präsidentin verdient, die sich nicht privat an den Nebeneinkünften aus Rüstungsgeschäften bereichert und in ihrer gecoachten Bewerbung damit prahlt, dass sie aus eben dieser Tätigkeit für das Steinbeis-Transferzentrum im Jahr 2006 mit deutlich steigenden Einkünften rechnet.
Die Universität Hamburg hat eine Präsidentin verdient, die ihre hochschul- und wissenschaftspolitische Ideen im Kontext des universitären Leitbildes entwickelt und darüber hinaus bereit ist, diese gemeinsam mit den universitären Gremien und Statusgruppen zu einer Konzeption zu entwickeln, die der gesellschaftspolitischen Bedeutung und Verantwortung von Lehre und Forschung an der Universität Hamburg gerecht wird.
Prof. Auweter-Kurtz erfüllt diese Voraussetzungen nicht.
Für Rückfragen steht Ihnen Bela Rogalla, Mitglied des Akademischen Senats, unter Tel. 0176 271 80 939 gerne zur Verfügung