Forum Wissenschaft 3/2020
07.09.2020: Science and future. Debatten um Klimakrise und Wissenschaft
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Seit dem Frühjahr 2020 beherrscht die Covid-19-Pandemie die tagesaktuellen Schlagzeilen. Andere Themen und Fragestellungen scheinen dahinter zu verschwinden.
Auch die Probleme der multiplen gesellschaftlichen Krisen sind kaum noch präsent. Das bedeutet freilich nicht, dass sie bewältigt wären. Im Gegenteil: Die Folgen des globalen Klimawandels werden deutlicher denn je - der Handlungsdruck steigt. Die Aktivitäten der "Fridays for future" hatten 2019 die Problematik der Klimakrise mit ungekannter Wucht auf die politische Agenda gehoben. Dies führte auch zu einer beeindruckenden Aktivierung vieler Wissenschaftler*innen unter dem Label "Scientists for future".
Unter Wissenschaftler*innen, die sich mit Klima- und Umweltfragen auseinandersetzen, ist es mittlerweile nahezu Konsens, dass die rasante Klimaerwärmung zum erheblichen Teil auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist. Die politische Aktivierung so vieler Kolleginnen und Kollegen signalisiert die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Ähnliche Tendenzen beobachten wir auch im wissenschaftlichen Umgang mit der Coronakrise. Insofern drängt sich die Frage auf, welche Folgen die Covid-19-Pandemie und ihre gesellschaftliche Bewältigung für die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel haben könnte. Diese Frage wollen wir im Themenschwerpunkt dieses Heftes ebenso untersuchen, wie die umstrittenen Formen der Bearbeitung der Klimakrise. Inwiefern lassen sich Klimakämpfe mit anderen Handlungsfeldern zusammenführen? Welche Forderungen ergeben sich aus feministischer Perspektive und mit Blick auf koloniale Kontinuitäten in der Umwelt- und Klimapolitik? Aus wissenschaftspolitischer Sicht geht es natürlich auch um notwendige Veränderungen im Hochschulbereich. Dies betrifft infrastrukturelle (auch bauliche) Aspekte, vor allem aber die Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in den schulischen und akademischen Bildungsalltag. Nicht zuletzt ergibt sich auch Handlungsbedarf hinsichtlich der demokratischen Partizipation an Entscheidungsprozessen zu klimagerechter Hochschulentwicklung. Womit wir wieder bei Corona wären: Die Hochschuldemokratie hat unter den pandemiebedingten Einschränkungen erheblich gelitten. Sie bedarf unserer Reaktivierung und Weiterentwicklung.
Inhalt:
Klimakrise und Wissenschaft
Alina Brad, Ulrich Brand und Mathias Krams: Zur politischen Ökologie von Klima- und Corona-Krise
Imeh Ituen: Kapitalismus, Rassismus und Wirtschaftspakete
Jürgen Scheffran: Wissenschaft an der Klimafront
Meike Spitzner: Transformative Klimapolitik
Mandy Gratz und Anja Zürn: Naturverhältnisse feministisch denken
Antonia Mayr: Biodiversität und Ökosystemleistungen
Katrin Anneser: Strategien der Krisenbewältigung
Lydia Reismann: Bildungssystem als Katalysator
Isabel Ossadnik: Zukunftswerkstatt Hochschule
Students for Future an der Uni Hildesheim: Zukunftsfähige Wissenschaft
Vanessa Hack: Zwischen Chance und Scheitern
Bildung und Wissenschaft
Asli Telli Aydemir: Dissent in Higher Education
Gesellschaft
Caro Bohn: Bestärkend und demokratiefördernd
Marcus Schwarzbach: Warum aufhören,wenn es spannend wird?
Die Printversion kann hier bestellt werden.