BdWi - Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Gegen den Strom schwimmen - 50 Jahre BdWi

  
 

978-3-939864-24-0; Foto: psdesign1 / fotolia.com

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Gegen den Strom schwimmen -
50 Jahre BdWi

Mit Beiträgen von: Dieter Boris, Torsten Bultmann, Herbert Claas, Georg Fülberth, Daniel Gaittet, Gudrun Hentges, Klemens Himpele, Steffen Käthner, Sabine Kiel, Reinhard Kühnl, Morus Markard, Gisela Notz, Peer Pasternack, Lothar Peter, Rainer Rilling, Paul Schäfer, Sonja Staack, Mareike Strauß, Gerd Wiegel, Frieder Otto Wolf

ISBN 978-3-939864-24-0, Mai 2018, 80 Seiten A4, 10,00 EUR

Hier kann der Band bestellt werden.

Am 26.10.1968 kamen auf Einladung von Werner Hofmann in Marburg 18 Hochschullehrer*innen aus verschiedenen Orten zusammen, um sich für eine "ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewußte Wissenschaft, für Erweiterung der Formen von Öffentlichkeit, von Mit- und Selbstbestimmung und gegen antidemokratische Tendenzen in Hochschule, Bildungswesen, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat" zusammenzuschließen und gründeten den Bund demokratischer Wissenschafter (BdW). Werner Hofmann wird erster Vorsitzender, außerdem gehören dem Vorstand namhafte Professoren an : Walter Jens, Wolfgang Klafki, Hans Jörg Sandkühler, Wolfgang Abendroth, Jürgen Habermas, Rafael de la Vega, Heinrich Düker.

Seither sind fünf Jahrzehnte vergangen - Name, Mitgliedschaft und politische Arbeitsfelder des Verbandes haben manchen Wandel durchlaufen. Der Honoratiorenverein der Gründungszeit war stark an die Person Werner Hofmanns und dessen Initiativen gebunden und schlief nach seinem unerwarteten Tod 1969 ein.

Die Wiederbelebung erfolgte 1972 als politischer Kampfverband in der Auseinandersetzung um demokratische Hochschulreformen und gegen Berufsverbote. In den folgenden Jahren erreichte der Bund demokratischer Wissenschaftler seinen Mitgliederzenit mit knapp 2.000 Mitgliedern. Anfang der achtziger Jahre zeigte sich, dass die bisherige Agenda des BdWi weitgehend erschöpft war. Rückläufige Mitgliederzahlen deuteten auf eine Stagnation des Verbandes hin, der plötzliche Tod der Geschäftsführerin Helga Koppel im Herbst 1982 hinterließ nicht nur organisatorisch eine Lücke.

Ab 1983 erfand sich der BdWi ein weiteres Mal neu. Mit Geschäftsführer Rainer Rilling wurden neue Themenfelder erschlossen, die neuen sozialen Bewegungen und insbesondere die Friedensbewegung wurden zu wichtigen Partner*innen. Im BdWi entstanden zahlreiche Gutachten zur Kritik der herrschenden Forschungs- und Technologiepolitik, häufig im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion. Mit der Gründung der Zeitschrift Forum Wissenschaft und des BdWi-Verlages expandierte der Verband publizistisch und auch strukturell. Büros in Bonn und Berlin sowie vorübergehend auch in Hamburg und Leipzig ergänzten die Marburger Geschäftsstelle. Der Untergang der DDR und die nachfolgenden Kämpfe von Wissenschaftler*innen an Osthochschulen gegen ihre Abwicklung durch westdeutsch dominierte Kommissionen erweiterten den Aktionsradius des BdWi inhaltlich wie personell. In Verbindung mit einer Satzungsänderung, die ab 1990 auch Studierenden den Beitritt zum BdWi ermöglichte, stieg nun auch die Mitgliederzahl bis 1991/92 noch einmal deutlich an, dennoch war die Expansionsstrategie nicht auf Dauer erfolgreich.

Vielmehr muss der BdWi seitdem einen Prozess der allmählichen, aber kontinuierlichen Schrumpfung moderieren und seine politischen Aktivitäten mit geringer werdenden Ressourcen umsetzen. Bisher ist dies - wenn auch immer nur knapp - gelungen. Die Öffnung für Studierende als Mitglieder führte auch inhaltlich zu einer verstärkten Verbindung mit studentischen Kämpfen - die Auseinandersetzung mit dem Modell der "unternehmerischen Hochschule" und seinen Konsequenzen bestimmt einen wesentlichen Teil der Arbeit des BdWi, ohne dass dadurch andere Themenfelder ins Abseits geraten wären.

Festzuhalten bleibt : Trotz aller Veränderungen sind die politischen Grundanliegen des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieselben geblieben. Seit fünf Jahrzehnten setzt sich der BdWi an der Nahtstelle von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit kritisch mit der Wissenschaftsentwicklung auseinander - und wird dies auch weiterhin tun, getreu der Feststellung unseres langjährigen Mitglieds, des Psychologen Klaus Holzkamp : "Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen".

Die Gründung des BdWi jährt sich nun also zum 50. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlichen wir diesen Sammelband. Er gibt nicht nur ein halbes Jahrhundert Verbandsgeschichte wieder, sondern vermittelt auch grundlegende Einblicke in die Sozial- und Gesellschaftsgeschichte Deutschlands seit 1968, insbesondere in die Entwicklung kritischer Wissenschafts- und Hochschulpolitik.

Die Autor*innen der rund 15 Beiträge und mehrerer persönlicher Porträts sind (oder waren) als Beteiligte aus verschiedenen Generationen dem BdWi eng verbunden. Als Zeitzeug*innen schildern sie die erlebten Kämpfe und Auseinandersetzungen - für Hochschulreformen und gegen Berufsverbote, für Frieden und Abrüstung und gegen geschlechterspezifische Diskriminierung, für einen freien Studienzugang für alle und gegen den neoliberalen Umbau der Hochschulen.

50 Jahre BdWi beinhalten einen umfangreichen Schatz an politischen Erfahrungen und Erkenntnissen, die es zu bewahren lohnt. Dazu soll dieser Sammelband beitragen. Für die Mitarbeit und umfangreiche Unterstützung danken wir allen Autor*innen sowie allen Partnerinnen und Partnern.

Marburg im Mai 2018

Torsten Bultmann und Steffen Käthner
(Geschäftsführung des BdWi)

Inhalt

Vorwort

Gegen den Strom schwimmen - 50 Jahre BdWi

Laudatio

Warum der BdWi in Deutschland unverzichtbar ist :
Heutige Aufgaben eines Zusammenschlusses kritischer Wissenschaftler*innen

1968 bis 1983

BdWi-Gründung im Jahre 1968, eine 68er Gründung?

Vom Honoratiorenverein zum "Massenverband":
Die Wiederbelebung des Bundes Demokratischer Wissenschaftler 1972

Berufsverbote und Hochschulreform
Der BdWi in den siebziger Jahren

Der BdWi und seine politischen Gegner

1983 bis 1999

Auf & Ab
Die Entwicklung des BdWi ab 1983

BdWi und Feminismus - ein schwieriges Verhältnis?

BdWi und Friedensbewegung

Ungebrochene Kontinuität
50 Jahre Kampf gegen rechte Tendenzen in Wissenschaft und Gesellschaft

Auch schon lange her
1989 und was danach kam

1999 bis 2018

Studierende im BdWi

Die Aufgaben des BdWi in der "Unternehmerischen Hochschule"
und die Perspektiven über diese hinaus

Wissenschaftsentwicklung und Wissenschaftspolitik
am Beispiel des Verhältnisses von Kritischer Psychologie und BdWi

50 Jahre. Und jetzt ?
Skizze einer Zukunft

Porträts

Werner Hofmann (1922 - 1969)

Reinhard Kühnl (1936 - 2014)

Helga Koppel (1924 - 1982)

Rainer Rilling

Torsten Bultmann

Vera Klier

Gunter Quaißer

Steffen Käthner

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