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HerrschaftsVerhältnisse – Krisen, Lebensweise(n) und soziale Kämpfe in der BRD
Donnerstag, 03.10.2013, 14:00 Uhr bis Sonntag, 06.10.2013, 13:00 Uhr
Herbstakademie, Werftpfuhl
Ort: Kurt-Löwenstein-Haus, Werftpfuhl
Veranstalter: BdWi, Rosa-Luxemburg-Stiftung, u.a.
Mitten in den sich zuspitzenden Krisenprozessen in Europa erscheint die gesellschaftliche und politische Entwicklung in Deutschland wie die Ruhe im Zentrum des Sturms. Während in anderen europäischen Ländern relevante Teile der Bevölkerung gegen Austeritätspolitik und Ent-Demokratisierung revoltieren, herrscht in Deutschland weitgehend Ruhe. Gleichzeitig wird das »deutsche Modell« zum zweifelhaften Vorbild für ein neoliberales Krisenmanagement erkoren.
Doch wie stabil sind die Verhältnisse? Maßgeblich dafür sind eine Reihe von Spaltungen: Prekäre versus Kernbelegschaften, »gesellschaftliche Mitte« gegen »Unterschichten«, prekäre Sorgearbeit wird an MigrantInnen ausgelagert. In der Krise wird v.a. bei der arbeitslosen »Unterschicht« gekürzt, rassistische Krisendiskurse a la Sarrazin haben viel Zuspruch.
Doch gleichzeitig nehmen die Widersprüche zu: das Vertrauen in Parteien und parlamentarisches System schwindet, Kehrseite der florierenden Exportindustrie sind Burnout und die Krise der neoliberalen Lebensweise. Neoliberale Anrufungen von Flexibilität und individueller Freiheit erschöpfen sich in der Realität prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse.
Gemeinsam wollen wir versuchen, die widersprüchlichen Verbindungen von Klassenverhältnissen, Rassismus, hierarchischen und hetero-normativ geprägten Geschlechterverhältnissen zu verstehen. Es geht darum, nicht von gelingender Herrschaftsausübung auszugehen, sondern die Widersprüche, Krisen und sozialen Kämpfe in den Blick zu nehmen:
1. Welche gesellschaftlichen Auseinandersetzungen werden um die Care-Krise, die sozial-ökologischen Krisen und die Prekarisierung alltäglicher Lebensweisen geführt? Wo liegen Widersprüche zwischen linker Klassenpolitik, antirassistischen und feministischen Kämpfen? Wie können Spaltungslinien durch solidarische Allianzen überwunden werden?
2. Wie können Einstiege in sozialistische Gesellschaftsveränderungen aussehen, die die Vielfalt gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse und Emanzipationskämpfe zum Ausgangspunkt nehmen? Welche Rolle spielt die »Parteifrage« angesichts der Suche nach neuen Organisierungsformen und der Krise der Repräsentation für die Verbindung unterschiedlicher gesellschaftlicher Kämpfe und Bewegungen?
Programmentwurf Donnerstag, 3. Oktober:
13.00 Uhr Anreise, Mittagessen, Begrüßung, Organisatorisches
14.30 Uhr Programmbeginn
Herrschaft im neoliberalen Kapitalismus revisited: Klassen – Rassismus – Geschlechterverhältnisse * Gundula Ludwig (Uni Wien): Queer-feministisch-marxistische Perspektiven
* Mario Candeias (Institut für Gesellschaftsanalyse, RLS): Exportmodell, Prekarisierung und Krisen im Zusammenhang von Klasse, Rassismus und Geschlecht
Freitag, 4. Oktober:
Arbeitsgruppenphase: Einführungen zu Gesellschaftskritik * 3 AGs mit Diskussion auf Textgrundlage, Teilnehmer_innen wählen mit der Anmeldung eine AG und bekommen den Text vorab per Mail zugesandt. Bei Anmeldung (siehe unten folgendes Formular) bitte eine AG angeben!
- AG1: Lebensweise, Geschlechterverhältnisse, Subjekt - Kapitalismuskritik mit Gramsci und Butler (mit Gundula Ludwig)
- AG2: Kapitalismus und Gesellschaft(skritik). Wie können wir den Zusammenhang unterschiedlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse verstehen? (mit Flo Becker)
- AG3: Klassenkämpfe. Marxistische Klassentheorie und die Diskussion um "Klassismus" (mit Janek Niggemann und Sebastian Friedrich)
Nachmittag:
* Markus Wissen (Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin): Grünes Wachstum und »Bionade-Bourgeoisie«?
* Wolfgang Menz (ISF München): »Permanente Krise« und Herrschaft durch Unsicherheit
Samstag, 5. Oktober:
* Maria do Mar Castro Varela (Alice-Salomon Hochschule, Berlin): Herrschaftszusammenhänge und gegen-hegemoniale Bündnisse
* Sebastian Friedrich ("kritisch lesen", Berlin): Deutungskämpfe um die Krise zwischen Einwanderungsdiskurs und "Unterschichts"-debatte
Nachmittag:
Wie wollen wir leben? Kämpfe in der Krise der Reproduktion * Anna Stiede (Institut für Gesellschaftsanalyse der RLS): Reproduktionskrise und soziale Bewegungen in Deutschland und Italien
* Mike Laufenberg (TU Berlin, Gruppe „kitchen politics“): Communities of Care? Verbindungspunkte queerer und antikapitalistischer Perspektiven
Abenddiskussion: Risse im „Modell Deutschland“?
Perspektiven sozialer Kämpfe mit Aktiven aus sozialen Bewegungen:
* Jana Seppelt (verdi Stuttgart): Kämpfe um das Öffentliche und neue Streikkultur in der Kita
* Jan Latza: Kämpfe um die solidarische Gesundheitsversorgung
* Tashy Endress (Kotti&Co): Kämpfe um Wohnen und das Recht auf Stadt
Sonntag, 6. Oktober:
Partei ergreifen?! (Klassen-)Kämpfe, solidarische Bündnisse und die Perspektive der »gesellschaftlichen Partei« * Alex Gallas (Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin): Die Krise der Demokratien in Europa und die Perspektive einer „radikalen Transformation“. Zum Verhältnis von Klassenpolitik und sozialen Bewegungen für „echte Demokratie“.
* Christina Kaindl (Bereich »Strategie und Grundsatzfragen« der Partei Die Linke), Flo Becker (Institut für Gesellschaftsanalyse, RLS): »Revolutionäre Realpolitik« und die Perspektive einer »gesellschaftlichen Partei«
12.45 Mittagessen, Abreise
Der Zeit- und Themenplan wird noch aktualisiert, bitte auf Ankündigungen achten auf der Webseite: www.bdwi.de
Tagungsleitung: Flo Becker, Janek Niggemann
Teilnahmebeitrag: 50 Euro bei Unterkunft im Mehrbettzimmer, 100 Euro im Einzelzimmer
Überweisung bitte bis 27. September an:
FIB beim BdWi
Volksbank Mittelhessen
BLZ: 513 900 00
Konto: 164 869 14
Anmeldung an: FIB beim BdWi, Gisselberger Str. 7, 35037 Marburg
E-Mail: fib@bdwi.de
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