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»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Forum Wissenschaft 3/2024

10.09.2024: Kritische Jurist*innen

  
 

Forum Wissenschaft 3/2024; Foto: William Potter / shutterstock.com

Befunde aus Wissenschaft und Justiz

Die Rechtswissenschaft gehört zu den traditionellen Wissenschaftsdisziplinen. Schon bei der Entstehung der ersten europäischen Universitäten im späten Mittelalter gehörten juristische Fakultäten dazu. Bis heute ist ein Jurastudium ohne Auseinandersetzung mit dem Römischen Recht der Antike undenkbar.

In einer modernen Gesellschaft, die sich wie die Bundesrepublik als demokratischer und sozialer Rechtsstaat definiert, spielen Gesetzgebung und Rechtsprechung eine überragende Rolle. Nicht zufällig ist der Anteil von Jurist*innen in den gesellschaftlichen Eliten von Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Medien und - besonders naheliegend - Justiz überproportional hoch.

Kürzlich wurde der 75. Jahrestag des Inkrafttretens des deutschen Grundgesetzes begangen. Ein guter Zeitpunkt, so finden wir, um die Situation in Rechtswissenschaft und Justiz einer kritischen Bestandsaufnahme zu unterziehen.

In einem so traditionsbeladenen Fach wie der Rechtswissenschaft verdienen etwa diese Traditionen eine kritische Betrachtung: Wie steht es um die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Erbes in Rechtswissenschaft und Justiz? Welche Kontinuitäten wirken dort bis in die Gegenwart? Das Recht hatte immer auch einen klassenspezifischen Charakter. Lassen sich auch heute noch Elemente einer Klassenjustiz finden oder sind vor dem Gesetz wirklich alle gleich? Welchen Reformbedarf gibt es, um eine volle Geschlechtergerechtigkeit im Recht zu verwirklichen? Und was bedeuten bestehende rechtliche Ungleichheiten für Reformen der juristischen Ausbildung?

Darüberhinaus wollen wir in diesem Heft das Potenzial des Grundgesetzes für gesellschaftliche Veränderungen ausloten, betrachten problematische Entwicklungen wie die Wiedereinführung des studentischen Ordnungsrechts und stellen das Konzept der Refugee Law Clinics vor, mit dem im Rahmen des juristischen Studiums niedrigschwellige rechtliche Unterstützung für Geflüchtete organisiert wird.

Wir danken allen Autor*innen dieser Ausgabe für ihre Mitarbeit.

Einen Beitrag in eigener Sache haben wir diesmal auch: Georg Fülberth erinnert an das Leben und Wirken der langjährigen BdWi-Geschäftsführerin Helga Koppel, deren Geburtstag sich am 27. August zum 100. Mal jährte.

Aus dem Inhalt:

Kritische Rechtswissenschaft

  • Rückkehr des studentischen Ordnungsrechts?
  • Lea Dahms kritisiert die Anwendung der "Extremismustheorie"

  • War dawas?
  • Sascha Regier beleuchtet das Problem der "Klassenjustiz" als einen "blinden Fleck" in der Rechtswissenschaft

  • Refugee Law Clinics
  • Über niedrigschweillige juristische Unterstützung für Geflüchtete informiert Annalena Mayr

  • Eine kritische Juristin, die Geschichte schrieb
  • Gisela Notz zeichnet Leben und Wirken der sozialdemokratischen Juristin Elisabeth Selbert nach

  • Arbeiterbewegung, Staat, Demokratie, Sozialismus
  • Wolfgang Abendroths Interpretation des Grundgesetzes analysiert Andreas Diers

  • Erkämpft das Menschenrecht!
  • Artur Brückmann beleuchtet die Friedensstaatlichkeit als Gehalt des Grundgesetzes

  • Transgeschlechtlichkeit und Strafvollzug
  • Lara Mann kommentiert die besondere Problematik der Organisation des Strafvollzugs für transgeschlechtliche Gefangene

  • Die Justiz und ihre Opfer
  • Anne Christine Schmidt schildert ihre Erfahrungen mit der deutschen Justiz als Betroffene sexualisierter Gewalt

  • Zuchtmittel und schädliche Neigungen
  • NS-Kontinuitäten im Jugendstrafrecht ergründen Lisa Tölle, Jan Tölle und Michèle Winkler

Bildung und Wissenschaft

  • Macht euch nichts vor und lasst euch nichts vormachen
  • Jos Schnurer erläutert den Zusammenhang von Ideologiekritik und Demokratie

  • Erinnerung an Helga Koppel
  • Zu ihrem 100. Geburtstag erinnert Georg Fülberth an die ehemalige Geschäftsführerin des BdWi

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