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Klaus Holzkamp

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Forum Wissenschaft 2/2020

15.06.2020: 30 Jahre Deutsche Einheit. Bilanz und Perspektiven

  
 

Forum Wissenschaft 2/2020; Foto: meunierd / shutterstock.com

Am 1. Juli 1990 trat der zwischen der BRD und der DDR vereinbarte Vertrag über die "Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion" in Kraft. Die damit verbundene Aufgabe des letzten Restes staatlicher Souveränität der DDR jährt sich in diesen Tagen zum 30. Mal. Ihre Bewohner*innen gewannen eine harte Währung für unbegrenzte Reisemöglichkeiten und verloren ihre Jobs. Für die Bürger*innen der DDR verwandelten sich über Nacht die kompletten Lebensumstände. Der Autor dieser Zeilen wusste bis zum November 1989 recht genau, wie die nächsten 25 Jahre seines Lebens aussehen würden. Im Sommer 1990 war kaum zu erahnen, was der nächste Tag bringen werde. Die Ostdeutschen erlebten das Jahr 1990 als permanenten Ausnahmezustand (insoweit erinnern die Erlebnisse der letzten drei Monate durchaus an damals), für nicht wenige sollte er jahrelang anhalten. Und im Westen? Gab es Steuererhöhungen und eine neue Postleitzahl.

Viele kritisierten 1990 die Versprechungen Helmut Kohls, schon bald werde sich "der Osten" in "blühende Landschaften" verwandeln; es gab durchaus einzelne Prognosen, nach denen aus der DDR dauerhaft eine Region mit deutlich verminderter Wirtschaftskraft werde - eine Art deutscher "Mezzogiorno". Dennoch hätten die wenigsten damals erwartet, dass auch im Jahr 2020 noch immer erhebliche ökonomische, soziale, kulturelle und politische Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen, die in öffentlichen Debatten thematisiert und reproduziert werden. Immerhin hat mittlerweile eine sachliche Ursachenforschung begonnen, die sich um die Vermeidung von Klischees bemüht und z. B. die massiven sozialen und emotionalen Verwerfungen der "Treuhand-Politik " der 90er Jahre in den Fokus nimmt.

Eine kritische Würdigung der Vereinigungspolitik muss nicht zwingend zu progressiven politischen Schlussfolgerungen führen. Sie kann auch zu bloßer DDR-Nostalgie beitragen oder ein völkisch begründetes antidemokratisches Weltbild verstärken. Ohne sie ist aber eine Stärkung demokratischen Bewusstseins in den (gar nicht mehr so) Neuen Bundesländern undenkbar. Zugleich muss sich aber auch im Westen ein Verständnis dafür entwickeln, die ostdeutsche Nachkriegsgeschichte (vor allem auch die der Nachwendezeit) als Teil der eigenen zu begreifen.

Dazu wollen wir mit dem Themenschwerpunkt dieses Heftes beitragen.

Inhalt:

30 Jahre Deutsche Einheit

Astrid Landero: Nach 30 Jahren noch mit Emanzipationvorsprung?

Gisela Notz: 30 Jahre nach der Wende

Thomas Klein: Erinnerungspolitische Verwerfungen

Stefan Bollinger: Die ungeliebte Geschichte

Manfred Weißbecker: Problembeladen: "Wissenschaftsumbau Ost"

Johannes Häfner: Verschüttetes Wissen

Thomas Klein: "Freiheit und Sozialismus!"

Juliane Nagel: Leipzig Island

Markus Jentzsch: Für einen Aufbruch im Osten

Coronakrise

Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen: Demokratie- und Grundrechteabbau in der Coronakrise beenden!

fzs-Ausschuss Studienreform: Sommersemester 2020

Teresa Petrik: Entschleunigt oder abgehängt?

Gesellschaft

Martin G. Maier: Ambivalenter Umgang

Joachim Hösler: Bilder für den Frieden

Karlheinz Lipp: Der rote Priester der französischen Revolution

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