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Klaus Holzkamp

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Wenn People of Color die Hochschule verlassen

18.06.2023: Was verbleibt und was mit ihnen die Universität verlässt

  
 

Forum Wissenschaft 2/2023; Foto: Ollyy / shutterstock.com

Karrierewege und Durchlässigkeit des deutschen Hochschulsystems sind im Hinblick auf spezifische Bevorzugung bzw. Benachteiligung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen teils gut erforscht und - etwa mit Blick auf das Geschlechterverhältnis - auch gut dokumentiert. Bezüglich der Perspektiven von Wissenschaftler:innen of Color und im Besonderen Lehrenden of Color gibt es hingegen sehr wenig belastbare Befunde. Dies gilt auch für den Ausstieg betreffender Wissenschaftler:innen aus dem akademischen Betrieb. Vildan Aytekin unternimmt in ihrem Beitrag eine Annäherung an die Hintergründe dieses Problems.

Obwohl die Zahl des wissenschaftlichen Personals of Color an deutschen Hochschulen seit der Jahrtausendwende steigt1, gibt es kaum Erhebungen und Forschung zu Bestandszahlen, Herausforderungen, Strategien und Rassismus- sowie Diskriminierungserfahrungen.2

Dürftige Datenlage

Zwar können durchaus aussagekräftige Forschungsarbeiten über die Diskriminierungserfahrung des Wissenschaftspersonals nach sozialer Herkunft gefunden werden3, doch zu Wissenschaftler:innen of Color und im Besonderen Lehrenden of Color gibt es vergleichsweise viel zu wenig.4 Die ersten elaborierten Zahlen über "rassifizierende und ethnisierende Zuschreibungen" im akademischen Mittelbau liegen uns lediglich seit dem letzten Gender Report 2022 für NRW vor, bei dem u.a. gezeigt werden konnte, dass "mehr als jede zehnte befragte Person im Mittelbau […] dem Risiko rassistischer oder ethnisierender Diskriminierung ausgesetzt [ist]"5. Obwohl Diversität, Inklusion und Antidiskriminierung - wenn auch nur zögerlich - zunehmend in den universitären Alltag aufgenommen werden, zeigt ein kursorischer Blick in unsere Institutionen, dass wir selten mehr als "one-minority-per-pot"6 in unseren Arbeitsgruppen oder Lehrstühlen haben. Besonders prekär, konflikthaft und herausfordernd wird der universitäre Arbeitsalltag für Wissenschaftler:innen of Color, wenn sie Lehr- und Forschungsinhalte bedienen, die sich selbst wiederum mit gesellschaftlichen Macht- und Differenzverhältnissen beschäftigen.7

Wenig bekannt sind auch die Abbruch- bzw. Kündigungs- und Erfolgsquoten von Wissenschaftler:innen of Color. Aufgrund der fehlenden amtlichen Statistiken können hierzu entsprechend nur Annahmen formuliert werden.8 Daher richtet der vorliegende Beitrag seine Aufmerksamkeit auf das bisher empirisch unbeachtete Phänomen des Ausstiegs aus Wissenschaft von Personen of Color. Beenden_Ausstieg_Abbruch wird hier in einer machtkritischen Ausrichtung, unter Rückgriff auf den Begriff der "epistemic violence"9 als ein Moment hegemonialer Wissensregulation aufgefasst und um Sousa Santos‘ Idee des "Epistemizid", "the murder of knowledge" präzisiert.10 Der Begriff der epistemischen Gewalt ermöglicht dabei historisch eingeschriebene Rechtfertigungsmuster im Wissenschaftssystem zu problematisieren, durch die spezifische Wissensformen und -inhalte beispielsweise als illegitim markiert, nicht anerkannt und letztlich aus dem Kanon exkludiert werden.

Die vorliegende (auto)ethnographische Auseinandersetzung11 mit Erfahrungen von ehemaligen Wissenschaftler:innen of Color möchte die sozialen Implikationen sowie die Gewaltförmigkeit von Marginalisierungsprozessen von Wissensformen diskutieren. Dafür wurden die Stimmen derjenigen aufgesucht, "die auf der anderen Seite der Wahrheit, Rationalität, Normalität, Normativität, Universalität und Wissenschaftlichkeit"12 positioniert werden. In der Studie wird den Stimmen derjenigen Gehör geschenkt, "who have shared with me their pain, their strength, their challenges, their courage, and their resistance to racism in the academy"13. Autoethnographisch forschen meint hier, dass das Gespräch mit ehemaligen Kolleg:innen of Color ausgezeichnet ist durch "that same eye roll, that same sigh, and that same uncomfortable laugh…signalling immediately that one familiar feeling, exhaustion"14. Entsprechend wird hier keine Neutralität suggeriert. Mein Zuhören ist im Gegenteil strategically emotional<a href="#fn15<a name="fa, "challenging the monopoly whiteness has on [BIPoC] women‘s emotionality: as only angry or strong"16.

Ausgehend davon, dass Universitäten "neither innocent nor neutral" sind, ebenso wie "part of the epistemic power" darstellen, die regulierende, autorisierende und entscheidende Operationen darüber verfügen, "what knowledge is and whose knowledge counts"17, wird die Entscheidung, das Beschäftigungsverhältnis an der Universität zu beenden sowie die Forschungsdiskurse zu verlassen, als u.a. die Folge ihrer Erfahrungen im universitären Alltag betrachtet. Worin sie eben lange Zeit "in subtle, complex, sophisticated, and ironic ways"18 besonders exkludierenden und wirkmächtig-diskriminierenden Erfahrungen ausgesetzt waren.19

Während das Gespräch mit ehemaligen Kolleg:innen of Color durch ein affirmativ-empathisches "Ich auch" ausgezeichnet ist, liegt nahe, dass das Mitlesen für weiße Kolleg:innen vermutlich kein ›Wellness-Trip‹ - entsprechend nicht weniger ungemütlich - sein wird. Denn sich mit Rassismus auseinanderzusetzen "generate powerful emotional responses […] that range from guilt and shame to anger and despair"; und zwar für alle am Prozess Beteiligten.20 Emotionen wie Wut, Scham, Schuld oder Ohnmacht und Überforderung sind erwartete, affektive Reaktionen auf die Auseinandersetzung mit dem Datenmaterial - doch "[t]o ignore the centrality of intersectional racism and sexism in determining social inequity would be a disservice to ourselves and to our beloved profession"21 - entsprechend ist das Nichtsprechen auch keine Option. Um sich nicht im begriffsexplikatorischen Vorspann zu sehr auszuschöpfen, will dieser Text nun zum kitchen table einladen, um damit die "Verantwortung [zu] erkennen, diese Worte aufzuspüren, sie zu lesen und zu teilen und ihre Bedeutung für unser Leben zu überprüfen"22.

Kitchen Table - Zuhören "how we are not heard"23

Ich sitze mit vier ehemaligen Kolleg:innen of Color24 an einem digitalen kitchen table<a href="#fn25<a name="fa und wir unterhalten uns alle gleichermaßen involviert und betroffen über das Thema ›Wissenschaft verlassen‹ und ›das universitäre Beschäftigungsverhältnis aufheben‹. Für die Leser:innen bedeutet das Zuhören des Gespräches am kitchen table, offen für neuartig-andere Erkenntniswege zu sein, mitzufühlen und sich selbst zwischen den Zeilen aufzusuchen. In feministischer Tradition der Wissenschaftskritik soll damit "a middle path that will hopefully find ›in-between spaces‹ open to new epistemological pathways, through which new voices and ideas can be heard within the social sciences […]" aufgesucht werden.26 Wir hören, was ehemalige Kolleg:innen of Color gefühlt, gedacht und erfahren haben, während sie ihre Körper täglich, durch die für sie nicht vorhergesehenen Räume, als sog. "space invaders"27, mühevoll geführt haben. Denn:

"Social spaces are not blank and open for anybody to occupy. Over time, through processes of historical sedimentation, certain types of bodies are designated as being the ›natural‹ occupants of specific spaces…Some bodies have the right to belong in certain locations, while others are marked out as trespassers who are in accordance with how both spaces and bodies are imagined, politically, historically and conceptually circumscribed as being ›out of place‹."28

Das Gespräch am kitchen table wird im Folgenden vignettenartig dargestellt.29

Ankommen in der Wissenschaft

Der erste Arbeitstag beginnt für alle Wissenschaftler:innen of Color mit dem Blick auf ihren Anderen Körper. Die Reflexion des Blicks auf den eigenen Körper changiert dabei zwischen einem subversivem ›Schau mich an!‹ und einem sich Nicht-entziehen-Können: ›Hör auf, mich anzuschauen!‹. Während Humayra den weißen Blick beispielsweise herausfordert: "du musst dich jetzt mit diesem Körper auseinandersetzen und mir zuhören (lacht)" (Humayra), reflektiert Anna den weißen Blick als eines der unzähligen unausweichlichen Momente von "racial microaggressions"30 im akademischen Alltag31:

"›Pass auf, wo du diesen Körper hinstellst‹. Ich hatte auch diese Selbstbeobachtung. Also was mich da so gestresst hat, war, […] so, dieses nicht nur wie man ausschaut, sondern auch, dass man ja damit assoziiert wird, ›Kann die was?‹. Also, dieses, dieses verknüpft werden mit Kompetenz. Das war ein permanenter Stress im Kopf irgendwie, ›Wie gebe ich mich?‹, ›Ich bin eigentlich nicht so eloquent‹, ›Merken die das denn, dass ich überhaupt nichts drauf habe?‹. Eigentlich war das immer eher die Angst, dass die Leute merken, dass ich es nicht drauf habe, so. Ein ständiger Kampf in meinem Kopf. Natürlich hab ich was drauf. Ich hab’s doch bis dahin geschafft. […] Eigentlich habe ich viel mehr Kraft investiert als andere ohne Rassismuserfahrungen. Genau, das, das war für mich so dieser Blick immer wieder zu mir zurück, ne? […] Statt einfach zuzugucken, was sehe ich denn, ne? Sondern dieser berühmte doppelte Blick halt".

Die Anwesenheit der Anderen Körper markiert eine Art "deviance from the bodies that are seen to occupy the academe as well as the way in which knowledge has been produced"32. Während der Andere Körper immer wieder daran erinnert wird, "how often we become known (and, in part, need to know ourselves) through this role of an objectified Other"33, beobachten wir gleichsam, wie "this is not reflected in the way in which academics speak of racism"34 - man ist alleine.

Samira: "Ja, so habe ich mich irgendwie auch gefühlt, eher allein, deshalb habe ich ja auch keine […] wirklich strukturellen Hilfestrukturen, so in Anspruch genommen […], weil ich hatte auch…und da habe ich auch gesehen, wie schnell diese Hilfestrukturen doch für weiße Menschen gehen und hatte noch mehr das Gefühl, ›Ok, aber für mich gibts ja gar niemanden‹".

Vanessa: "Also, so wie es Samira erging, ging es mir auch, also ich hab gar nicht, ich kam nicht auf den Trichter (lacht), auf Hilfsangebot zu schauen, weil […], ich halt so, so ein Lauf, wie Humayra jetzt auch geschildert hat, vermutet habe und dementsprechend war es dann am Ende meiner Einstellung nur so, dass ich einen Aufhebungsvertrag haben wollte, also eine Aufhebung des Vertrages".

Sarah Ahmed beschreibt in der "phenomenology of whiteness", dass dem Schwarzen Körper in mehrheitlich weißen Räumen, dem sog. "sea of whiteness", der Moment entzogen wird, widerspruchsfrei und restlos versinken zu können, während weiße Kolleg:innen im Raum eintauchen können, weil Weißsein als eine Art "public comfort"35 funktioniert:

"White bodies are comfortable as they inhabit spaces that extend their shape. The bodies and spaces ›point‹ towards each other, as a ›point‹ that is not seen as it is also ›the point‹ from which we see […] Those spaces are lived as comfortable as they allow bodies to fit in; the surfaces of social space are already impressed upon by the shape of such bodies"36.

Der nicht-weiße Körper verbleibt an der Oberfläche; hypervisibel und "perpetually threatening or foreign to the existing social order"37 - alleine, denn "when they do not pass, which means they ›stand out‹ and ›stand apart‹"38. Dieses Alleinsein und Anderssein ist jedoch nicht nur ein körperliches, sondern auch ein epistemisches und institutionelles:

Vanessa: "Also, bei mir war der Widerstand am Institut sehr offen, also dieses Anzweifeln meiner Kompetenzen, das war von Minute eins explizit. Das wurde mir halt auch so gesagt, ›Welche Relevanz haben denn deine Forschungsfragen, dein Forschungsgegenstand? […] Wie denkst du dir, das fertigzustellen? […] Ich seh gar nicht, also, ich hab das Gefühl du schwimmst. Wie willst du an den Beckenrand kommen?‹ So war das. Und das war einfach unwahrscheinlich […]".

Samira: "Und das Erschreckende finde ich wirklich, dass das so Struktur zu scheinen hat, dass die Person dann wie gesagt Einzelkämpfertum und dann so ausbrennen und das irgendwie ja dann auch viel/ Also ich hab auch viele Personen kennengelernt, die so rassismuskritische Lehre gemacht haben oder auch an außeruniversitären Bereich und die gesagt haben, ›Nee, also das mach ich nicht mehr, das macht mich kaputt. Ich hab das Gefühl die Fortschritte, die ich mache sind so gering. Das können weiße Personen machen, so, ich widme mich jetzt dem Empowerment und der Communityarbeit, weil das irgendwie mehr Effekt hat‹".

Wir lesen in allen Interviews, dass sowohl die Lehrsituation als auch Vorstellung rassismuskritischer Forschungsergebnisse in Forschungs- und Arbeitskontexten offensichtlich eine äußerst prekäre Erfahrung darstellen. Alle erzählen davon, wie sie sich äußerst mühevoll beweisen müssen:

Vanessa: "Ich hatte das Gefühl, dass es immer ihre Stellung in der Welt in Frage stellt. Ich hab mich immer gefragt, warum kommt immer so eine Gegenwehr, warum ist das so tragisch, sich damit auseinanderzusetzen, was für ne Wirkmacht Sprache hat und dass man bitte, bitte in einem Kontext, wo man eben schon über die Anderen spricht und forscht, zumindest bestimmte Begrifflichkeiten im Unterricht nicht reproduzieren muss".

Humayra: "Und Aushalten ist die einzige Option, die uns verbleibt. Und wenn wir es nicht aushalten, dann waren wir nicht resilient genug (lacht) oder nicht hart im Nehmen, weil alle anderen schaffen es ja auch".

Vanessa: "ich find´s eigentlich erstaunlich, wie sehr, also wie lange ihr alle durchgehalten habt, ne, so lange da geblieben, das ganze gemacht […[, und sich, also, ne, trotz des krassen Widerstandes, den Glauben an sich nicht verloren haben, ne. Das finde ich so, ich frag mich wirklich, woher ihr diese Kraft genommen habt."

Auch wenn die Sichtbarmachung von den Erfahrungen von Wissenschaftler:innen of Color als ein naiver Versuch erscheint, gewaltförmige Dominanzstrukturen kritisch zu überprüfen, leistet sie dennoch Sinnvolles. Die Daten zeigen uns, wie institutionelle Logiken ›echte‹ Anschlussoptionen für Wissenschaftler:innen of Color kaum oder nur unter erschwerten Bedingungen, wie des sich permanenten Beweisens, Überprüfens und Korrigierens, ermöglicht. Es ist kein Zufall, dass vor allem diese Doktorand:innen die Universität verlassen haben. Mit der Auseinandersetzung der Erfahrungen von ehemaligen Kolleg:innen of Color insistiert der Beitrag, weiße Strukturen und Selbstverständlichkeiten auf Benachteiligung zu überprüfen. Abschließend stellt sich für alle an der Universität und Wissenschaft Verbleibenden die Frage: Was muss passieren, damit Lehrende of Color gegenwärtig gehört werden? Um es mit Humayras Kommentar abzuschließen: Was braucht es, damit rassismuskritisches Handeln und Forschen nicht zu einer heroischen Aufgabe wird, die auf den Schultern Einzelner lastet?

",ich feiere einzelne Held:innen unfassbar gerne ab, aber ich find´s auch jedes Mal, schlucke ich auch, weil ich denke, es hätte niemals nur deine Aufgabe sein sollen, du hättest niemals so viel leisten müssen. Warum? Warum musstest du das hervorbringen? […]"

Anmerkungen

1) Vgl. DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. / DZHW Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH (Hg.) 2022: Wissenschaft weltoffen: Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland und weltweit, Bielefeld. URL: www.wissenschaft-weltoffen.de/de/.

2) Vgl. Parminder Bakshi-Hamm & Inken Lind 2008: "Migrationshintergrund und Chancen an Hochschulen: Gesetzliche Grundlagen und aktuelle Statistiken", in: Inken Lind & Andrea Löthar (Hg.): Wissenschaftlerinnen mit Migrationshintergrund, Bonn: 11-24; Parminder Bakshi-Hamm 2008: "Wissenschaftlerinnen mit Migrationshintergrund und ihre Erfahrungen an deutschen Hochschulen", in: Inken Lind & Andrea Löther (Hg.): Wissenschaftlerinnen mit Migrationshintergrund, Bonn: 61-74; Daniela Heitzmann & Kathrin Houda (Hg.) 2020: Rassismus an Hochschulen: Analyse - Kritik - Intervention. Reihe: Diversity und Hochschule (Bd. 5), Weinheim.; Ayla Neusel, Andrä Wolter, Ole Engel, Marianne Kriszio & Doreen Weichert 2014: Internationale Mobilität und Professur. Karriereverläufe und Karrierebedingungen von Internationalen Professorinnen und Professoren an Hochschulen in Berlin und Hessen, Berlin.

3) Mike Laufenberg 2016: "Soziale Klassen und Wissenschaftskarrieren. Die neoliberale Hochschule als Ort der Reproduktion sozialer Ungleichheiten", in: Nina Baur, Cristina Besio, Maria Norkus, Grit Petschick (Hg.): Wissen - Organisation - Forschungspraxis. Der Makro-Meso-Mikro-Link in der Wissenschaft, Weinheim: 580-625; Christina Möller 2015: Herkunft zählt (fast) immer: soziale Ungleichheiten unter Universitätsprofessorinnen und -professoren. Weinheim [u.a.]. ubdata.univie.ac.at/AC12161457; Julia Reuter, Markus Gamper, Christina Möller & Frerk Blome (Hg.) 2020: Vom Arbeiterkind zur Professur: Sozialer Aufstieg in der Wissenschaft. Autobiographische Notizen und soziobiographische Analysen, Bielefeld.

4) Vgl. Sarah Ahmed, Vildan Aytekin, Alisha M. B. Heinemann & Malika Mansouri 2022: "Hör mal wer da spricht - Lehrende of Color an deutschen Hochschulen. Möglichkeiten, Herausforderungen und Widerstandsstrategien", in: Yaliz Akbaba, Tobias Buchner, Alisha M. B. Heinemann, Doris Pokitsch & Nadja Thoma (Hg.): Lehren und Lernen in Differenzverhältnissen - Interdisziplinäre und Intersektionale Betrachtungen, Wiesbaden: 135-164; Vildan Aytekin & Malika Mansouri 2023: Rassismuserfahrungen von Wissenschaftler*innen of Color an Hochschulen. Eine machtkritische Analyse von Wissens- und Organisationsstrukturen: 46-51, 10.17185/duepublico/77270.

5) Gender Report 2022 für NRW: 290.

6) John J. Halcón & Maria de la Luz Reyes 1991: "›Trickle-down‹ reform: Hispanics, higher education, and the excellence movement", in: Urban Rev 23: 117-135.

7) Sarah Ahmed, Vildan Aytekin, Alisha M. B. Heinemann & Malika Mansouri 2022 (s. Anm. 4).

8) Vgl. Anja Franz 2012: "Es wurde immer unschaffbarer". Promotionsabbruch als Konsequenz von Handlungsstrategien zur Reduktion von Unsicherheit. Eine Fallstudie zum Promotionsverlauf einer ausländischen Doktorandin (Vol. 21, Nr. 1: 102-115).; Anke Burkhardt (Hg.) 2008: Wagnis Wissenschaft. Akademische Karrierewege und das Fördersystem in Deutschland, Leipzig: 176 ff.

9) Gayatri Chakravorty Spivak 1988: "Can the Subaltern Speak?", in: Cary Nelson & Lawrence Grossberg (Hg.): Marxism and the Interpretation of Culture, Urbana: 271-313.; Gayatri Chakravorty Spivak 2009: Outside in the teaching machine, New York, London.

10) Boaventura de Sousa Santos, Joao Arriscado Nunes and Maria Paula Meneses 2007: "Introduction. Opening Up the Canon of Knowledge and Recognition of Difference", in: Boaventura de Sousa Santos (Hg.): Another Knowledge is Possible. Beyond Northern Epistemologies, London: xix-xxii); vgl. zur Wissensregulation: Boaventura de Sousa Santos 2014: "Boaventura de Sousa Santos", in: Katy P. Sian (Ed.): Conversations in Postcolonial Thought, London: 63-80: "Unequal exchanges among cultures have always implied the death of the knowledge of the subordinated culture, hence the death of the social groups that possessed it. In the most extreme cases, such as that of European expansion, epistemicide was one of the conditions of genocide. The loss of epistemological confidence that currently afflicts modern science has facilitated the identification of the scope and gravity of the epistemicides perpetrated by hegemonic Eurocentric modernity."

11) Vgl. hierzu: Sameena Azhar & Kendra P. DeLoach McCutcheon 2021: "How Racism Against BIPOC Women Faculty Operates in Social Work Academia", in: Advances in Social Work, 21(2/3): 396-420.; Nirmal Puwar 2004: Space Invaders: Race, Gender and Bodies Out of Place, Oxford; Azeezat Johnson & Remi Joseph-Salisbury 2018: "›Are You Supposed to Be in Here?‹ Racial Microaggressions and Knowledge Production in Higher Education", in: Jason Arday & Heidi Safia Mirza (Hg.): Dismantling Race in Higher Education. Racism, Whiteness and Decolonising the Academy, Basingstoke: 143-160. doi.org/10.1007/978-3-319-60261-5_8; Nadena Doharty, Manuel Madriaga & Remi Joseph-Salisbury 2021: "The university went to ›decolonise‹ and all they brought back was lousy diversity double-speak! Critical race counter-stories from faculty of colour in ›decolonial‹ times", in: Educational Philosophy and Theory, 53(3): 233-244, doi.org/10.1080/00131857.2020.1769601.

12) Maria Do Mar Castro Varela & Nikita Dhawan 2005: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld: 279.

13) Katy P. Sian 2019: Navigating Institutional Racism in British Universities, Basingstoke, Hampshire: 9.

14) Ebd.: 11.

15) Vgl. Nadena Doharty 2019.

16) Nadena Doharty, Manuel Madriaga & Remi Joseph-Salisbury 2021 (s. Anm. 11): 3.

17) Akwugo Emejulu 2017: The University is Not Innocent: Speaking of Universities. www.versobooks.com/blogs/3148-the-university-is-not-innocent-speaking-of-universities/, o.S.

18) Francis Henry & Carol Tator 2017: "Introduction: Racism in the Canadian University, in: Francis Henry & Carol Tator (Hg.): Racism in the Canadian University. Demanding Social Justice, Inclusion, and Equity, University of Toronto Press: 5-21.

19) Vgl. Sunera Thobani 2022: Coloniality and Racial (In)Justice in the University. Counting for Nothing?, University of Toronto Press.; Ismahan Wayah 2019: "Kanak Academic. Teaching in Enemy Territory", in: Mahmoud Arghwan, Nicole Hirschfelder, Luvena Kopp & Katharina Motyl (Eds.): Who Can Speak and Who Is Heard/Hurt? Facing Problems of Race, Racism, and Ethnic Diversity in the Humanities in Germany, Bielefeld: 153-175.

20) Beverly Daniel Tatum 1992: "Talking about Race, Learning about Racism: The Application of Racial Identity Development Theory in the Classroom", in: Harvard Educational Review, 62(1): 1-23; hier: 1.

21) Sameena Azhar & Kendra P. DeLoach McCutcheon 2021 (s. Anm. 11): 25.

22) Lorde 2009: 43.

23) Sarah Ahmed beschreibt in Complaint!:<I*%0> "To hear with a feminist ear is to hear who is not heard, how we are not heard. […] We become attuned to those who are tuned out, and we can be those, which means becoming attuned to ourselves can also be an achievement." (Sarah Ahmed 2021: Complaint! Duke University Press: 4.)

24) Zum Kontext: Vor dem aufgezeichneten kitchen table fand ein Treffen statt, bei dem wir gemeinsam (zu fünft) mit allen ehemaligen Wissenschaftler:innen of Color entschieden, welche Fragen wir um den Themenkomplex "Ausstieg aus Wissenschaft" als bedeutsam erachten und eruieren möchten. Gemeinsam war allen ehemaligen Wissenschaftler:innen, dass sie sich in der Lehre und Dissertation mit rassismuskritischen Inhalten befasst haben. Das Zuhören mit einem "feminist ear" (Sarah Ahmed 2021: 4) meint hierbei einen empirisch fundierten Einblick in das Wissen derjenigen "knowledge-holders" (Azeezat Johnson & Remi Joseph-Salisbury 2018 [s. Anm. 11]: 150) zu geben, die die "institutional hegemony" von "excessive majority of deceased White males with token inclusion of their others under the umbrella of diversity" (Bakshi 2021: 118) verlassen haben.

25) "Others have referred to this informal style of communication between indigenous-identified researcher and participant as ›kitchen table discourse‹, the kitchen table being the space in which ›insider‹ communication takes place." (J. T. Johnson 2008: "Kitchen Table Discourse: Negotiating the ›Tricky Ground‹ of Indigenous Research", in: American Indian Culture and Research Journal 32:3 (2008): 127-137 excessive majority of deceased White males with token inclusion of their others under the umbrella of diversity; hier: 133.)

26) J. T. Johnson 2008 (s. Anm. 25): 128.

27) Nirmal Puwar 2004 (s. Anm. 11).

28) Ebd.: 51.

29) Das aufgezeichnete Gespräch umfasst ca. 3 Stunden. Die thematische Vielfalt kann hier leider nur vignettenartig dargestellt werden.

30) Als "racial microaggressions" verstehen wir hier in Anlehnung an Perez Huber & Solorzano (Lindsay Pérez Huber & Daniel G. Solorzano 2015: "Racial microaggressions as a tool for critical race research", in: Race Ethnicity and Education, 18:3: 297-320, DOI: 10.1080/13613324.2014. 994173) implizite wie explizite, bewusste als unbewusste Exklusionspraktiken im akademischen Alltag, durch die das Wissen von Forscher:innen of Color als kategorisch fragwürdig-anders oder exotisch-anders, weniger Wert und zur doppelten Überprüfung bedürftig erklärt werden.

31) Nicola Rollock 2018: "The Heart of Whiteness: Racial gesture politics, equity and higher education", in: Jason Arday & Heidi Safia Mirza (Hg.) (s. Anm. 11): 313-330; hier: 315 f.

32) Azeezat Johnson & Remi Joseph-Salisbury 2018 (s. Anm. 11): 150.

33) Ebd.: 148.

34) Ebd.

35) Sarah Ahmed 2007: "A phenomenology of whiteness", in: Feminist Theory, 8(2): 149-168; hier: 158.

36) Ebd.

37) Sameena Azhar & Kendra P. DeLoach McCutcheon 2021 (s. Anm. 11): 23.

38) Sarah Ahmed 2007 (s. Anm. 35): 159.

Vildan Aytekin ist Promovendin an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG 5: Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören neben der grundlagentheoretischen Arbeit um Schule, Rassismus und soziale Ungleichheit sowie Macht und Differenzverhältnisse in der Migrationsgesellschaft. Neben den wissenschaftlichen Tätigkeiten arbeitet Vildan Aytekin als Workshopleiterin im Bereich Rassismus unter besonderer Berücksichtigung von Behinderung und Geschlecht im Kontext von Schule und engagiert sich ehrenamtlich im Bereich der Antidiskriminierung.

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