Kooperationsvertrag Uniklinik Köln - Bayer AG
15.02.2009: In der Kritik: Uni- und Pharmaindustrie-Kooperation
Forum Wissenschaft 1/2009; Foto: Manfred Vollmer |
Wenn Hochschulen mit Konzernen kooperieren, gerät meist einiges unter die Räder. Dazu gehört wissenschaftlich Wesentliches: Das Fragen-Stellen nach Voraussetzungen, nicht zuletzt des wissenschaftlichen Herangehens, und nach Interessen, ihrem Einfluss und ihren Folgen. Wenn Kooperation danach riecht, muss Öffentlichkeit her. Ein Beispiel gibt der folgende Brief.
Zehn Verbände und studentische Interessensvertretungen, darunter der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte, medico international, die Kritischen Medizinstudierenden an der Uni Köln und die Coordination gegen BAYER-Gefahren, fordern die Universität Köln in einem Offenen Brief vom 18.11.2008 auf, den im Frühjahr geschlossenen Kooperationsvertrag mit der Bayer AG vollständig offenzulegen. Die Organisationen fürchten eine Neuausrichtung der pharmakologischen Forschung an der Kölner Uniklinik nach rein wirtschaftlichen Kriterien.
An die Universität zu Köln
50923 Köln
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Frühjahr vereinbarte der Leverkusener Bayer-Konzern mit der Kölner Universitätsklinik eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Pharma-Forschung. Künftig sollen in den Bereichen Onkologie, Kardiologie und Erkrankungen des Zentralnervensystems gemeinsame klinische Studien durchgeführt werden. Geplant ist zudem die Einrichtung eines Graduiertenkollegs.
Die Pressestelle der Uni Köln verweigert "aus rechtlichen Gründen" jegliche Aussage zur Gestaltung des Kooperationsvertrags. Die Umstände der Zusammenarbeit von Bayer und Universität sind damit vollkommen intransparent.
Wir möchten Sie daher bitten, die folgenden Fragen zu beantworten:
Thomas Lönngren, Chef der EU-Zulassungsbehörde European Medicines Agency, fordert angesichts der zunehmenden Abhängigkeit der Pharma-Forschung von der Industrie: "Wir brauchen mehr unabhängige Studien, die mit öffentlichen Mitteln finanziert werden".
Wenn die Universitätsklinik Köln nun einen entgegengesetzten Weg geht, darf dies zumindest nicht im Verborgenen geschehen. Wir möchten daher öffentlich diskutieren, wie viele Rechte eine staatliche Einrichtung wie die Universität Köln an ein privatwirtschaftliches Unternehmen abtritt. Wir fordern Sie auf, den Vertrag mit der Bayer AG vollständig offenzulegen.
Mit freundlichen Grüßen,
Philipp Mimkes, Vorstand Coordination gegen BAYER-Gefahren
Prof. Dr. Wulf Dietrich, Vorsitzender Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VdÄÄ)
Dr. Thomas Schulz, Vorstand Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP)
Werner Rügemer, Vorstand Business Crime Control e.V.
Kritische Medizinstudierende an der Universität Köln
medico international
Buko Pharmakampagne
Dieter Asselhoven, Alternative Liste an der Uni Köln
campus:grün Köln
Gesundheitsladen Köln
Kontakt zu den Unterzeichnern unter Tel. 0211 - 333 911 oder per Mail: CBGnetwork@aol.com