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Klaus Holzkamp

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Bauch: nicht einfach Bauch

15.11.2008: Der Staat im Kampf gegen Übergewicht

  
 

Forum Wissenschaft 4/2008; Foto: Reinhard Keller

Der Körper ist seit langem nicht mehr die Privatsache des Menschen, der in ihm steckt. Ihre körperliche Verfassung, wenn auch nicht nur sie, bringen Menschen in ihre Arbeitskraft ein, die je nachdem besser oder schlechter zu verwerten ist. Insofern der Staat die Produktion und Reproduktion gesamtgesellschaftlich zu garantieren hat, kümmert auch er sich um sie. Mica Wirtz geht dem am Beispiel einer bestimmten körperlichen Verfassung nach.

Seit einigen Jahren gerät das Gewicht der Deutschen zunehmend in den Fokus der Politik. Nachdem Renate Künast als Ministerin und Publizistin 2004 die Debatte über "fette" Kinder angeschoben hatte1, sorgte 2007 eine Studie der International Association for the Study of Obesity (IASO) für Aufsehen, nach der die Deutschen die dicksten Europäer seien.2 Gar nicht träge reagierten das Gesundheits- sowie das Landwirtschafts-, Ernährungs- und Verbraucherschutzministerium im Mai 2007 mit dem Regierungsprogramm "Gesunde Ernährung und Bewegung - Schlüssel für mehr Lebensqualität"3, das auf die Kurzformel "Fit statt fett" gebracht die mediale Öffentlichkeit über politische Richtungen und Genres hinweg beschäftigte. Der Tenor des Programms: Die Deutschen sind zu dick, essen falsch und bewegen sich zu wenig. Dies verursache durch Folgekrankheiten massive volkswirtschaftliche Schäden und schädige damit das Gemeinwesen. Angekündigt wurde ein "Nationaler Aktionsplan zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten", der nun im Juni 2008 unter dem Titel "in form - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung"4 (von der medialen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet) vorgelegt wurde.

In diesem Text gehe ich mit einer Diskursanalyse den programmatischen Aussagen des "Nationalen Aktionsplans" der biopolitischen Strategie im Kampf gegen das Übergewicht nach.

Fit statt fett, abgespeckt

Der Begriff der Biopolitik verweist darauf, dass Körper keine reine Privatangelegenheit sind, sondern vielmehr seit dem 18. Jahrhundert auch im Regierungsinteresse stehen: "Kurz gesagt geht es also darum, das Leben und die biologischen Prozesse der Menschengattung zu erfassen und nicht deren Disziplinierung, sondern deren Regulierung sicherzustellen."5 In der Regulierung der Ernährung stand bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts eher die Sicherung der Ernährung für alle Bevölkerungsschichten im Mittelpunkt. Mit einer seit längerem gesicherten Ernährungslage kann nun - ermöglicht durch vermehrte Erfassung des Körpergewichts und wissenschaftliche Studien zu den Folgen von "Übergewicht" - ein Krisenszenario, das von der WHO gar als Epidemie eingestuft wird, beschworen werden, dem zu begegnen ist. Dies geschah von Seiten der deutschen Regierung im Programm von 2007 noch in einer Weise, die recht polternd daherkam - die LeserIn wurde von Zahlen, die das Ausmaß des Problems sowie insbesondere den entstehenden volkswirtschaftlichen Schaden deutlich machen sollten, förmlich erschlagen und der Kurztitel "Fit statt fett" implizierte trotz des fehlenden Ausrufezeichens einen Imperativ. Mit dem nun erschienenen "Nationalen Aktionsplan" wird der Ton besonnener. Bereits der Name "in form" klingt wesentlich dezenter und spielt mit der doppelten Bedeutung von einerseits informieren, andererseits in Form sein.

Die zugrunde liegende Argumentation des Aktionsplans macht der allgemeine Teil, die "Erklärung des Bundes"6, deutlich: 1. "Deutschland bietet gute Voraussetzungen für ein gesundes Leben." Es wird deutlich, dass Ernährung und Bewegung hier im Kontext von Gesundheit von Interesse sind, es geht um das "gesunde Leben", nicht etwa um Genuss oder Spaß. Im Weiteren wird dies ausgeführt: "Für jede Bürgerin und jeden Bürger ist es grundsätzlich möglich, gesund zu leben, sich insbesondere eigenverantwortlich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen." Nachdem bereits der erste Satz auf die "guten Voraussetzungen" hinwies, wird dies zwei Sätze später noch einmal herausgestellt. Auch folgt bereits hier ein Verweis auf die Eigenverantwortung der Menschen. Implizit verdeutlicht der allgemeine Teil, dass es keine strukturellen Faktoren wie bspw. steigende Armut sind, die an einem "gesunden Lebensstil" hindern. Das Problem wird somit gleich zu Beginn als ein individuelles der Bürgerinnen und Bürger definiert.

Da das Übergewichtsproblem trotzdem besteht, folgt daraus zweitens, "dass nicht alle Menschen in der Lage oder willens sind, diese bestehenden Möglichkeiten zu nutzen." So gilt es drittens, "Kenntnisse über die Zusammenhänge von ausgewogener Ernährung, ausreichender Bewegung und Gesundheit weiter zu verbessern, zu gesunder Lebensweise zu motivieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, die die EURnehmung der Verantwortung jeder Einzelnen und jedes Einzelnen für die eigene Gesundheit und die der Familie zu fördern."

Wer den Vorstellungen der Regierung von gesundem Leben nicht nachkommt, ist also entweder "nicht willens" oder (aus welchen Gründen auch immer) "nicht in der Lage". Die Rolle des Staates wird hier als nicht disziplinierend oder verbietend, sondern als aktivierend definiert: Er schafft die Rahmenbedingungen und sieht es als seine Aufgabe, zu informieren und zu motivieren, denn Wissen und Motivation erscheinen (auch im Weiteren) als die maßgeblichen Probleme in der Umsetzung des gesunden Lebensstils. Da es ja "grundsätzlich möglich" ist, in Deutschland gesund zu leben, muss der aktivierende Staat dafür sorgen, dass die Potenziale genutzt werden.

Die Argumentation folgt also einem recht simplen Schema: Die Bedingungen sind eigentlich gut; es gibt trotzdem ein Problem mit Menschen, die diese Bedingungen nicht nutzen; daher wird der Staat weiter aufklären. Ergo: Der Staat tut alles von seiner Seite Mögliche, wer es trotzdem nicht schafft, eigenverantwortlich "in form" zu kommen, ist selbst schuld.

Welchen Stellenwert dieses "in form" sein hat, stellt das Folgende heraus:

"Denn Gesundheit ist nicht nur ein individueller Wert, sondern

  • eine Voraussetzung für Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistung,
  • ein Wirtschafts- und Standortfaktor,
  • die Voraussetzung für die Stabilität des Generationenvertrags und
  • sie leistet einen Beitrag zur Teilhabe an der Gesellschaft und zur sozialen Gerechtigkeit."
  • Dieser Absatz setzt sich auch im Originaltext durch Aufzählungspunkte und einen größeren Abstand zu den umgebenden Zeilen deutlich vom restlichen Fließtext ab, was die Vermutung einer zentralen Textpassage nahe legt. Die Aussagen werden nicht weiter erläutert und erscheinen damit als selbsterklärend und grundlegend.

    Zunächst halten wir fest, dass hier von Gesundheit im Allgemeinen gesprochen wird ("Gesundheit ist"), nicht etwa nur bezogen auf Bewegung und Ernährung. Der Gesundheitsbegriff, der hier gesetzt wird, betont die Bedeutung für den Staat, auch "Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistung" erscheinen nicht individuell, sondern mit Bezug auf Gesellschaft und Staat. Es wird also deutlich gemacht, dass, wer nicht gesund lebt, nicht nur sich selbst schadet, sondern auch der Wirtschaft und dem Staat, und noch dazu das Rentensystem gefährdet. Der letzte Punkt der Aufzählung wechselt wiederum auf die Ebene des Sozialen: Ein Lebensstil, der die Gesundheit potenziell gefährdet, setzt die Teilhabe an der Gesellschaft aufs Spiel und greift die soziale Gerechtigkeit an.

    Das individuelle Gesundheitshandeln wird also primär in seinen Auswirkungen auf Gesellschaft, Staat und Wirtschaft gesehen. Gesundheit heißt in dieser Logik letztlich Leistungsfähigkeit. Sie erscheint als Voraussetzung für die Erwerbsfähigkeit und gesellschaftliche Anerkennung.

    Gesundheit als Lebensstil

    Die dargestellte Argumentation kann nur funktionieren, da in ihr Gesundheit bezogen auf das Übergewicht als ein Problem des Verhaltens und des Lebensstils definiert wird. Diese Vorstellung unterliegt dem gesamten Aktionsplan. Die Beschreibung der Ausgangslage jedoch verdeutlicht noch einmal scheinbar wissenschaftlich, aber mit nur indirektem Bezug auf verschiedene Studien: "Übergewicht ist die Folge einer zu hohen Energiezufuhr im Vergleich zum Energieverbrauch. Oft bedeutet dies, dass zu fettreich und zu süß gegessen wird und gleichzeitig regelmäßige körperliche Aktivität fehlt."7 Damit ist der Grund für Übergewicht benannt: Es liegt an dem, was die Menschen essen, also an ihrem Verhalten. Das "oft" markiert zwar, dass es andere Ursachen geben kann; diese werden aber nicht genannt.

    Als "verantwortlich" dafür werden im Folgenden "sich ändernde gesellschaftliche Verhältnisse, die das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Bevölkerung beeinflussen" genannt. Im Duktus dieses Textes erstaunt dies zunächst, da "Verantwortung" bis zu diesem Punkt immer bezogen auf die einzelnen Menschen verwendet wurde. Schaut man sich die genannten Faktoren jedoch in ihrer Reihung an, stellt man fest, dass es sich größtenteils um Möglichkeiten oder Angebote handelt, die der eigenverantwortlich handelnde Mensch nicht notwendigerweise nutzen muss: Als erstes genannt wird "ein größeres, überall verfügbares Angebot an oftmals energiedichten Lebensmitteln und Getränken", gefolgt von "zunehmender Motorisierung", erst an dritter Stelle folgen "mehr sitzende berufliche Tätigkeiten". Weiterhin werden "zu wenig attraktive Spielflächen für Kinder am Wohnort und ein großes Angebot an bewegungsarmen Freizeitbeschäftigungen" genannt. Einzig die Erwerbssituation, die fast versteckt erscheint, können die Einzelnen wenig verändern, während der Konsum von Süßigkeiten, TV und Computerspielen oder die Benutzung motorisierter Gefährte eine eigene Entscheidung und damit veränderbar sind. Um Veränderungen ist auch der Bund bemüht, indem er in den Maßnahmen ankündigt, mehr Spielflächen zu schaffen, mit der Computerspielindustrie bewegungsintensive Spiele zu entwickeln und auch Gespräche mit der Lebensmittelindustrie zu führen. Die Hauptverantwortung liegt jedoch nach wie vor bei den Einzelnen, denn wenn der Staat zu einem gesünderen Lebensstil motiviert und die Rahmenbedingungen dafür schafft, ist es letztlich die eigene Entscheidung, welche Angebote genutzt werden.

    Besonders augenfällig wird die Konstruktion von Übergewicht als Folge eines Lebensstils und eigener Entscheidungen, wenn in der Beschreibung der Ausgangslage auf Seite 13 nach Absätzen zu Übergewicht, Adipositas und Bewegungsmangel relativ unvermittelt ein Absatz zu "gestörtem Essverhalten bis hin zu Essstörungen" folgt. Hier geht es um "ein gestörte[s] Essverhalten, bei dem verschiedene Restriktionen ..., Diäten oder eine verzerrte Körperwahrnehmung vorherrschen" und das teilweise bis zu Bulimie, Anorexie, Binge-Eating oder "atypische[n] Formen von Essstörungen" reicht. Die LeserIn ist über diesen Absatz zunächst erstaunt, da bislang zwar von "gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung" die Rede war, dies aber lediglich auf die "Herausforderungen", die durch Übergewicht entstehen, bezogen wurde. Es wirkt, als habe man den Absatz (wie auch den folgenden zu "Fehl- und Mangelernährung ... im Alter") eingefügt, da es zwar eigentlich um Übergewicht geht, man aber schlecht über gesunde Ernährung sprechen kann, ohne zu zeigen, dass man auch die anderen Probleme wahrnimmt.

    Ist bereits über den Begriff der "Störung" eine Pathologisierung markiert, wird dies in der Definition der Ursachen expliziert: "Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen, die medizinisch behandelt werden müssen." Im Unterschied zum Übergewicht werden also Essstörungen als Krankheiten definiert und die Zuständigkeit wird in die Medizin delegiert. Auch in diesem Bereich gilt es "Präventionsmaßnahmen" zu ergreifen; diese richten sich jedoch auf eine Veränderung medialer Bilder, die ein "extremes Schlankheits- und Schönheitsideal" propagieren. Die von "Essstörungen" Betroffenen werden somit eher als Opfer gesehen, während die Übergewichtigen "eigenverantwortlich" für einen gesunden Lebensstil sorgen sollten. Übergewicht und Adipositas werden also als Folge eines falschen Lebensstils konstruiert, dem gegenüber qua "Unterstützung von Verhaltensänderungen durch Information und Motivation"8 ein wissenschaftlich begründeter "gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung" durchzusetzen sei.

    "Dabei geht es darum, zu überzeugen, nicht zu belehren und erst recht nicht zu diskriminieren. Den individuellen Lebensstil kann und soll der Staat nicht reglementieren."9 Das "Überzeugen" verweist darauf, dass es um die besseren Argumente, um rationale Entscheidungen geht, die auf Grundlage der Informationspolitik des Bundes eigenverantwortlich zu treffen sind. Es wird also nicht reglementiert, sondern an die Vernunft appelliert. Warum aber muss noch hinzugefügt werden, dass man nicht die Absicht hat zu diskriminieren? Während sich die Klarstellung von "überzeugen statt reglementieren" daraus erklärt, dass im Vorangegangenen der Eindruck von Regelungsbedarf entstehen konnte, taucht das "diskriminieren" an dieser sehr frühen Stelle des Aktionsplans unvermittelt auf. Um die Erwähnung an dieser Stelle schon verstehen zu können, bedarf es der Kenntnis des medialen Diskurses um Übergewicht und Adipositas, der sich - wie Friedrich Schorb zeigt10 - nahtlos in den Unterschichtendiskurs einreiht. Der propagierte "gesunde Lebensstil" steht dem medial inszenierten Bild der "Unterschichten", als dessen Symbol die "couch potatoe" fungiert, diametral gegenüber. Der dicke Bauch versinnbildlicht Inaktivität, "schlechte Ernährung" in Form von Junk Food und Fernsehkonsum statt Bewegung. Aus seiner Analyse folgert Schorb, dass in "der aktuellen gesellschaftlichen Debatte über eine neue Unterschicht ... Adipositas die Rolle eines von mehreren Verhaltensweisen umschließenden Symbols für selbstverschuldete Armut [spielt]."11

    Wenn nun im Aktionsplan gleich zu Beginn deutlich gemacht wird, dass man nicht diskriminieren will, scheint sich dies auf den Unterschichtendiskurs zu beziehen. Dem gegenüber möchte der Bund natürlich alle Bürgerinnen und Bürger "überzeugen", dass der von ihm propagierte "gesunde Lebensstil" die vernünftige Entscheidung zum Wohle aller darstellt - sowohl der Einzelnen als auch für Gesellschaft, Staat und Wirtschaft. Durch den bereits aufgezeigten Ausschluss struktureller Faktoren wie Armut bleibt es die rationale Entscheidung der Einzelnen, ob der propagierte - letztlich zutiefst bürgerliche - Lebensstil gewählt wird oder nicht.

    Unser Körper, unser Leben

    Wie diese kurze Analyse des "Nationalen Aktionsplans" gezeigt hat, wird den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur ihre Verantwortung für sich selbst, sondern auch für das Gemeinwesen deutlich vor Augen geführt. Dabei kann der Körper in Anlehnung an Pierre Bourdieu als Kapital gesehen werden: Dieses Kapital ist zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit durch einen gesunden Lebensstil zu fördern und zu mehren.

    Problematisch am staatlichen Diskurs um Übergewicht und Adipositas sind dabei weniger die konkreten Maßnahmen. Wie in anderen neoliberalen Diskursen handelt es sich dabei teilweise um die Umsetzung von Forderungen, die auch von Seiten sozialer Bewegungen oder der Gewerkschaften geäußert wurden, wie bspw. mehr Spielflächen für Kinder in den Städten oder besseres Kantinenessen. Das Problem liegt vielmehr darin, dass aus den Forderungen Anforderungen werden: Wenn der Staat Voraussetzungen schafft und informiert, kann sich niemand mehr herausreden, er oder sie habe nicht gewusst, dass er oder sie mit der Tüte Chips, die gerade gegessen wurden, das Risiko zu Herzkreislauferkrankungen, Diabetes mellitus etc. steigert. Sobald das Präventionswissen verfügbar ist, sind die Einzelnen aufgefordert, es umzusetzen. Die Logik richtet sich dabei immer in die Zukunft: Was ich heute esse, mag keine unmittelbaren Auswirkungen haben, birgt aber in der Präventionslogik das Risiko, auf lange Sicht zu Schäden zu führen. Der Staat überwacht und straft dabei nicht, sondern schafft zunächst Möglichkeiten und Anreize: "Regieren heißt in diesem Sinne, das Feld eventuellen Handelns der anderen zu strukturieren."12

    Wie deutlich wurde, ist auch im Management des Körpergewichts das rationale, eigenverantwortlich handelnde Subjekt gefordert. Wer nicht "in der Lage oder willens" ist, den als vernünftig gepriesenen Lebensstil zu adaptieren, riskiert über kurz oder lang die gesellschaftliche Teilhabe und Anerkennung und wird selbst dafür verantwortlich gemacht, da man es ja besser wissen kann. Ein Bauch ist also nicht einfach nur ein Bauch, sondern Mittel und Ziel biopolitischer Strategien.

    Anmerkungen

    1) Vgl. Künast, Renate (2004): Die Dickmacher. Warum die Deutschen immer fetter werden und was wir dagegen tun müssen. München.

    2) Diese Studie wurde wegen nicht vergleichbarer Zahlen kritisiert und findet sich mittlerweile auch nicht mehr auf den Internetseiten der einschlägigen Organisationen. Zur Kritik vgl. Helmert, Uwe / Schorb, Friedrich: Übergewicht und Adipositas. Fakten zur neuen deutschen Präventionsdebatte. In: Gesundheitsmonitor, Sonderausgabe 2007, 1-7.

    3) BMELV/BMG (2007): Gesunde Ernährung und Bewegung - Schlüssel für mehr Lebensqualität. www.bmelv.de/nn_749118/SharedDocs/downloads/03-Ernaehrung/Aufklaerung/EckpunktepapierGesundeErnaehrung.html
    (12.10.2008).

    4) BMELV/BMG (2008): in form. Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und Bewegung www.bmelv.de/cln_044/nn_1236852/SharedDocs/downloads/03-Ernaehrung/Aufklaerung/Aktionsplan__InForm/Aktionsplan__InForm,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Aktionsplan_InForm.pdf (12.10.2008).

    5) Foucault, Michel (2004): In Verteidigung der Gesellschaft. Frankfurt am Main. Hier: 291

    6) BMELV/BMG (2008): 7. Die folgenden Zitate bis zur nächsten Kennzeichnung finden sich ebd.

    7) Ebd.: 12

    8) Ebd.: 7

    9) Ebd.: 8

    10) Schorb, Friedrich (2008): Keine "Happy Meals" für die Unterschicht! Zur symbolischen Bekämpfung der Armut. In: Schmidt-Semisch, Henning / Schorb, Friedrich (Hg.): Kreuzzug gegen Fette. Sozialwissenschaftliche Aspekte des gesellschaftlichen Umgangs mit Übergewicht und Adipositas. Wiesbaden, S.107-124.

    11) Ebd.: 107

    12) Foucault, Michel (1994): Warum ich die Frage der Macht untersuche: Die Frage des Subjekts. In: Dreyfus, Hubert L. / Rabinow, Paul: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim, 243-261. Hier: 255.


    Mica Wirtz, Soziologin, arbeitet an der Universität Frankfurt / M. an einer Dissertation zu Verständnis und Verkörperungen von Fitness sowie an der Fachhochschule Frankfurt / M. in einem Projekt zu gegenwärtigen Ernährungsdiskursen.

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