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Klaus Holzkamp

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Unfreiwillige Komik

28.07.2015: Zur Geschichte eines Projektantrags

  
 

Forum Wissenschaft 2/2015; Foto: thomas koch / shutterstock.com

Wissenschaftliche Forschungsvorhaben hängen in zunehmendem Maß von finanziellen Zuschüssen externer Institutionen ab. Die Akquise solcher Drittmittel verlangt einen langen Atem und kann mit sehr viel bürokratischem Aufwand verbunden sein - bei völlig ungewissem Ausgang. Gerade Ministerien glänzen bisweilen mit Ausschreibungen trotz Mittelunklarheit. Mit Projektanträgen bei öffentlichen Einrichtungen können WissenschaftlerInnen mitunter frustrierende Erfahrungen machen, wie Helga Kotthoff in ihrer protokollarischen Skizze berichtet.

Im Juni 2013 habe ich zum ersten Mal einen Antrag auf Finanzierung eines Forschungsprojekts an den BKM1 geschickt, dessen sonderbare und insgesamt frustrierende Geschichte ich gern öffentlich machen möchte, weil ich glaube, dass solche bizarren Verläufe von Antragstellungen auf Projektfinanzierung keinen Einzelfall darstellen und wir WissenschaftlerInnen über die merkwürdigen Praktiken von Geldgebern verstärkt ins Gespräch kommen sollten.

Erster Anlauf

Hier zunächst ein paar inhaltliche Informationen zum Antrag:

Thema: Komik in der Migrationsverarbeitung und Interkultur der Russlanddeutschen

Fachgebiet und Arbeitsrichtung: Gesprächsforschung, Interkulturelle Kommunikation, Migrationslinguistik, Komikforschung, Soziolinguistik

Zusammenfassung des Antrags:

In dem Projekt soll die Scherzkommunikation in Alltagsgesprächen unter Russlanddeutschen und auch zwischen Russlanddeutschen und autochthonen Deutschen (und anderen in Deutschland lebenden Ethnien) untersucht werden. Im Zentrum stehen komische Geschichten über missverständliches Sprachverhalten, Umgang mit Ungewohntem (z.B. Essen, Technik), unverständliche Anforderungen der institutionellen Kommunikation (Schule, Ämter), Parodie und Ironisierung von als überzogen erlebten Ansprüchen der Autochthonen, außerdem Komisierungen von Attributen des "Deutsch-Seins".

Die Rolle von Humor als Mittel der Identitäts- und Zugehörigkeitsverhandlung in multikulturellen Kontexten soll einerseits grundsätzlich deutlich werden: Über Scherzaktivitäten werden soziokulturelle und ethnischen Differenzen nicht nur konstruiert und verfestigt, sondern auch überschritten und unterwandert. Andrerseits soll im Projekt gezeigt werden, dass Pointenstrukturen, Anspielungen und besondere Erzählformen und -inhalte für die Russlanddeutschen zur Meisterung ihrer besonderen identitären Anforderungen2 sehr taugliche Verfahren darstellen. Rückgriffe auf die besondere russische Kommunikationskultur des komischen Erzählens sind erwartbar.3 In der Migration (aber auch grundsätzlich) erlaubt der scherzhafte Kommunikationsmodus einen sicheren Umgang mit potentiell gesichtsbedrohlichen Erlebnissen.4 Die kreativen und komischen Bearbeitungsformen der Migrationsleistung wurden bislang in der Forschung und den Medien kaum erhellt. Bei 20 Personen sollen die alltäglichen, humoristischen Bemerkungen, Geschichten und sonstigen Sprachaktivitäten in Bezug zu Aussagen in narrativen Selbstportraits, gewonnen in Interviews, gesetzt werden.

Gewünschter Förderungszeitpunkt: 1.10.2013 bis 30.9.2015

Zweiter Anlauf

Von einem zuständigen Ministeriumsmitarbeiter war dann zwei Monate später zu erfahren, dass das Ministerium für 2013 bereits schon gar kein Geld mehr zu vergeben habe. Er finde den Antrag inhaltlich sehr interessant, aber er müsse mit neuen Förderzeitpunktangaben neu eingereicht werden. Der Antrag komme für den Bereich "Deutsche Kultur im östlichen Europa" durchaus in Frage, in dem das Ministerium Projekte finanziere. Ich habe ja sehr viel im Bereich linguistischer Komikforschung publiziert. Von der Seite her sei alles prima. Frühestens ab April 2014 herrsche Finanzierungssicherheit.

Dann habe ich also den Antrag geringfügig überarbeitet und mit einem Beginn im April 2014 erneut beim BKM eingereicht. Dieses Ministerium finanziert u.a. Forschung zu den Russlanddeutschen - und auf deren Verarbeitung ihrer Migrationserfahrungen durch Komik hatte ich das Projekt ja ausgerichtet. Deshalb war auch das "Science Support Center" unserer Uni der Ansicht, die Adresse sei die richtige für das beabsichtigte Projekt. Nach wie vor ging es um eine halbe Stelle für eine wissenschaftliche Angestellte, Hilfskraftmittel, ein wenig Technik und die Finanzierung einer kleinen Tagung zum Thema des Antrags.

Dauer der Förderung nach wie vor, beantragte Stelle: 2 Jahre, halbe Stelle, Hilfskraftstelle

Gewünschter Förderungszeitpunkt nun für den 2. Antrag: 1.4.2014 bis 31.3. 2016

Daraufhin habe ich von diesem Antrag, der durch das "Science Support Center" der Universität Freiburg an das BKM verschickt wurde, lange nichts mehr gehört. Meine telefonische Nachfrage im Juli förderte zu Tage, dass mein Antrag sehr wahrscheinlich im Ministerium verloren gegangen war. Jedenfalls zweifle ich nicht daran, dass unser "Science Support Center" den Antrag verschickt hat (zumal das Verschicken vermerkt wurde).

Dritter Anlauf

Nun musste der Antrag zum dritten Mal mit neuen Zeiträumen ausgestattet werden: 1.10.2014 bis 30.9.2016 und zum dritten Mal neu eingereicht werden.

Dann begannen die Nachfragen und Moneta des Mitarbeiters Y der BKM. Obwohl die Information auf der Web-Seite der Bundesbeauftragten nicht erhältlich war, verlangte man von uns plötzlich einen zweiten Geldgeber für das kleine Projekt.

In den Antrag bauten wir dann den Hinweis ein, dass wir uns um andere Förderer für das vorgelegte Projekt bemüht hätten, aber unsere Recherche als einzigen Förderer die BKM ergeben habe, sodass wir ausnahmsweise um eine Förderung zu 100% bäten, was möglich sei. Auch die im Antrag mitenthaltene Beantragung einer eineinhalbtägigen Tagung musste entfernt werden. Zum plötzlich verlangten Nachweis des Einsatzes anderer Finanzmittel nahmen wir im Finanzierungsplan unter "Sonstige Mittel" auf, dass die Uni Freiburg Räume für das Projekt zur Verfügung stelle, dass wir Hilfskräfte dem Projekt zuordneten, dass die Uni die technische Ausstattung (Computer etc.) für das Projektpersonal zur Verfügung stelle.

Damit war es noch immer nicht genug:

Ich hatte vorher mit Mitteln der Universität Freiburg 2012 ein Pilotprojekt zu "Differenzverhandlungen in der Scherzkommunikation" durchgeführt. Aus dem Antrag:

In Einwanderungsgesellschaften müssen (Nicht-)Zugehörigkeiten kommunikativ verhandelt werden, da sie nicht mehr an stabile Identitätsparameter gebunden sind. In dem Projekt soll die vielschichtige Trennlinie zwischen inkludierendem und exkludierendem Humor unter Jugendlichen in multikulturellen Kontexten erforscht werden, die nicht nur beim lokalen Sprechereignis zu ziehen ist (so die Hypothese), sondern unter Reflexion der Interaktionsgeschichte der Beteiligten, in der Solidarität und Abgrenzung langfristig beobachtet werden. Prinzipiell können humoristische Sprechaktivitäten sowohl soziale Inklusion als auch Exklusion herstellen (wie Dupréel schon 1928 feststellte). In den letzten Jahren beobachten Medienforschung und Soziolinguistik der Jugendkommunikation zunehmend gewagte Humorformen, die für Außenstehende auf Degradation des Gegenübers durch Spott abheben. Was für Insider (emische Perspektive) durchaus verbindender Humor sein kann (denn durch provokanten Humor lässt sich die Festigkeit von sozialen Beziehungen indexikalisieren, Kotthoff 2002), sieht u.U. für Außenstehende nach einer Verletzung aus. Im Projekt soll gezeigt werden, dass humoristische Be- und Verarbeitungen von kulturellen und sozialen Differenzen und das Spiel mit Mehrsprachigkeit wichtige Verfahren der Herstellung von Zusammengehörigkeit und Abgrenzung sind. Multimodale Verfahren der Anzeige von Ironie und Parodie kommen in trans- und interkulturellen Kontexten ebenso zum Einsatz wie Fiktionalisierungen. Wie genau die flexiblen Gemeinschaftskonzepte im scherzhaften Modus verhandelt werden, welche komischen (Selbst-)Bilder von Mehrheits- und Minderheitenkulturen dabei geschaffen werden, soll in zwei multikulturellen Cliquen aus unterschiedlichen sozialen Milieus exemplarisch herausgearbeitet werden. Durch Methodentriangulation wird auch ein Zugriff auf Verletzungen ermöglicht, die die Jugendlichen wegen des jugendkulturellen Postulats sich "cool" zu geben, untereinander nicht offen kommunizieren.

Plötzlich meinte der zuständige Herr Y, die BKM würde keine bereits laufenden Projekte finanzieren. Wieder telefonierten wir lange und es gelang mir ihm zu verdeutlichen, dass breit angelegte Pilotprojekte mit einer für ein Jahr finanzierten Hilfskraft nur der Erhebung erster Gesprächsdaten (in unserem Fall) dienen. Fast alle Geldgeber verlangen ja bekanntermaßen, dass der Zugang zu den Daten bereits vor Projektbeginn geklärt ist. Nur dies sei bislang erreicht worden.

Korrespondenzen

Im Juni 2014 ereilten mich wieder Nachfragen des Mitarbeiters, die ich im Folgenden zitiere - und meine Antwort dazu:

Allerdings bestehen Vorbehalte darüber, ob das von Ihnen skizzierte Arbeitsprogramm tatsächlich realistisch ist. Ihr Zeitplan sieht vor, dass in den ersten 5 Monaten des Projekts die bereits gewonnenen Daten ausgewertet (transkribiert) und die weitere Durchführung (narrative Interviews) vorbereitet werden. Die zweite Phase (8 Monate) dient der Durchführung der Interviews, deren Transkription und Analyse. Die dritte Phase (11 Monate) soll der Durchführung eines Workshops, der "Synthesebildung", der Abfassung von Aufsätzen, der Abhaltung von Vorträgen und der Abfassung einer Monographie vorbehalten sein.

Ist dies mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin (halbe Stelle!) und einer studentischen Hilfskraft zu schaffen?

Im Folgenden begründete ich, dass es zu schaffen ist. Ich wiederhole nicht alle Teile des Antrags.

Aus der ersten Phase:

  • Auswahl der 20 Personen im Fokus nach den genauer zu spezifizierenden Kriterien jung/alt, männlich/weiblich, beruflich erfolgreich/wenig erfolgreich, Ankunft in Deutschland vor mehr als 20 Jahren/vor weniger als 20 Jahren

    Anna Basten und Birgitta WodkeAnalyse von Selbst- und Fremdpositionierungen der 20 ausgewählten Personen in den konversationellen Alltagsgeschichten und -aktivitäten

  • Diskussionen über die Daten/Methoden mit Fachleuten wie U. Reitemeier (Mannheim), N. Norrick (Saarbrücken) und W. Ruch (Zürich), deren Einladungen aus Institutsmitteln finanziert werden.

  • Weitere Aufnahmen aus Alltagskontexten der 20 Russlanddeutschen, die im Fokus stehen, in anderen Kontexten, damit ein persönliches Scherzrepertoire erfasst werden kann

  • Vorbereitung der narrativen Interviews

    Zunächst handelt es sich um die Auswahl von Personen, von denen wir schon Aufnahmen haben, aber nicht analysieren konnten. Frau X hat einen guten Einblick in den Personenkreis und wir können in einer Woche entscheiden, wer "Fokusperson" werden soll. Dann holen wir aus den Aufnahmen von diesen Personen zunächst "Geschichten" heraus. Ich kenne mich in Narrationsforschung sehr gut aus und Frau X kennt sich ebenfalls aus. Zunächst analysieren wir ja nur, wie sich die Figuren in den Geschichten positionieren (Agens, Patiens, Konfrontation mit wem? Konstitution von "wir" und "ihr", Position zum Geschehen, Zielscheibe des Humors? Humoristisches Agieren von wem? Reagieren?). Wir eröffnen Kodier-Verfahren.

    Die narrative Interviewmethode haben wir in Seminaren oft diskutiert. Wir sind mit der Methode vertraut. Natürlich können wir die Interviews vorbereiten.

    Einzig zwei Vorträge der Auswärtigen müssten im April und Mai stattfinden, da wir ja auch Studierende einbeziehen wollen - und das Semester beginnt erst Mitte April. Nach Weihnachten würde nur Dr. Reitemeier zu einem Kolloquium zur Datenanalyse eingeladen, die anderen etwas später (uni-finanziert).

    Zweite Phase:

  • Durchführung der narrativen Interviews mit 20 an den bisherigen Aufnahmen beteiligten Russlanddeutschen unterschiedlichen Alters, Einreisezeitraums, Berufsstatus' und Geschlechts

  • Feintranskription ausgewählter Stellen in den narrativen Interviews, die Scherzkommunikation enthalten und/oder Thematisierung von Ankunft, Erwartungsbrüchen, Interkulturalität, Kulturwechsel, identitären Besonderheiten, familiärer und individueller Sprachenpolitik, Berufserfahrungen (plus evt. Übersetzung)

  • Erzähl- und Positionierungsanalyse anhand beider Datentypen In dieser Phase werden die narrativen Interviews so durchgeführt, dass weitere Geschichten aufkommen. Frau X und Hilfskraft verfeinern die Transkripte (das erfolgt immer mehrstufig; konversationsanalytische Beschäftigung mit Lachen ist z.B. involviert; Aufbau spaßiger Pointen, Reaktionen, witzige Fiktionen, weitere Untertypen des Spaßigen, Ironieelemente usw.).

    Des Weiteren bitte ich um eine Erklärung, inwieweit die Auswahl von lediglich 20 Sprechern für die Schlussfolgerungen im Hinblick auf die verwendete Humor- und Scherzkommunikation dennoch als repräsentativ anzusehen ist!

    In der qualitativen Forschung gilt die Auswahl von 20 Personen als großes Sample. Es ist von Bedeutung, dass sich die Personen in relevanten Bereichen wie Alter, Zeitpunkt der Immigration, Geschlecht, berufliche und familiäre Zufriedenheit voneinander unterscheiden. Das qualitative Sampling arbeitet mit Kontrastbeispielen, etwa einem Russlanddeutschen, der nur sich selbst als Zielscheibe von Humor anbietet (mit dem Tenor "wie dumm ich war" z.B.) und solchen, die ein breites Spektrum von Komikkonstruktion im Alltag einsetzen. Qualitative Forschung wird mit dem Ziel der Gewinnung einer empirisch-begründeten Typologie durchgeführt (etwa: die Ironiker, die "Kaminers", die feinen Beobachter). Man greift zu Kategorie-Formulierungen, die den Typus treffen. "Die Kaminers" könnten Typen sein, die dem deutschen Alltag Komik abgewinnen wie es der Autor V. Kaminer tut, und ihn somit angstfrei und mit Selbstbewusstsein angehen. Die Vergleichsdimensionen müssen relevant sein: In der Gruppierung müssen sich empirische Regelmäßigkeiten finden. Wir gruppieren Fälle, die in ihrem Gesprächsverhalten Ähnlichkeiten aufweisen. Beurteilungskriterien der Forschung sind die Angemessenheit des Forschungsprozesses, Glaubwürdigkeit der Daten, Validität und Reliabilität. Über Typenbildungsverfahren wird eine andere Repräsentativität generiert als über das Einholen großer Datenmengen.

    Die folgende Aufforderung des Mitarbeiters Y ist sehr unprofessionell und eigentlich in der Wissenschaft unüblich:

    Bitte präzisieren Sie in dem Zusammenhang die angestrebte Zahl der Vorträge, der Aufsätze und die Anzahl der für den Workshop geplanten Teilnehmer sowie die ungefähre Seitenanzahl für den Ergebnisband.

    Es entsteht die Dissertation von XY als Buch; ein Buch dieses Themenfeldes weist in der Regel zwischen 350 und 400 Seiten auf. Das ist der zentrale Ergebnisband.

    Ich plane zunächst, 5 Aufsätze zu verfassen (für die Zeitschriften Muttersprache, Zeitschrift für Angewandte Linguistik, Humor. International Journal for the Study of Humor, Journal of Sociolinguistics). In den Aufsätzen gehe ich jeweils besonderen Aspekten nach, z.B. ist das narrative Interview, das in der soziolinguistischen Forschung ja mit Schwerpunkten auf Sprachpraktiken durchgeführt wird, als "Sprachbiographie" in Diskussion. Das passt gut in Journal of Sociolinguistics. In Muttersprache würden ich oder wir zusammen eher etwas Allgemeineres verfassen zum Humor der Russlanddeutschen und zu Humor als Verfahren der Bewältigung von Multikulturalität und Migration. Wenn Frau X und ich aufgefordert werden, zu thematisch passenden Sammelbänden beizutragen, dann würden wir das nach Möglichkeit tun, z.B. Bände unserer Kooperationspartner. Wenn es Ausstellungen zur Geschichte der Russlanddeutschen oder zu ihrem Alltag gibt, würden wir beitragen. Wir planen auch ein Heft zur Komik der Russlanddeutschen, das sich an die Allgemeinheit wendet (50 Seiten).

    Ich werde zu den einzelnen Unterthemen etwa 10 Vorträge halten. Sobald so ein Projekt anläuft und bekannt wird, bekommt man Vortragseinladungen. Anmelden werde ich die Tagungsvorträge, die im Antrag enthalten sind. Frau X kann bei den Jahrestagungen der Gesellschaft für angewandte Linguistik auch erste Vortragserfahrungen sammeln (Eine Finanzierung wird dann hausintern geregelt). Sie wird selbstverständlich auch bei Vereinen der Russlanddeutschen Vorträge halten, denn da besteht ein deutliches Interesse an dem Thema. Ich melde Vorträge bei der International Pragmatics Association in Helsinki und bei der International Society for the Study of Humor in Utrecht an.

    Einladungen wurden mir im Vorfeld schon von Prof. S. Günthner von der Uni Münster und von Prof. E. Wyss von der Uni Koblenz zu dem Thema signalisiert. Auch in Freiburg werde ich zwei Vorträge halten.

    Da die Tagung ja mittels eines Antrags an die DFG finanziert werden soll, wird sie auch erweitert. Sie soll an zweieinhalb Tagen stattfinden und wird eine etwa doppelt so hohe Summe benötigen wie die eineinhalbtägige, die wir im Erstantrag an Ihre Institution geplant hatten. Ich schicke Ihnen in einer Woche nähere Ausführungen.

    Frustrierendes Ende

    Nach dieser jahrelangen Korrespondenz wurde der Antrag abgelehnt. Auf der Web-Seite des BMK ist zu erfahren, dass an der Universität Osnabrück eine Juniorprofessur für "Migration und Integration der Russlanddeutschen" initiiert wurde. Sie wurde am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück eingerichtet. Das freut mich sehr. War sie unsere Konkurrenz? Ich weiß es nicht. Genauso wenig weiß ich über das Begutachtungsverfahren. Ich hätte aber gern frühzeitig etwas mehr über die Bedingungen der Projektförderung durch das Ministerium / die Bundesbeauftragte erfahren. So wurden die potentielle Mitarbeiterin X (eine Russlanddeutsche) und ich fast zwei Jahre lang unnötig hingehalten. Die Mitarbeiterin hat inzwischen ihre Lust auf wissenschaftliche Weiterqualifikation verloren.

    Anmerkungen

    1) Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Referat K 44 Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa - Grundsatzfragen und Wissenschaftsförderung.

    2) Ulrich Reitemeier 2005: Aussiedler treffen auf Einheimische, Tübingen.

    3) Petr Beckmann 1969: Whispered anecdotes. Humor from behind the Iron Curtain, Boulder, Col. Emil A. Draitser 1978: Forbidden laughter: Soviet underground jokes, Los Angeles.

    4) Helga Kotthoff / Shpresa Jashari / Darja Klingenberg 2013: Komik (in) der Migrationsgesellschaft, Konstanz.


    Helga Kotthoff ist Prof. für Germanistische Linguistik und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Freiburg. Gesprächsforschung und Soziolinguistik gehören zu ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre. Seit 1988 ("Das Gelächter der Geschlechter" Hg. bei Fischer) gehört die Analyse von Scherzkommunikation zu ihren Arbeitsbereichen.

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