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»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Forum Wissenschaft

Kolumne

01.01.2014: Zu wenig

  
 

Forum Wissenschaft 4/2013; Foto: stm/Photocase

Den Kampf gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr begleiteten 1957 die Göttinger Achtzehn, aus ihrem Umfeld heraus wurde 1959 die noch heute bestehende "Vereinigung deutscher Wissenschaftler" gegründet. Im Zusammenhang mit der Bewegung gegen die NATO-"Nach"rüstung organisierten sich Anfang der achtziger Jahre die "Informatikerinnen und Informatiker für den Frieden".

Gegen die Gefahr eines Cyberwar und Drohnenkriegs fehlt es an ähnlich breitem Protest samt wissenschaftlicher Begleitung. Warum?

Wir beobachten hier den wichtigen Unterschied zwischen eigener und fremder Haut.

Der Krefelder Appell von 1980 verlangte von der Bundesregierung, "im Bündnis künftig eine Haltung einzunehmen, die unser Land nicht länger dem Verdacht aussetzt, Wegbereiter eines neuen, vor allem die Europäer gefährdenden nuklearen Wettrüstens sein zu wollen." In dem Satz findet sich auch die Erklärung, weshalb die Anti-Atom-Bewegungen der fünfziger und achtziger Jahre so massenhaft waren: "vor allem die Europäer" seien gefährdet. Für den Staatsterrorismus mithilfe von Drohneneinsätzen gilt das offenbar nicht. Von den gezielten Tötungen und den Auslandseinsätzen der Bundeswehr sind Nicht-Europäer betroffen.

Die Spionage-Aktionen des US-amerikanischen Geheimdienstes dagegen lösen große Aufregung aus: wieder einmal sind "Europäer" tangiert. Die Schnüffelei ist ärgerlich, aber, anders als manche Drohnen-Einsätze, nicht tödlich.

Das Thema ist in hohem Maße wissenschaftsaffin. Es stellt sich die Frage, in wessen Interesse und zu welchem Ende folgenreiche Algorithmen eingesetzt werden, nicht nur in der Rüstung, sondern offenbar auch in der Finanzwirtschaft. Die Piratenpartei schien diesem Thema auf der Spur zu sein, aber das war ein Irrtum. Fragen des Urheberrechts und der digitalen Allmende waren ihnen wichtiger. Ihre Verspieltheit und ihr Optimismus machten sie sympathisch. Dass endlich neue technische Möglichkeiten wieder als Verheißung gesehen und mit Freiheit in Verbindung gebracht wurden, ließ sie erfreulich jung und heiter erscheinen. Ihr zumindest zeitweiliger Niedergang zeigt, dass das zu wenig war und ist.

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