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»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Forum Wissenschaft 4/2013

13.12.2013: Kritische Psychologie - work in progress

  
 

Forum Wissenschaft 4/2013; Foto: stm/Photocase

Die Auffassung, dass Psychologie eine "problematische Wissenschaft" (Klaus Holzkamp) sei, basiert auf verschiedenen Überlegungen: im Spannungsfeld zwischen nomothetischer und idiographischer Orientierung verfügt sie weder über einen ausgewiesenen begrifflichen Rahmen noch über verbindliche Klärungen methodischer Optionen. Das komplizierte Verhältnis gesellschaftlicher Reproduktion und subjektiver Lebensweise legt nahe, dass psychologische Praxis den Menschen gesellschaftliche Beschränkungen als subjektive Beschränktheit in die Schuhe schiebt und so emanzipatorische Entwicklungen eher behindert als fördert.

Die Kritik an der anpassenden bis repressiven Tendenz der Psychologie war Ausgangspunkt der Psychologiekritik der Studierendenbewegung, die von Klaus Holzkamp und anderen Anfang der 1970er Jahre aufgegriffen wurde. Eine der zentralen Fragen war, ob die Kritik im Negativen verbleiben müsse, oder ob eine alternative psychologische Konzeption entwickelt werden könne. Dieser Weg wurde von der dann Kritische Psychologie genannten Arbeitsrichtung eingeschlagen, und zwar in Richtung auf eine marxistische Subjektwissenschaft, deren Perspektive die "Entwicklung der subjekthaft-aktiven Komponente, also der Selbstbestimmung, in der individuellen Lebenstätigkeit" ist, wie es Klaus Holzkamp auf dem 1. Internationalen Kongress Kritische Psychologie formulierte, der, vom BdWi mitveranstaltet, 1977 in Marburg stattfand. Dass diese Perspektive nur in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu leben ist, ist theoretisches Moment wie praktische Erfahrung dieses Ansatzes.

Institutionell weitgehend marginalisiert (wenn auch nicht völlig verdrängt), blieb die Kritische Psychologie gleichwohl wissenschaftlich lebendig und erfuhr 2010 und 2012 mit zwei fünftägigen, ebenfalls vom BdWi mit veranstalteten Ferienuniversitäten an der FU Berlin erheblichen Zuspruch. Dies belegt der Besuch von 500 bzw. 800 Menschen. Daran anknüpfend enthält dieses Heft eine Reihe von Befunden und Problembeständen kritisch-psychologischer Arbeiten, die z.T. auf der Ferienuniversität 2012 präsentiert wurden. Wir hoffen, dass sich die Leserinnen und Leser ein Bild davon machen können, wie verschieden auf welchen Feldern der Kritikbegriff in der Psychologie aufgefasst und realisiert wird, was kritische Wissenschaft im Falle der Psychologie bedeuten kann, und wünschen eine angenehme wie fruchtbare Lektüre.

Für die Mitarbeit an diesem Themenschwerpunkt danken wir allen Autor_innen sowie insbesondere Morus Markard.

Kritische Psychologie

Morus Markard: Was ist kritisch an der Kritischen Psychologie?

Grete Erckmann, Jochen Kalpein, Michael Zander: Kritisch-psychologische Praxisforschung

Vanessa Lux: Genetik und psychologische Praxis

Ulrike Eichinger: Praxisforschung in der Sozialen Arbeit

Jan Dagmar Aleith: Prekarität und Solidarität

Gesa Köbberling: Gerechtigkeit für Opfer rassistischer Gewalt

Felicitas Karimi, Janek Niggemann: Erzieht Euch doch selbst!"

Jana Reich, Marianne Styger: Übersehene Kinder

Morus Markard: Begabung - Motivation - Eignung - Leistung

Uwe Gerkens: Kritische Psychologie und Kulturhistorische Schule

Richard Albrecht: Falsches Bewusstsein und Handlungsblockaden

Hochschule und Wissenschaft

Oliver Iostl: Das internationale Uniranking

Bundestagswahl

Heiko Geiling: Alles wie gehabt?

Benjamin Hoff: Neusortierung des deutschen Parteiensystems

Andreas Keller: Farbe bekennen

Internationales

Siebo M. H. Janssen: Hoffnungsträger vor dem Scheitern?(II)

Kolumne

Georg Fülberth: Zu wenig

Nachrichten aus Wissenschafts- und Hochschulentwicklung

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