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Klaus Holzkamp

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Der Bund katholischer Ärzte

28.03.2022: Homöopathische Konversionstherapeuten

  
 

Forum Wissenschaft 1/2022; Foto: Fahroni / shutterstock.com

Auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts gibt es Homophobie. Diese zeigt sich u.a. in der Präsenz von sogenannten Konversionstherapien. Unter den Anbietern dieser "Therapien" ist der Bund katholischer Ärzte ein besonderes Kuriosum. Obwohl diese Gruppe nicht mehr wirklich aktiv ist, rückt sie derzeit aufgrund von Strafanzeigen und der Berichterstattung in der Boulevardpresse wieder in den deutschen Fokus. Yannick Borkens will im Folgenden den Bund katholischer Ärzte nicht nur in einen wissenschaftlichen, sondern auch in einen internationalen Fokus rücken.

Wenn man sich im modernen Deutschland bewegt, erscheint es zumeist als liberales und weltoffenes Land. Jedoch gibt es in Deutschland auch Bewegungen und Gruppen, die nicht nur rückständiger sind, sondern auch sehr absurde und seltsame Haltungen verfolgen. Ein Beispiel dafür ist der Bund katholischer Ärzte. Obwohl diese Gruppierung in den 2010er Jahren aktiver war, gerät sie aktuell durch verschiedene Strafanzeigen, unter anderem von der Grünen-Politikerin Ulle Shauws, sowie durch Berichte in einigen Boulevardmagazinen wieder in den Fokus.1 Da der Bund katholischer Ärzte (kurz BkÄ) ethisch und moralisch problematische Ansichten vertritt, sollte die Berichterstattung nicht nur auf Illustrierte und Boulevardmedien beschränkt bleiben, sondern auch wissenschaftlich und international in den Fokus rücken.

Konversionstherapien und die aktuelle Rechtslage

Bevor speziell auf Gruppen wie den BkÄ eingegangen wird, sollten die allgemeinen Hintergründe zu Konversionstherapien und die Situation in Deutschland geklärt werden. Im 21. Jahrhundert wird Homosexualität nicht mehr als Krankheit angesehen. Eine der wichtigsten Klassifikationen für Krankheiten ist die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD), die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird. Die WHO hat Homosexualität im Jahr 1990, nach der 43. Weltgesundheitsversammlung, aus der ICD gestrichen. Seit der 10. Revision (ICD-10) heißt es, dass die sexuelle Orientierung an sich nicht als Störung angesehen werden kann. Seit der 11. Revision (ICD-11) gilt dies auch für Transsexualität. Der Begriff Transsexualismus wird nun durch Geschlechtsinkongruenz ersetzt. Die ICD-11 ist am 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Die American Psychiatric Association hat Homosexualität bereits 1973 aus ihrem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders gestrichen. Dennoch bleiben Konversionstherapien ein Problem. Diese Therapien, die auch als reparative Therapien bezeichnet werden, zielen darauf ab, homosexuelle Tendenzen zu reduzieren und heterosexuelle Potenziale zu entwickeln. Solche Therapieformen werden in der modernen Psychologie abgelehnt, weil sie der modernen Wissenschaft widersprechen. In Deutschland gibt es seit Dezember 2019 verstärkte Bemühungen, Konversionstherapien durch ein Gesetz zu verbieten. Dieses Gesetz, das vom Bundesgesundheitsministerium und dem Gesundheitsminister Jens Spahn (Kabinett Merkel IV) eingebracht wurde, trat im Juni 2020 in Kraft. Das Gesetz zielt nicht nur auf medizinische und andere Eingriffe ab, die die sexuelle Orientierung oder die selbst wahrgenommene Geschlechtsidentität einer Person gezielt verändern oder unterdrücken sollen, sondern auch auf deren Förderung. Bei Verstößen drohen künftig Geldstrafen bis zu 30.000 Euro (bei Verstößen gegen das Förderungsverbot) und Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr (bei Verstößen gegen das Behandlungsverbot). Allerdings gilt das Gesetz nur für Minderjährige (unter 18 Jahren) und Erwachsene, deren Einwilligung auf Willensmängeln beruht. So können gefährliche Schlupflöcher sowie Grauzonen entstehen, die Verbände wie der BkÄ ausnutzen können.

Ähnliche Gesetze und Bemühungen gibt es auch in anderen Staaten. Ein wirkliches Verbot von Konversionstherapien gibt es jedoch nur in fünf Ländern: Deutschland, Malta, Brasilien, Ecuador und Taiwan. Im Juni 2021 stimmten alle Parteien des österreichischen Parlaments für ein Gesetz zum Verbot von Konversionstherapien für Minderjährige. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Österreich das nächste Land auf der Liste der Länder mit einem Verbot von Konversionstherapien sein wird. Kanada verhandelt seit Oktober 2020 über seinen Gesetzesenzwurf. Darin werden vier neue Straftatbestände vorgeschlagen:

  • Veranlassung einer Konversionstherapie bei einem Minderjährigen

  • Verbringen eines Minderjährigen aus Kanada, um diesen im Ausland einer Konversionstherapie zu unterziehen

  • Profitieren von der Durchführung einer Konversionstherapie

  • Werbung für ein Angebot zur Durchführung einer Konversionstherapie

  • Weitere Bemühungen Kanadas sind jedoch derzeit auf Eis gelegt. Aufgrund des Föderalismus können in einzelnen Ländern auch unterschiedliche Gesetze gelten. In Australien beispielweise haben nur Queensland, Victoria und das Australian Capital Territory Gesetze gegen Konversionstherapien. Das Gesetz in Victoria ist das jüngste der drei Länder. Die Situation in den USA ist komplex. 20 Bundesstaaten (und der District of Columbia) haben ähnliche Gesetze wie in Deutschland, das heißt ein Verbot für Minderjährige. Teilweise Verbote der Konversionstherapie für Minderjährige gibt es in fünf Staaten sowie in Puerto Rico, einem Territorium der USA. Die Mehrheit der Staaten (22 plus die übrigen vier Territorien) hat weder ein Gesetz noch betreibt sie eine entsprechende Politik. Alabama, Florida und Georgia stellen derzeit einen Sonderfall dar, da in diesen Staaten ein Bundesgerichtsverfahren läuft, in dem eine einstweilige Verfügung die Durchsetzung des Verbots der Konversionstherapie verhindert. Abbildung 1 zeigt die aktuelle Situation in den USA. Obwohl die Mehrheit der Staaten in den USA keine Gesetze gegen Konversionstherapien hat, lebt die Mehrheit der Betroffenen, Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft, in Staaten, die Konversionstherapien für Minderjährige verboten haben. 48% der LGBTQ-Bevölkerung leben in Staaten mit einem vollständigen, 9% in Staaten mit einem teilweisen Verbot. 11% leben in Alabama, Florida oder Georgia. Die Bevölkerung in Staaten ohne solche Gesetze beträgt jedoch noch 32%.

    Derzeit sind keine Verurteilungen aufgrund des neuen Konversionstherapieverbots in Deutschland bekannt. Auch in Malta, dessen Gesetz Ende 2016 verabschiedet wurde, gab es bisher keine Verurteilungen.

    Bund katholischer Ärzte - Homöopathische Konversionstherapeuten in Bayern

    Der Bund katholischer Ärzte wurde im Jahr 2004 als katholische Ärztevereinigung gegründet. Im Jahr 2010 wurde der Name in BKÄ - Bund Katholischer Ärzte geändert. Gegründet wurde der BkÄ von Dr. (I) Gero Winkelmann, einem Allgemeinmediziner und Homöopathen mit Sitz in Unterhaching (der zweitgrößten Gemeinde im Landkreis München). Auf ihrer Website beschreibt der BkÄ ihre Aufgabe darin, Menschen, die sich als römisch-katholisch bezeichnen, zusammenzubringen und sie zum Glauben zurückzubringen. Nach eigenen Angaben wendet sich der BkÄ an katholische Ärzte und Zahnärzte, Professoren, Medizinstudenten und Mitarbeiter der medizinischen Fakultäten sowie Priester, Seelsorger und Apotheker bzw. Pharmaziestudenten. Der BkÄ soll heute bis zu 400 Mitglieder haben. Diese Angaben sind jedoch nicht gesichert. Unter anderem deshalb, weil der BkÄ selbst in der Vergangenheit nur wenige und oft widersprüchliche Informationen veröffentlicht hat. Weder ist die genaue Mitgliederzahl bekannt, noch ob es neben Gero Winkelmann noch weitere Vorstandsmitglieder gibt. Es gibt auch keine Gründungen von weiteren BkÄ-Ortsgruppen außerhalb Münchens und nur zwei Ärzte haben auf veröffentlichte Aufrufe geantwortet.2

    Heute ist der BkÄ vor allem für seine "Konversionstherapien" und seine allgemein homophobe Haltung bekannt. Auf seiner Website beschreibt der BkÄ diese Themen als "allgemeine wie auch besondere Therapieformen aus katholisch-ärztlicher Sicht" und welche Therapieformen schädlich oder sogar für Christen überhaupt annehmbar seien. Der Begriff "Therapieformen" bezeichnet eigentlich keine medizinischen Therapien, sondern Handlungen, Maßnahmen, Charaktereigenschaften und Sexualitäten wie Homosexualität. Weitere Themen, die der BkÄ anspricht, sind Abtreibungen, das Verbot von Verhütungsmitteln (Kondome und Antibabypillen), aber auch medizinisch-biologisch-ethische Themen wie die Stammzellenforschung. Der BkÄ befasst sich aber vor allem mit Homosexualität und Konversionstherapien. Diese unterscheiden sich jedoch von den klassischen und bekannten Therapien, bei denen es sich meist um Psychotherapien handelt. Auf seinen Online-Präsenzen beschreibt Gero Winkelmann nicht nur seine therapeutischen Ansätze, sondern auch wissenschaftliche Hintergründe, die jedoch modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht standhalten und als pseudowissenschaftlich bezeichnet werden können (und sollten).

    Dr. (I) Gero Winkelmann - Gründer des BkÄ

    Um die therapeutischen Ansätze des BkÄ zu verstehen, ist es sinnvoll, sich mit ihrem Begründer Gero Winkelmann näher zu befassen. Dr. (I) Gero Winkelmann ist ein deutscher Allgemeinmediziner mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie. In Deutschland können approbierte Ärzte durch eine Fortbildung die Zusatzbezeichnung Homöopathie erwerben und dürfen dann als Homöopathen arbeiten und behandeln. Diese Ausbildung ist jedoch sehr umstritten. Gero Winkelmann selbst wendet nach eigenen Angaben die Homöopathie nicht nur in seiner Privatpraxis an, sondern auch in Notfällen, wenn er Bereitschaftsdienst hat. Sein eigentliches Medizinstudium absolvierte er nicht in Deutschland, sondern in Italien, genauer gesagt in Ancona und Verona. Dort studierte er zwischen 1977 und 1984 Medizin und erwarb den italienischen Titel Dottore in Medicina e Chirurgia (Doktor der Medizin und Chirurgie). Dieser Titel wurde 1984 vom Kultusministerium in Nordrhein-Westfalen anerkannt und in den deutschen Titel Dr. (I) umgewandelt. Er beschreibt sich selbst als Arzt, der seinen katholischen Glauben auch im Beruf praktiziert. Dies geschieht seiner Meinung nach durch drei Säulen: Christliche Ethik, insbesondere am Lebensanfang und Lebensende, Gebete und der Besuch von Gottesdiensten an Feiertagen und auch an arbeitsfreien Tagen, insbesondere als Bereitschaftsarzt, der zu unpassenden Zeiten arbeitet.

    Insbesondere der Punkt der christlichen Ethik bedarf einer näheren Betrachtung. Die "christliche Ethik, insbesondere am Anfang und am Ende des Lebens" führt zu einer Pro-Life-Sichtweise. In den Vereinigten Staaten äußert sich diese Sichtweise, die auch als Pro-Life-Bewegung bezeichnet wird, nicht nur in Demonstrationen und politischen Petitionen, sondern auch in Gewalt, manchmal mit Todesfolge. Seit 1993 wurden bei Anschlägen auf Abtreibungskliniken mindestens 11 Menschen getötet, zumeist Ärzte und Mediziner, die Schwangerschaftsabbrüche vornahmen. Die Täter sind häufig dem radikalen christlichen Spektrum zuzuordnen. Winkelmann ist in Deutschland sowohl Gegner von Abtreibung und Verhütungsmitteln als auch Gegner der ärztlichen Sterbehilfe. Bevor er durch die Gründung des BkÄ deutschlandweit bekannt wurde, gründete er 2000 den Verein European Pro-Life Doctors (EPLD), der sich gegen Abtreibung, aber auch gegen Verhütungsmittel und Forschung wie die Stammzelltherapie einsetzt. Allerdings gibt es weder eine offizielle Gründung der EPLD als Verein noch einen entsprechenden Eintrag im deutschen Vereinsregister. Dies gilt auch für den BkÄ. Neben der Ablehnung von Abtreibungen und Euthanasie nutzt Winkelmann die EPLD-Webseite auch, um die Ansicht zu verbreiten, dass Kondome nicht funktionieren und auch nicht gegen AIDS helfen. Er begründet dies damit, dass die Latexhaut des Kondoms zu dünn sei und das HI-Virus sie problemlos durchdringen könne. Dies führe dazu, dass Kondome eine Pseudo-Sicherheit widerspiegeln würden. Darüber hinaus verteidigte er auch die Aussage von Papst Benedikt XVI (auf seiner Afrikareise 2009), dass Kondome nicht vor AIDS schützen würden.

    Auf seiner Website beschreibt Winkelmann nicht nur die vermeintlichen wissenschaftlichen Hintergründe der Homosexualität und seiner Konversionstherapie (die allerdings modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht standhält), sondern verteidigt auch die Anwendung von Konversionstherapien im Allgemeinen. Er beschreibt, dass jeder schlechte Zustand eine Umkehrung (Konversion) braucht. Außerdem sollten die Anwender dieser Therapien keine Angst vor einer Umkehr, inneren Reifung und Stärkung der Selbstheilungskräfte haben. Darüber hinaus sollten sich die Anwender nicht von einer Verbesserung der Situation abschrecken lassen. Diese Aussagen belegen, dass Winkelmann Homosexualität als einen Zustand betrachtet, der einer Umkehr bedarf, die wiederum zu einer inneren Reifung führt. Laut Winkelmann gibt es verschiedene Ursachen für Homosexualität. Zu den Ursachen gehören Hormone, Leberschäden, epigenetisch übertragene Syphilis oder Missbrauch in der Kindheit. Damit widerspricht er nicht nur biologisch-medizinischem, sondern auch sozial-verhaltensmedizinischem Wissen. Allerdings unterscheiden sich seine Konversionstherapien von den klassischen Konversionstherapien, die oft Psychotherapien sind. Im Gegensatz zu diesen setzt Winkelmann bei seinen Konversionstherapien die Homöopathie ein. Er selbst bezeichnet seine Therapie nicht als Konversionstherapie, sondern als Konstitutionstherapie. Diese Konstitutionstherapie ist eine Ganzkörpertherapie, die vor allem die körperliche und seelische Selbstheilung anregen soll. In dieser Therapie kombiniert er die Homöopathie mit Psychotherapie und religiöser Betreuung. Zu Beginn wird der Körper mit Schwefelglobuli und Nosoden, Globuli aus pathologischem Material, ›entgiftet‹. Winkelmann sagt, dass die Therapie nach dieser Entgiftung schon bei vielen erfolgreich abgeschlossen worden sei. Über die Zahl der Menschen, die Winkelmanns Angebot angenommen haben, liegen allerdings keine Informationen vor. Reicht die ›Entgiftung‹ nicht aus, beginnt eine langwierige homöopathische Therapie, die auch psychologische und religiöse Unterstützung beinhaltet. Bei dieser Therapie setzt Winkelmann Calcium Carbonicum- und Calcium Phosphoricum-Globuli ein. Die religiöse Betreuung umfasst Gebete, Sakramente, Krankensalbung und das Abendmahl.

    Kurze Einführung in die Homöopathie

    Die Homöopathie ist die am weitesten verbreitete alternative Medizin. Sie wurde von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann entwickelt. Heutzutage wird sie regelmäßig (u.a. vom Informationsnetzwerk Homöopathie oder auch der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) als medizinische Methode kritisiert und ist Teil des medizinischen wie auch des philosophischen Diskurses. Diese Diskurse werden vor allem von der Tatsache angetrieben, dass die Homöopathie sowohl den bekannten Naturgesetzen widerspricht als auch generell unwissenschaftlich ist. Seit ihrer Erfindung vor 200 Jahren gibt es keinen Beweis für ihre Wirksamkeit. Viele veröffentlichte Studien, die eine positive Wirkung beschreiben, weisen eklatante Fehler auf, zum Beispiel im Studiendesign. Dennoch ist die Homöopathie sehr beliebt. Gründe dafür sind nicht nur die erfolgreiche Arbeit von Lobbyisten, sondern auch die relativ unkritische Berichterstattung in den Massenmedien.3 Winkelmann setzt die Homöopathie nicht nur in seinen Konversionstherapien ein, sondern auch bei schweren medizinischen Komplikationen und Krankheiten. Außerdem bewirbt er die Homöopathie als Heilmittel für COVID-19. Er bezieht sich dabei auf einen Bericht aus Indien, wonach die Homöopathie in Indien angeblich erfolgreich gegen COVID-19 eingesetzt worden sei. Dieser Bericht wurde kurz nach seiner Veröffentlichung vom indischen Gesundheitsministerium widerlegt. Dieses Problem ist so ernst geworden, dass Wissenschaftler inzwischen von einer Infodemie sprechen, der ersten in der Geschichte der Menschheit. Wissenschaftler müssen auf diese neue Gefahr reagieren.

    Fazit

    Auch heute noch ist Homophobie ein relevantes Thema, das das Leben vieler Homosexueller beeinflusst. Viele homosexuelle Männer und Frauen sind ständiger Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt, wenn sie versuchen, das zu tun, was die meisten heterosexuellen Menschen tun. Dazu gehören nicht nur Dinge wie Heiraten, sondern auch andere Dinge wie der Dienst im Militär oder im Profisport. Die Outings bekannter US-Sportler sorgten für großes Medieninteresse und Fragen zur Definition von Männlichkeit. Aber auch in der Medizin sind Homophobie und Stigmatisierung immer noch relevant. Intersexualität beispielsweise wird manchmal immer noch als behandlungsbedürftige Abweichung angesehen. Ein weiterer kritischer und wichtiger Aspekt in der modernen Medizin ist das anhaltende Versäumnis der Forschung, Geschlechtsunterschiede im Studiendesign und auch in der Behandlung zu berücksichtigen. Um eine liberale und tolerante Medizin zu schaffen, müssen Probleme wie diese angegangen werden. Es ist nicht nur notwendig, Pseudomedizin und falsche Informationen als solche zu erkennen, sondern auch Patienten und medizinische Laien darüber aufzuklären. Dabei ist es wichtig, Ärzte und andere Menschen wie Winkelmann nicht einfach als Spinner oder Ähnliches abzutun (wie es viele Wissenschaftler immer noch machen), sondern sie ernst zu nehmen. Studien haben bereits gezeigt, dass Information und Aufklärung dazu beitragen, nicht nur Ängste, sondern auch Stigmatisierungen und andere Dinge wie Homophobie und Rassismus abzubauen. Darüber hinaus stellt sich in der Diskussion um den BkÄ auch die Frage, wie eng Religion und religiöse Einrichtungen (hier vertreten durch das Christentum) mit der modernen Medizin und ihrer Infrastruktur verknüpft werden sollten. Der BkÄ hat sich inzwischen von ihrer Konversionstherapie distanziert. Es ist jedoch fraglich, wie ernst dieser Schritt letztlich ist.4

    Anmerkungen

    1) Siehe Artikel im Focus ("Therapien gegen Homosexualität: Anzeige gegen Bund Katholischer Ärzte"; www.focus.de/politik/deutschland/moeglichkeiten-zur-behandlung-von-homosexuellen-stoerungen-und-problemen-kritik-von-den-gruenen-bund-katholischer-aerzte-wirbt-fuer-therapie-gegen-homosexualitaet_id_12425600.html) und in der Bild ("Bund Katholischer Ärzte - Auf ihrer Webseite werben sie für ›Homoheilung‹" von Marco Schenk; www.bild.de/lgbt/2020/lgbt/strafanzeige-gegen-bkae-bund-katholischer-aerzte-wirbt-fuer-homoheilung-72873570.bild.html###wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F&wt_t=1602910417592###wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.bild.de%2F&wt_t=1602911093843).

    2) Siehe dazu die Veröffentlichungen von Dr. (I) Gero Winkelmann, einsehbar auf Dr. Gero Winkelmann (www.winkelmann-arzt.de/index.php?id=632), European Pro-Life Doctors (www.epld.org/index.php?id=780) und Bund katholischer Ärzte (www.bkae.org/index.php?id=48 &no_cache=1). Siehe darüber hinaus Gero Winkelmanns Eintrag auf Psiram (www.psiram.com/de/index.php/Gero_Winkelmann).

    3) Siehe für weitere Informationen die Veröffentlichungen des Informationsnetzwerkes Homöopathie. Gute Quellen sind die vom INH betriebene Homöopedia (www.homöopedia.eu/index.php/Homöopedia:Startseite), die Hauptseite des INH (netzwerk-homoeopathie.info), die Veröffentlichung "Wie wissenschaftlich ist die Homöopathie?" von Natalie Grams und Udo Endruscheit in Forum Wissenschaft 4/2019 (www.bdwi.de/forum/archiv/themen/gesund/10801937.html) oder die Veröffentlichung "Homöopathie: Globukalypse now!" von Christian Lübbers (www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-11/homoeopathie-wirkungslos-kassenleistung-gesundheit).

    4) Siehe für eine umfangreichere Referenzliste bitte die englische Publikation von Yannick Borkens in Frontiers in Sociology 6:, 667772 v. 17.01.2022 (www.frontiersin.org/articles/10.3389/fsoc.2021.667772/full).

    Yannick Borkens (*1995 in Düsseldorf) studierte Biologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und Tropenmedizin an der James Cook University in Townsville (Australien). Er ist Mitglied des Informationsnetzwerkes Homöopathie und der GWUP. Seit Dezember 2020 ist er Mitglied des BdWi und gehört seit Februar 2021 der Redaktion von Forum Wissenschaft an.

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