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Klaus Holzkamp

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Das internationale Uniranking

01.01.2014: TIMES World University Rankings 2013-14

  
 

Forum Wissenschaft 4/2013; Foto: stm/Photocase

Das wohl bekannteste weltweite Uniranking ist das der TIMES. Umstritten ist es dennoch - und ähnlich wie beim (deutschen) CHE-HochschulRanking wird es von einigen Unis boykottiert. Oliver Iost hat sich das aktuelle TIMES-Ranking näher angeschaut und kommentiert.

Während in Deutschland - jedenfalls unter den Fachleuten - eine Debatte über die Sinnhaftigkeit von Rankings überhaupt läuft1 und dabei das CHE-Ranking im Mittelpunkt steht, macht die TIMES (genauer: TIMES Higher Education - THE) davon unbeeindruckt mit ihrem Weltranking weiter. Dabei ist dieses (von der "politischen" Bewertung von Rankings ganz abgesehen) methodologisch noch kritikwürdiger. Vergleiche ganzer Universitäten miteinander sind an sich wenig zielführend: Auch eine sehr gute Uni kann vereinzelt relativ schlechte Fachbereiche haben. Ebenso kann eine größtenteils unterdurchschnittliche Uni auch einen oder ein paar ziemlich gute Fachbereiche haben. Was sagt also der "Durchschnitt" wirklich aus? Ganz davon abgesehen, dass schon die Definition, was "gut" ist, nicht gerade in zwei Sätzen abgehandelt werden kann (und selbst in zwei Büchern nicht …). Erschwert wird ein internationaler Vergleich noch durch Sprachbarrieren und die Schwierigkeit, dass alle Studiengänge, in denen die Sprache eine wesentliche Rolle spielt, bei solchen Vergleichen eher unter den Tisch fallen.

Möglicherweise um der Kritik an der Gesamtbewertung von Unis etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, offeriert das TIMES-Ranking seit einigen Jahren auch Auswertungen nach großen Fachbereichen (sechs an der Zahl), wobei diese teilweise sich wiederum überschneiden. Auf diese Auswertungen gehen wir nicht weiter ein - prinzipielle Probleme eines Rankings bleiben bestehen und da die "Fachbereiche" sehr groß gewählt sind, wird auch die Detailaussage nur begrenzt besser.

Ein Problem an Rankings: Der Blick wird auf die Gewinner fokussiert - dabei sind "die anderen" oft auch nicht schlecht und sei es nur in bestimmten Nischen oder wenn man anders gewichtet als das jeweilige Ranking.

Das (vermeintlich) Schöne - aber ebenso Gefährliche - an Rankings ist, dass sie ein komplexes Thema einfach darstellen. Zu einfach. Für die Wahl der Hochschule im Inland sollte das Abschneiden in internationalen Rankings keine wirkliche Rolle spielen. Da die Ergebnisse der Rankings aber sowohl in der Politik als auch manchmal in der Eigendarstellung durchaus eine Rolle spielen, stellen wir einige Ergebnisse vor und versuchen diese ein wenig einzuordnen. Auch wenn man die Einzelergebnisse nicht zu ernst nehmen sollte, ist bspw. durchaus interessant, ob die Hochschulen eines Landes insgesamt eher bessere oder schlechtere Ergebnisse als im Vorjahr erzielen. Ersteres wäre erfreulich, letzteres bedenklich. Denn bspw. für Studierende aus dem Ausland stellen internationale Rankings zwangsläufig durchaus eine erste Orientierung dar. Andererseits: Gerade die Hochschulen in "Schwellen- oder gar Entwicklungsländern" sollten ja auf Dauer besser werden und damit müssen einige "westliche" Hochschulen auch hinnehmen, etwas verdrängt zu werden, denn in einer globalisierten Welt wäre es auch vermessen, wenn einzelne Länder oder Regionen eine Art Monopol auf beste Bildung haben wollten. Wobei das von einigen wohl durchaus so gesehen wird - aber ob das wirklich nachhaltig sein kann?

Daten aus dem Ranking - mit Vergleich der Ergebnisse seit 2009

Laut TIMES wurde diesmal im Vergleich zum Vorjahr an der Methode nichts geändert, die Veränderungen im Ranking kommen also nicht durch andere (neue) Kriterien oder veränderte Gewichtung zustande, sondern tatsächlich durch Veränderungen der gemessenen Werte bzw. der Ergebnisse der Befragungen von "Peters".

Ein wesentlicher Punkt ist die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen der Hochschulangehörigen in den Jahren 2007 bis 2011 und wie oft diese zitiert wurden (Zitate werden von 2007 bis 2012 berücksichtigt). Datenbasis ist die Datenbank von Thomson Reuters, die zwar viele, aber trotzdem nur einen Teil der wissenschaftlichen Journale berücksichtigt und hier natürlich vor allem nur englischsprachige. Weiterhin werden WissenschaftlerInnen zur Reputation der Hochschulen und der Qualität der Lehre befragt. Dazu kommen dann noch in geringerem Umfang die Bewertung von "Fakten" wie Betreuungsverhältnis, Zahl der internationalen Studierenden und WissenschaftlerInnen, Anteil des Forschungseinkommens am Budget der Hochschule.

Bei den Ergebnissen stellen wir auch die Werte der Jahre seit 2009 dar. Die starken Veränderungen zwischen den Platzierungen des TIMES-Rankings 2009 und 2010 ergeben sich aus der starken Änderung der Kriterien und erhöhten Zahl von Befragten (gleichzeitig wurde von der TIMES auch eine andere Firma mit der Datenerhebung betraut, seit 2010 ist es Thomson Reuters). Auch hieran sieht man, dass es nicht DIE gute Uni geben kann, sondern es darauf ankommt, was man wie gewichtet. Bis 2009 wurden die ersten 500 Hochschulen veröffentlicht (und bis Platz 400 gab es einzelne Plätze, 401-500 wurde als Gruppe ausgewiesen), 2010 nur die ersten 200. Seit 2011 werden die ersten 400 Hochschulen veröffentlicht, ab Platz 201 in Gruppen à 25 bzw. ab 301 à 50. Diese festen Grenzen sind an sich fragwürdig, denn so kann eine Hochschule wegen minimalem Abstand aus der besseren Gruppe fallen oder umgekehrt die letzte(n) einer Gruppe trotz recht großem Abstand zum Rest noch hineinkommen, obwohl sie eigentlich näher zur nächsten "schlechteren" Gruppe wären.

Hinweis: Der offizielle und vollständige Name des "TIMES-Ranking" ist "Internationales Hochschulranking für 2013-2014 von Times Higher Education mit Daten von Thomson Reuters" (siehe Tabelle 1).

Die deutschsprachigen Universitäten und ihr Abschneiden im Times Ranking

Die ETH Zürich schneidet traditionell in fast allen relevanten internationalen Rankings von den deutschsprachigen Universitäten am besten ab. Auf Grund ihrer für europäische Verhältnisse sehr guten finanziellen Ausstattung lockt sie ebenso traditionell WissenschaftlerInnen und Studierende aus der ganzen Welt an und ist auch in Sachen Publikationen und Zitationen führend (und hat da wohl auch die Erfahrung, gewonnene Erkenntnisse möglichst geschickt in so viele Publikationen wie möglich zu verpacken …).

Die ??? bedeuten, dass wir entweder die Platzierung nicht kennen (wir hatten die Platzierungen der Unis aus Österreich und der Schweiz 2009 nicht notiert, online sind sie nicht mehr zu recherchieren) oder die jeweilige Hochschule nicht unter den vom Ranking aufgelisteten besten 400 bzw. 2010 nur 200 Unis zu finden war (was wiederum aus mehreren Gründen sein kann: entweder hat sich die Uni nicht am Ranking beteiligt oder es gab zu wenig Daten oder sie war "zu schlecht" im Sinne des Rankings).

Nicht alle deutschen Unis beteiligen sich am Ranking

Die Debatte um Unirankings wirkt sich nicht nur auf die Beteiligung von Fachbereichen am CHE-Ranking aus, auch das TIMES-Ranking wird von einigen Unis in Deutschland boykottiert. Wobei es da offenbar ein Hin und Her gibt und manche Uni mal mitmacht, mal nicht. Die Uni Bonn bspw. hatte sich 2010 und 2011 nicht beteiligt, die Uni Köln sogar mehrere Jahre nicht (dieses Jahr dann aber wieder). Die Uni Hamburg hat 2012 mitgeteilt, an Rankings nicht mehr teilnehmen zu wollen - und ist im TIMES-Ranking seither tatsächlich nicht mehr gelistet. Die Uni Mainz hat sich möglicherweise diesmal erneut nicht beteiligt (2012 war sie im Bereich 201-225, ein Absturz hinter den 400. Platz erscheint unwahrscheinlich - vielleicht ist sie aber nun doch wieder "zu schlecht" oder "zu klein" im Sinne der Kriterien des Rankings), uns liegt dazu aber keine konkrete Information vor.

Grundsätzlich muss eine Uni mit mind. 200 Publikationen in den Datenbanken vertreten sein, um im Ranking aufgenommen zu werden - das kann bei kleineren Unis in Deutschland, die vielleicht auch viele Fachbereiche haben, die wenig auf Englisch publizieren (bspw. auch Jura!), durchaus knapp sein. Auch solche Ein- und Ausstiege verzerren das Ranking zusätzlich zu allen anderen schon genannten Problemen (siehe Tabelle 2).

Quellen und weitere Artikel zum Thema

Webseite zum TIMES Ranking (dort auch Ergebnisse der Vorjahre abrufbar und Details zur Methode): www.timeshighereducation.co.uk/world-university-rankings/2013-14/world-ranking

Bericht aus dem Vorjahr: TIMES World University Rankings 2012-13 (10.10.2012): www.studis-online.de/Studieren/art-1276-internationale-rankings2011.php

Hochschulranking - ein Instrument der Hochschulwahl? (Hintergrund-Artikel bei Studis Online): www.studis-online.de/StudInfo/uniranking.php

Anmerkung

* Der vorliegende Beitrag ist erstmals digital am 09. Oktober 2013 auf www.studis-online.de erschienen. Wir bedanken uns bei der Redaktion für die Nachdruckgenehmigung.

1 www.studis-online.de/HoPo/art-1451-ranking-ausstieg.php.

Oliver Iost war in den 1990ern jahrelang hochschulpolitisch aktiv und betreibt seit dieser Zeit das Portal studis-online.de, das Informationen vor allem für Studieninteressierte und Studierende bietet.

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