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Haben Professionen ein Geschlecht?

15.11.2009: Öffentliche Perspektiven und private Hindernisse

  
 

Forum Wissenschaft 4/2009; Foto: Helmut Rühl

Auch für Hochqualifizierte verschwinden berufliche Geschlechterunterschiede nicht. Während Männer häufiger im Privatsektor arbeiten, sind Akademikerinnen verstärkt im öffentlichen Dienst vertreten. Dies geht oft mit geringeren Arbeitsmarkterträgen einher. Insbesondere in der familienintensiven Phase sind Frauen immer noch benachteiligt. Kathrin Leuze und Alessandra Rusconi über Karrieremuster von Frauen und Männern in Professionen.

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nimmt in Europa seit Jahrzehnten zu. Auch in Deutschland sind heute 66,1% aller Frauen erwerbstätig, während es 1970 nur 46,2% waren. Einer der Gründe hierfür ist das gestiegene Bildungsniveau von Frauen. Heute haben 14,5% aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland einen Hochschulabschluss; 1971 waren es gerade mal zwei Prozent1. Diese Entwicklungen könnten zu der Annahme verleiten, dass die Geschlechterungleichheiten im Arbeitsmarkt - zumindest unter den Hochqualifizierten - verschwinden. Überprüfen lässt sich diese Annahme durch die Analyse der Karrieremuster von Frauen und Männern in hochqualifizierten Berufen, sog. Professionen, zu denen beispielsweise Mediziner und Medizinerinnen, Ingenieure und Ingenieurinnen oder Lehrer und Lehrerinnen gehören. Denn Frauen (und Männer) mit Hochschulabschluss sind entsprechend ihrer Qualifikation besonders häufig in Professionen tätig. Die Ergebnisse erlauben Antworten auf folgende Fragen: Welche Professionen üben männliche und weibliche Akademiker in Deutschland direkt nach dem Hochschulabschluss aus? Und wie sind die Chancen zwischen hochqualifizierten Männern und Frauen verteilt, in der familienintensiven Lebensphase Professionen auszuüben?

Professionen bieten im Vergleich zu geringer qualifizierten Berufen bessere und sicherere Arbeitsmarktperspektiven. Allerdings unterscheiden sich solche im öffentlichen Dienst deutlich von denen der Privatwirtschaft. Im öffentlichen Dienst ist die Karriereentwicklung gut planbar, mit einem hohen Schutz gegen Arbeitslosigkeit, kalkulierbaren Beförderungen, regelmäßigen Gehaltssteigerungen und einer fast kompletten Abschottung höherer Positionen gegen Bewerber und Bewerberinnen von außen. Im Falle von Beamten und Beamtinnen besteht sogar die Garantie auf Lebenszeitanstellung. Diese größere Sicherheit heißt allerdings auch, dass größere Gehalts- und Karrieresprünge nach oben nicht möglich sind.

In der Privatwirtschaft ist diese Sicherheit nicht gegeben; Arbeitskräfterekrutierung und beruflicher Aufstieg finden unter härterem Wettbewerb statt. Selbst wenn man eine Anstellung hat, ist man vor Arbeitslosigkeit nicht gefeit, und als Selbständige/r trägt man das Risiko der Insolvenz. Ist die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens jedoch gut, sind dort höhere Karriere- und Gehaltssprünge möglich als im öffentlichen Dienst.

Karriereunterschiede von Anfang an

Diese Unterschiede in Bezug auf Karriereperspektiven scheinen auf den ersten Blick geschlechtsneutral zu sein. Aber ist das wirklich der Fall? Dieser Frage gehen wir durch die Untersuchung der Karrierechancen von Frauen und Männern in Professionen nach. Wir betrachten den Arbeitsmarkteintritt direkt nach Hochschulabschluss sowie die Arbeitsmarkterträge in der familienintensiven Phase. Die Übergänge von der Hochschule in den Arbeitsmarkt werden mit dem sozioökonomischen Panel (SOEP) analysiert, der den Einfluss der Familiengründung auf die späteren Arbeitsmarkterträge mit dem deutschen Mikrozensus 2000 zu bestimmen erlaubt.2 Die empirischen Analysen zeigen, dass innerhalb der ersten fünf Jahre nach Studienabschluss sowohl 60% der Männer als auch der Frauen ihre erste Anstellung in einer Profession finden (vgl. Abb.). Sie arbeiten jedoch in unterschiedlichen Berufen: Frauen vor allem als Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen oder Medizinerinnen, und Männer meistens in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Berufen. Erhebliche Unterschiede gibt es dabei zudem zwischen öffentlichem und privatem Sektor: Männer kommen eher in der Privatwirtschaft und Frauen im öffentlichen Dienst unter.

Auch in der familienintensiven Phase, also im Alter von 30 bis 49, arbeiten akademisch gebildete Männer wesentlich häufiger professionell im Privatsektor, während Akademikerinnen verstärkt im öffentlichen Dienst vertreten sind. Hinzu kommt, dass hochqualifizierte Frauen in der familienintensiven Phase fast vier Mal häufiger als Männer nicht erwerbstätig sind. Unmittelbar nach dem Abschluss waren Frauen noch ungefähr genauso oft erwerbstätig wie Männer. Generell lässt sich also sagen, dass bereits zu Beginn der Karriere Geschlechterunterschiede beim Zugang zu Professionen des öffentlichen Dienstes und der Privatwirtschaft bestehen. Diese Geschlechterungleichheiten vergrößern sich in der familienintensiven Phase zusätzlich durch die sinkende Erwerbsbeteiligung der Frauen.

Wie aber kann man diese Geschlechterunterschiede beim Übergang und Verbleib in Professionen von akademisch gebildeten Männern und Frauen erklären? Als ein wichtiger Faktor gilt unter anderem die geschlechtsspezifische Studienfachwahl. In Deutschland lag 2005 der Frauenanteil in den Sprach- und Kulturwissenschaften bei 70%, in den Naturwissenschaften bei 37% und in den Ingenieurwissenschaften sogar nur bei 20%.3 Als Grund für die geschlechtsspezifische Fächerwahl wird oft die unterschiedliche Sozialisation von Mädchen und Jungen genannt, die Vorstellungen über das ,typisch Männliche' (z.B. ,analytisches Denken') und das ,typisch Weibliche' (,Fürsorge') sowie geschlechtstypische Erwartungen im Hinblick auf die familiäre Arbeitsteilung reproduziert.4

Zudem wird davon ausgegangen, dass die geschlechtstypische Studienfachwahl mit geschlechtsspezifischen Arbeitsmarktperspektiven einher geht. ,Typische Frauenfächer' bieten zwar weniger Einkommen und Status, aber bessere Möglichkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren, als ,männliche'. Im Zentrum dieser Unterschiede stehen normative Erwartungen an die Leistungsbereitschaft in Berufen männlich dominierter Fächer, wie lange und unvorhersehbare Arbeitszeiten sowie häufige Abwesenheiten von Zuhause. Diese Anforderungen verlangen eine ausschließliche Identifikation mit dem Beruf und erschweren ein außerberufliches Engagement. Folglich ist eine typisch männliche, berufszentrierte Biographie Erfolgsvoraussetzung für professionelle Karrieren in typischen Männerfächern, vor allem im Privatsektor.5 Frauen, die nicht in dem Maße in der Lage oder bereit sind, solchen berufszentrierten Erwerbsverläufen zu folgen, riskieren Karrierenachteile.

Unterstützt werden diese Faktoren weiterhin durch die sogenannte ,statistische Diskriminierung': Arbeitgeber unterstellen sogar hochqualifizierten Frauen, weniger karriereorientiert, weniger produktiv und eher bereit zu sein, zugunsten der Familie ihr berufliches Engagement zu reduzieren oder sogar ganz aufzugeben.6 Aufgrund solcher Erwartungen vermeiden es Arbeitgeber, Frauen einzustellen, und bieten ihnen eher schlechtere Positionen oder prekäre Jobs an. Im Ergebnis sind Männer und Frauen in sehr unterschiedlichen hierarchischen Positionen und Funktionen beschäftigt, und der Frauenanteil sinkt mit jedem weiteren Schritt höher auf der Karriereleiter.

Auch wird in der Literatur oft angeführt, dass Kinder die Karrierechancen von Frauen maßgeblich beeinflussen.7 Ein massiver Ausbau der Kinderbetreuungsangebote könnte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deshalb entscheidend verbessern und damit die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen erhöhen. Im europäischen Vergleich steht Deutschland jedoch mit einer Kinderbetreuungsrate von unter 10% bei Kindern unter drei Jahren an vorletzter Stelle.8 Es liegt also nahe, dass deutsche Frauen, auch hochqualifizierte, deshalb zumindest zeitweilig ihre Erwerbsarbeit reduzieren oder unterbrechen. Jede berufliche Unterbrechung oder Arbeitszeitverminderung birgt aber das Risiko eines Karriereknicks, da Karrieren meistens einen typisch männlichen Karriereverlauf mit kontinuierlicher Vollzeitarbeit voraussetzen, insbesondere im privaten Sektor.

Bedeutung des Studienfachs

Es gibt folglich eine Reihe von Gründen, warum Frauen eher in Professionen des öffentlichen Sektors und Männer eher in denen der Privatwirtschaft arbeiten. Diese möglichen Erklärungen und ihre Bedeutung für die geschlechtsspezifischen Karrierepfade in Professionen haben wir anhand der o.g. Daten multivariat untersucht. Unsere empirischen Analysen der Übergänge direkt nach dem Studium in Professionen führen diesbezüglich zu vier zentralen Befunden:

  • Die Übergangsraten in die Privatwirtschaft sind bei Hochschulabsolventinnen um ca. 30% geringer als bei männlichen Absolventen. Schon unmittelbar nach Abschluss arbeiten Frauen also generell seltener in Professionen des privaten Sektors - und dies unabhängig von der Art des Hochschulabschlusses, dem Studienfach und der Familienkonstellation. Selbst kinderlose Frauen und jene mit einem Abschluss in typisch männlichen Fächern haben deutlich schlechtere Chancen als Männer. Dies könnte zum einen daran liegen, dass Frauen seltener von privatwirtschaftlichen Arbeitgebern angestellt werden, zum anderen daran, dass selbst kinderlose Frauen riskantere Karrierepfade in der Privatwirtschaft vermeiden - beides aufgrund der gesellschaftlich verbreiteten Vorstellung, Frauen seien für die Familie zuständig, die sich nur schlecht mit einer Profession im privaten Sektor vereinbaren lässt.
  • Der generell höhere Männeranteil in diesem Sektor lässt vermuten, dass die höheren Erträge das Risiko vieler Überstunden sowie des geringeren institutionellen Schutzes wettmachen. Diese Annahme wird gestützt durch die Betrachtung des Einflusses von Partnerschaften auf Karriereentscheidungen direkt nach dem Studienabschluss: Insbesondere nicht verheiratete Männer finden ihre erste Anstellung in Professionen des Privatsektors, während verheiratete dort seltener anzutreffen sind. Das Vorhandensein abhängiger Kinder spielt dagegen direkt nach dem Abschluss noch keine Rolle. Daher kann man nur spekulieren, dass eher die antizipierte Familiengründung die männlichen Übergangsmuster beeinflusst.
  • Die sichereren Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst ziehen vor allem Frauen mit kleinen Kindern an. Mütter haben eine doppelt so hohe Übergangsrate in den öffentlichen Sektor wie kinderlose Frauen. Offensichtlich haben Frauen keine generelle Vorliebe für Professionen im öffentlichen Sektor im Vergleich zu nicht-professioneller Erwerbstätigkeit - sondern erst, wenn sich die Notwendigkeit aus familiären Verpflichtungen ergibt.
  • Das Studium eines ,Frauenfaches' scheint ein wichtiges Eintrittszertifikat zu Professionen im öffentlichen Dienst zu sein. Dieser Zusammenhang zeigt sich am eindeutigsten bei männlichen Absolventen: Männer gehen nur dann in den öffentlichen Sektor, wenn sie typische ,Frauenfächer', wie Lehramt oder Erziehungswissenschaften, studiert haben.
  • Insgesamt deuten unsere Befunde darauf hin, dass direkt nach Studienabschluss eher Geschlechtsunterschiede in Studienfächern und weniger die familiären Verpflichtungen dafür ausschlaggebend sind, ob Frauen und Männer im öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft arbeiten.

    Karriereerträge: Hindernis Familie

    Das Studienfach beeinflusst auch die geschlechtsspezifischen Karriereerträge der AkademikerInnen in der familienintensiven Phase. Unsere Analysen zeigen, dass die Arbeitsmarktchancen von 30 bis 49 Jahre alten Akademikern und Akademikerinnen stark von familiären Verpflichtungen und vom Geschlecht beeinflusst werden. Drei Punkte sind hier hervorzuheben:

  • Erstens ist das Risiko, aus dem Erwerbsleben auszusteigen, deutlich höher für Frauen mit einem Partner und für Frauen mit Kindern - und zwar unabhängig vom Studienfach. Beispielsweise haben Mütter von Kindern unter drei Jahren ein viermal höheres Risiko, nicht erwerbstätig zu sein, als kinderlose Frauen. Und selbst diejenigen Mütter mit einem Abschluss in einem typisch ,männlichen' Fach, wie Ingenieurwissenschaften, weisen diesbezüglich noch ein dreifaches Risiko auf. Die Kinderbetreuung ist also auch bei Akademikern und Akademikerinnen Aufgabe der Frau, und die fehlenden öffentlichen Kinderbetreuungsangebote werden auch in dieser Bildungsgruppe zumindest zeitweise auf Kosten der weiblichen Erwerbstätigkeit kompensiert. Dagegen mindert das Studium eines männerdominierten Fachs das Ausstiegsrisiko für Männer - bei Ingenieurwissenschaften beispielsweise um ca. 40%. Aber auch eine Partnerschaft verringert für Männer das Risiko, nicht erwerbstätig zu sein, wenn die Partnerin nicht akademisch gebildet ist, sogar um 75%.
  • Zweitens ist die Chance von Frauen, in einer Profession im privaten Sektor beschäftigt zu sein, um ca. 30% geringer als die von Männern, und dies unabhängig von ihren familiären Verpflichtungen. D.h. selbst kinderlose Frauen und jene, die ohne Partner leben, weisen eine um ca. 20% geringere EURscheinlichkeit auf, einer Profession in der Privatwirtschaft nachzugehen, als Männer. Wie beim Übergang zum ersten Job können wir mit unseren Daten nicht unterscheiden, ob diese Ergebnisse die Konsequenz einer Vermeidung seitens der Frauen oder einer Diskriminierung seitens der Arbeitgeber (oder womöglich beides) sind. Dennoch können wir feststellen, dass nicht tatsächliche familiäre Verpflichtungen solch eine Beschäftigung verhindern, sondern das Geschlecht und die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen. Dagegen arbeiten Männer mit kleinen Kindern häufiger in Professionen des privaten Sektors als kinderlose Männer. Die vorherrschende Geschlechterideologie und Erwartung an Männer ist es, die Rolle des hauptsächlichen Ernährers der Familie zu übernehmen. Diese veranlasst dann vermutlich die Väter, ihr Einkommen zu maximieren, indem sie im Privatsektor arbeiten, der besser entlohnt.
  • Drittens beeinflussen nicht etwa Partner oder Kinder, sondern das Studienfach, ob Frauen in Professionen des öffentlichen Dienstes beschäftigt sind. Frauen und Männer mit einem Abschluss in einem weiblich dominierten Fach, wie Erziehungswissenschaft und Lehramt, arbeiten doppelt so häufig im öffentlichen Sektor. Dies zeigt, dass Mütter, die zusätzlich zu ihren familiären Verpflichtungen arbeiten, genauso große Chancen haben wie kinderlose Frauen, einer Profession im öffentlichen Dienst nachzugehen. Angesichts des höheren Risikos von Müttern, nicht erwerbstätig zu sein - selbst wenn sie vorher im öffentlichen Dienst gearbeitet haben -, scheint jedoch der Schutzeffekt weiblicher Karrierepfade in öffentlichen Professionen nicht so umfassend zu sein wie zunächst angenommen.
  • Geschlechterordnung der Professionen

    Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede zwischen öffentlichem und privatem Sektor zu einer Geschlechterordnung der Professionen führen. Frauen haben bereits unmittelbar nach Studienabschluss weniger Perspektiven im privaten Sektor. Dies setzt sich in der familienintensiven Phase fort. Offensichtlich sind Professionen des privaten Sektors mit Karrierepfaden verknüpft, die typisch für männliche Berufsverläufe sind. Allerdings scheinen die angeblich besser planbaren Perspektiven im öffentlichen Dienst nicht genug Schutz zu bieten, um die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Familie zu überwinden.

    Der wichtigste Grund für Geschlechterunterschiede in Professionen des öffentlichen und privaten Sektors direkt nach Studienabschluss ist auf Geschlechtsunterschiede in Studienfächern, nicht auf familiäre Verpflichtungen zurückzuführen. Dieser Befund ist nicht überraschend angesichts des relativ niedrigen Alters der Absolventinnen und Absolventen, von denen nur eine Minderheit Kinder hat. Das Studienfach beeinflusst auch die geschlechtsspezifischen Karrieremöglichkeiten in der familienintensiven Phase. Zusätzlich ist aber die familiäre Situation entscheidend für die unterschiedlichen Erfolge von Männern und Frauen in Professionen.

    Letztlich erleben also auch hervorragend ausgebildete Frauen eine ähnlich problematische Situation wie ihre gering qualifizierten Geschlechtsgenossinnen: Sie verdienen weniger als vergleichbar ausgebildete Männer und haben es schwerer, eine Karriere zu verfolgen. Finanzielle Ausgleichsleistungen wie Eltern- bzw. Erziehungsgeld sollen zwar die Möglichkeit (für Mütter) sichern, Kinder selbst zu betreuen. Sie unterstützen Eltern jedoch nur begrenzt darin, weiterhin gleichberechtigt zu arbeiten. Ebenso vernachlässigt werden die langfristigen Konsequenzen von reduzierten (oder ganz fehlenden) erwerbsbezogenen sozialen Leistungen für jenes Elternteil, das die Hauptverantwortung für die Familienarbeit übernimmt, also meistens die Mutter. Die optimistische Einschätzung, dass Bildungsgleichheit von Frauen und Männern zur Arbeitsmarktgleichheit führt, kann nicht bestätigt werden.

    Anmerkungen

    1) Vgl. S.313 in Rusconi, A. / Solga, H. 2007. Determinants of and obstacles to dual careers in Germany. Zeitschrift für Familienforschung 19, 3, S.311-36.

    2) S. dazu ausführlich: Leuze, K. / Rusconi, A., 2009. Should I Stay or Should I Go? Gender Differences in Professional Employment, erhältlich unter der WZB-Bestellnummer SP I 2009-501.

    3) Vgl. S.27 in Statistisches Bundesamt, 2007. Hochschulen auf einen Blick. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.

    4) S. zum Beispiel Jacobs, J. A., 1995. Gender and academic specialties: Trends among recipients of college degrees in the 1980s. Sociology of Education 68, 2, S.81-98, und England, P. / Li, S. 2006. Desegregation stalled: The changing gender composition of college majors, 1971-2002. Gender and Society 20, 5, S.657-77.

    5) S. Haffner, Y., 2007. Mythen um männliche Karrieren und weibliche Leistung. Opladen: Barbara Budrich Verlag.

    6) S. z.B. Reskin, B. F. / Padavic, I., 1994. Women and men at work. Thousand Oaks: Pine Forge Pr.

    7) S. z.B. Schulz, F., / Blossfeld, H.-P., 2006. Wie verändert sich die häusliche Arbeitsteilung im Eheverlauf. Eine Längsschnittstudie der ersten 14 Ehejahre in Westdeutschland. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 58, 2, S.23-49.

    8) Plantenga, J. / Remery, C. / Siegel, M. / Sementini L., 2008. Childcare services in 25 European Union member states: The Barcelona targets revisited. In: Leira, A. / Saraceno, C. (Hrsg.) Childhood: changing contexts. Bingley: Emerald, S.27-53.



    Dr. Kathrin Leuze ist Junior-Professorin für Bildungssoziologie an der FU Berlin und seit Herbst 2007 am Wissenschaftszentrum Berlin tätig, zurzeit als Leiterin der Projektgruppe "Nationales Bildungspanel: Berufsbildung und lebenslanges Lernen". Dr. Alessandra Rusconi, Politikwissenschaftlerin und Soziologin, koordiniert als wiss. Mitarbeiterin in der WZB-Abteilung "Ausbildung und Arbeitsmarkt" das Projekt "Gemeinsam Karriere machen - Realisierungsbedingungen von Doppelkarrieren in Akademikerpartnerschaften".

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