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Klaus Holzkamp

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Reaktionär von Anfang an?

08.10.2015: Rückblick auf 200 Jahre Urburschenschaft in Jena

  
 

Forum Wissenschaft 3/2015; Foto: Torbz – fotolia.com

Die Jenaer Urburschenschaft von 1815 gilt bis heute als traditionsstiftendes Vorbild für zahlreiche Korporationen in Deutschland und Österreich. Ihr 200. Geburtstag wurde von den Burschenschaften entsprechend ausgiebig gewürdigt. Doch die Feierlichkeiten blieben nicht ohne Kritik: So erschien in Jena u.a. eine Broschüre mit dem Titel "Elitär & reaktionär seit 1815". Die zentralen Kritikpunkte am Auftreten der Burschenschaften in Vergangenheit und Gegenwart fassen Marcel Eilenstein, Hatto Frydryszek und Marie-Theres Piening zusammen.

Als am 9. Juni 1815 der Wiener Kongress endete, hatten sich die europäischen Mächte auf eine Ordnung geeinigt, die soziale und politische Errungenschaften der Französischen Revolution revidierte und die Macht der alten Adelseliten restaurierte. Zudem bestätigten die Vertreter der absolutistisch-feudalen Ordnung einander und versicherten sich ihrer gegenseitigen Solidarität bei neuerlichen revolutionären oder nationalen Bewegungen und Erhebungen.

Die altbackenen Gesellschaftsentwürfe der Herrschenden hatten wenig mit den Zukunftsvorstellungen des sich im Windschatten und in den Nachwehen der Französischen Revolution emanzipierenden Bürgertums zu tun. Diejenigen Bürgersöhne, deren Familien über die nötigen Mittel für ein Studium verfügten, organisierten sich bis dato in den nach regionaler Herkunft begründeten Landsmannschaften. Mit der Gründung der Urburschenschaft am 12. Juni 1815 in Jena wollten die Jenaer Studenten dieses Modell, stellvertretend für die Kleinstaaterei, abschaffen. Die Studenten teilten neben der nationalstaatlichen Perspektive - als einem Gegenentwurf zur Fürstenherrschaft - politische und rechtliche Forderungen, wie die nach bürgerlichen Freiheiten und dass die zur Zeit der napoleonischen Kriege gegebenen Fürstenversprechen, Landesverfassungen zu errichten, eingelöst würden.

In Jena mit seiner Universität, die sich in diesen Jahren zum Zentrum der Philosophie entwickelte, duldeten die Obrigkeiten liberale und nationalstaatliche Ideen. Die Universität zog Studierende aus ganz Europa und vielen deutschen Staaten an; noch 1795 kamen lediglich 35% der Studenten aus dem thüringisch-sächsischen Raum.

Zwischen Vormärz und Revolution

An diese für ihre Zeit fortschrittliche Ausrichtung der Jenaer Universität knüpfte die neue Form studentischer Verbindungen mit der Urburschenschaft an. Während der restaurative Charakter der dem Wiener Kongress folgenden Neuordnung in den Ländern zwischen Österreich und Preußen zum "Biedermeier" führte und sich das Bürgertum in seinen vier Wänden die Freiheit nahm, sich ideell einzusperren, regte sich ab 1830 mit dem Vormärz wieder ein sozialpolitisches Lebenszeichen. Sowohl Georg Büchner als auch Heinrich Heine gehörten in diesen Tagen studentischen Korporationen an. Der burschenschaftliche Geist, der nicht nur diese beiden veranlasste der burschenschaftlichen Idee nahe zu treten, kulminierte im studentischen Progress zwischen 1840 und 1855. Zu den Forderungen dieser Bewegung gehörten die Abschaffung gesonderter studentischer Gerichtsbarkeit und der Abbau weiterer Trennlinien zur Gesellschaft. Mensur und Couleur sollten abgeschafft werden, selbst vor dem Bestand der Einzelverbindungen schreckten die Aktivisten nicht zurück; an ihre Stelle sollte eine allgemeine noch unverbindliche Gesamtvertretung treten. Auch die sich verschärfenden Akkumulationsbedingungen des Kapitals beschäftigten die Progressstudenten, die sich mit der wachsenden Not der Massen auseinandersetzten. Sie diskutierten auch radikal-republikanische Vorstellungen, die sich an den Schriften der großen Aufklärer orientierten und Freiheits- und Gleichheitsrechte einforderten. In Folge der daraus entstehenden politischen Kontroversen spaltete sich in Jena 1845 die Burschenschaft Teutonia und 1847 die Germania als konservative Neugründungen ab. Übrig blieb die Arminia. Auch an anderen Hochschulstandorten verliefen politische Konfliktlinien quer durch die Verbindungen. Beim zweiten Wartburgfest 1848 stand die Mehrheit der Anwesenden dennoch dem Progress positiv gegenüber. Bei der Revolution von 1848/49 und der Paulskirchenversammlung hatten Progressstudenten wichtige Rollen. Doch mit dem Scheitern der Revolution scheiterte auch der Progress, dessen Anhänger in den Folgejahren an Bedeutung und Einfluss verloren.

Monarchistisch, nationalistisch, militaristisch

Wäre das Ziel dieses Beitrags, einen Gedenkartikel für das fortschrittliche historische Wirken der Burschenschaften zu verfassen, wäre er jetzt vorbei. Aber nach den ersten 40 Jahren folgten weitere 160 Jahre, die gesellschaftlicher Weiterentwicklung dezidiert entgegenstanden.

Nicht nur die Burschenschaften, alle Korporationen entwickelten sich im Deutschen Kaiserreich zu festen Stützen der herrschenden Ordnung. Mit der Zugehörigkeit zu einer nach dem Lebensbundprinzip organisierten Gemeinschaft waren Karrierewege und Lebenschancen verbunden. Die Männerbünde verhießen ihren Angehörigen eine erfolgreiche Zukunft. Für die Burschen war die Kaiserzeit ein Wohlfühlbad - sie schwammen oben. Umso härter haderten sie mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg. Die neue Zeit war ihnen fremd. Die Hochschulen erlebten eine Bildungsexpansion, die Standesansprüche und Karriereoptionen der Verbindungsbrüder potentiell bedrohte. Die Republik - bei allen Konflikten - bedeutete Mitbestimmung und -gestaltung. Aus ihren eigenen Bünden kannten die Burschenschafter diese Möglichkeiten nicht nur nicht, sie wurden "erzieherisch" abgelehnt und unterdrückt.1

Die Burschenschaften etablierten sich zusammen mit den anderen studentischen Korporationen als erklärte Gegner der Weimarer Republik. Bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit verfolgten sie eine Politik, die sich programmatisch von der späteren nationalsozialistischen Idee wenig unterschied.

Die Dachverbände der Studentenverbindungen gehörten zu den ersten Organisationen, die ab 1919 "Arierparagrafen" in ihre Satzungen aufnahmen. Die Deutsche Burschenschaft verabschiedete zum Burschentag 1920 folgenden Beschlusstext: "I. Die Burschenschaft steht auf dem Rassestandpunkte, deshalb dürfen nur deutsche Studenten arischer Abstammung, die sich offen zum Deutschtum bekennen, in die Burschenschaft aufgenommen werden. Die Burschenschaft verpflichtet sich aufs neue, ihre Mitglieder zu völkischen Bewußtsein zu erziehen. II. Der Burschentag verpflichtet die einzelnen Burschenschaften, ihre Mitglieder so zu erziehen, daß eine Heirat mit einem jüdischen oder farbigen Weib ausgeschlossen ist, oder daß bei solcher Heirat der Betreffende ausscheidet."2 Erstaunlich ist die Gestaltungsmacht des Antisemitismus, der hier das gern und oft hochgehaltene Lebensbundprinzip der Verbindungen aushebeln konnte und in perfider Weise in das private Leben der teils jüdischen Alten Herren und Aktivitas eingriff. Im 15 Jahre später in Nürnberg verabschiedeten "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" hieß es in Paragraf 1 "Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes sind verboten." Die Alten Herren der DB-Verbindungen zweifelten die Rechtmäßigkeit des Beschlusses an, die Aktiven betonten dagegen, dass das Votum einstimmig gefällt worden sei. Trotzdem erfolgte beim Burschentag 1923 noch einmal eine Bestätigung. Ergänzend verständigte sich die DB darauf, dass auf die Mitglieder einzuwirken "sei, daß Burschenschafter nicht in Orden eintreten, zu denen Fremdrassige Zutritt hätten."3

Als die NSDAP 1920 noch eine Münchner Splitterpartei war, diskutierten die Burschenschaftlichen Blätter bereits prominent die Potentiale eines nationalen Sozialismus', als Gegenpol zum revolutionären Sozialismus der ArbeiterInnenbewegung. Dieser Sozialismus sollte national und organisch in der Volksgemeinschaft verwurzelt sein. "Kurz: Dienst am Volk."4 Völkische Themen waren zusammen mit rassenideologischen Inhalten bereits unmittelbar nach dem Krieg auf Reichsebene und in den Publikationen der Einzelverbindungen zentral.

Wegbereiter des Faschismus

Die Abneigung gegenüber der Republik blieb nie nur verbal. Bereits beim Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920 beteiligten sie sich in Freikorps am Versuch eine Diktatur zu errichten. Politisch durch die eigenen Verbandszeitschriften geschult, lag es für sie nah, 1923 an diese Tradition anzuknüpfen. Das Umbruchjahr von Ruhrkampf, Hyperinflation und der Absetzung der sozialistisch-kommunistischen Landesregierungen von Sachsen und Thüringen durch Reichswehrtruppen bot auch den Korporierten Möglichkeiten zum Engagement. - Aus Bayern kam die Kunde, dass es einen rechten Putsch geben würde - Unterstützer der NSDAP warben dazu auch in Jena Verbindungsstudenten an. Währenddessen bereitete die Reichsregierung den Einmarsch gegen die rot regierten Länder vor und die Reichswehr verdeutlichte ihre Position, nicht auf andere Reichswehrverbände zu schießen. Die roten Landesregierungen wurden durch Reichsexekution abgesetzt und in Bayern versuchte Hitler den Marsch auf Berlin. Unterdessen hatten die braunen Rekrutierer unter den Jenaer Verbindungsstudenten eine stattliche Zahl Freiwilliger geworben. Nicht nur Teutonia und Germania, auch andere Verbindungen stellten Trupps auf, die sich, teilweise von Münchner Regierungskreisen bezahlt, den bayrischen Reichswehreinheiten angliederten. Die Burschenschaft Germania zielte darauf, "militärische Aktionen der NSDAP in Bayern zu unterstützen."5 Andere wollten schlicht die nationale Diktatur errichten und sodann gegen Frankreich in den Krieg marschieren.

Zehn Jahre nach dem Scheitern des Putsches sollte es soweit sein; die Deutsche Burschenschaft begrüßte die Machtübertragung an Hitler. Die Verbindungen standen fortan mit dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund in Konkurrenz um die richtige Erziehung ihrer Mitglieder. Daneben gab es Kooperationen und teils gemeinsame Mitgliederlisten mit den NS-Organisationen. Im September 1935 forcierte der NSDStB einen Unvereinbarkeitsbeschluss für die Mitgliedschaft von Erstsemestern in studentischen Korporationen. Die Neuen mussten sich fortan zwischen beiden entscheiden, womit die Verbindungen faktisch aufhörten zu bestehen. Die Studierendenorganisation der NSDAP hatte die Funktion, die durch die Korporationen in Kaiserreich und Republik eingenommen wurde. Sie war das beherrschende Karrierenetzwerk; Verbindungen konnten ihren Mitgliedern den Zugang zu Elitepositionen kaum mehr sichern. Als Reaktion auf den Mitgliederschwund erklärten sie bis 1936 ihre Selbstauflösung. Die Altherrenverbände, die den Besitz der Verbindungen kontrollierten, blieben bestehen. Mitte Januar 1936 richteten neben der Burschenschaft Teutonia die in Jena ansässigen Landsmannschaften und Turnerschaften ein Schreiben an den Rektor der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena6, mit der Bitte ihre Selbstauflösung am 30. Januar, dem dritten Jahrestag von Hitlers Machtübernahme, zu verlesen. Die anderen Verbindungen folgten bis Ende 1936.

In der Bundesrepublik vollzogen die in der Deutschen Burschenschaft (DB) organisierten Burschenschaften bereits 1971 den "Anschluss" der österreichischen Verbindungen. Zudem nahm die DB im Rahmen des verbandsintern als "Historischen Kompromiss" bezeichneten Burschentagsbeschlusses, den "volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff" auf und gab den liberalen Bünden das Zugeständnis auf die Pflichtmensur verzichten zu können. Damit wurde eine verbandsinterne Krise beigelegt und eine neue, die bis heute den damit verbundenen Rechtsruck des Dachverbands beinhaltet, entstand. Mit Austritten, Abspaltungen und Neugründungen ist diese Geschichte noch nicht vorbei.

Die DDR entwickelte ein ambivalentes Verhältnis zur Urburschenschaft. In der Anfangszeit gab es positive Bezüge auf die Phase bis zum Ende des Progress, da die deutsche Wiedervereinigung für die DDR eine politische Option war. Mit dem Wandel der politischen Schwerpunkte konnten die bürgerlich-demokratischen Traditionen - ob des darüber aufgehäuften Schmutzes - nicht mehr als positiver Bezugspunkt dienen. "Feierte die Burschenschaft einst das deutsche Kaiserreich, 1933/35 das faschistische deutsche Reich als Erfüllung der burschenschaftlichen Geschichte, wurde nun 1985 die Bundesrepublik als das Ziel dargestellt, für das die Burschenschaften angeblich bereits seit 1815 eingetreten seien."7 verlautbarte es 1985 halboffiziell in der Aula der FSU Jena.

Burschenschaftlicher Festakt

Ihr 200-jähriges Bestehen feierten die Jenaer Burschenschaften mit einem Festakt am 12.06.2015 in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität und einem Ball im Volkshaus der Stadt Jena. Des Weiteren gab es einen Frühschoppen auf dem Fuchsturm und einen Gottesdienst am Sonntag. Obwohl die Burschenschaften auch während der Feierlichkeiten immer wieder ihre Offenheit und libertäre Haltung betonten, fanden alle Veranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und in geschlossenem Rahmen statt. Dennoch gab es den Versuch alle Ereignisse kritisch zu begleiten und die Diskurshoheit über Geschichte, Tradition und Aktualität nicht komplett den Burschenschaften zu überlassen. Dass "Offenheit" und "demokratische Werte" nur hohle Phrasen sind, zeigte sich bereits am Einlass zum Festakt, zu dem nur geladene und angemeldete Gäste Einlass erhalten sollten. Studierende, die nicht der Burschenschaft angehören, wurden bereits vor dem Gebäude von den extra für diese Veranstaltung abgestellten Sicherheitsleuten am Eintritt gehindert. Erst nach langwieriger und anstrengender Diskussion und weiteren Vermittlungsbemühungen von Vertreter_innen der Uni, durften zwei Studierende unter restriktiven Auflagen an der Veranstaltung teilnehmen. Entscheidend war letztlich der Einwand einer Studentin, das Burschenschaften an ihren eigenen Worten gemessen werden wollen, dies aber nicht möglich sei, wenn sie in einem exklusiven Rahmen verblieben.

Der Inhalt des Festvortrags, gehalten von Dr. Dieter Haack, Bundesminister a.D., SPD-Mitglied und Alter Herr der Burschenschaft Bubenruthia Erlangen, offenbarte dann auch den tatsächlich reaktionären Charakter der Burschenschaften und ihrer sehr eigenen Geschichtsauffassung. Während relativ ausführlich auf die Gründungsphase und die vermeintliche Fortschrittlichkeit eingegangen wurde, fanden Bücherverbrennungen teils jüdischer Autor_innen bereits 1817 beim Wartburgfest keine Erwähnung. Stattdessen wurden der "fortschrittliche Patriotismus" und die Leistungen der Burschenschaften für das "Wohl des deutschen Volkes" betont. Auf die Rolle der Burschenschaften während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus wurde kaum eingegangen. Im Gegensatz zum Nationalsozialismus wurde der Zeit des "SED-Regimes" ein deutlich anderer Stellenwert eingeräumt. Dieses und nicht etwa der Nationalsozialismus wurde als das eigentliche Hauptübel des letzten Jahrhunderts identifiziert. So stellte Haack fest, dass die Losung "von deutschem Boden dürfe nie wieder Krieg ausgehen" im Gegensatz zu "auf deutschem Boden dürfe nie wieder eine Diktatur bestehen" überbetont, während gleichzeitig das "Unrechtsregime der SED-Diktatur" systematisch verharmlost werde. Insgesamt erinnerte dieser Teil der Rede stark an die Rhetorik der Gegner_innen der thüringischen rot-rot-grünen Landesregierung, u.a. CDU-, AfD- und NPD-Anhänger_innen. Haack stellte in Bezug auf die deutsche Einigung den Verdienst der Burschenschaften heraus, welche sich nicht als "großdeutsche Träumer, sondern als gute Patrioten" im Prozess hervorgetan hätten. In Folge dessen bedauerte Haack auch, dass "die Deutschen" nicht in der Lage seien, einen gesunden Patriotismus auszubilden und eben dieser gesunde Patriotismus immer noch von Teilen der Gesellschaft kritisiert werde. Unter einem gesunden Patriotismus versteht Haack die Ablehnung von Nationalismus, stattdessen Vaterlandsliebe als einen "weltoffenen Patriotismus".

Dr. Ronald Hoffmann, Alter Herr der Jenaer Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller, der den Festakt eröffnete, betonte mehrfach den positiven Einfluss der Burschenschaften auf die Paulskirchen-Verfassung, in der sich zentrale Forderungen der Wartburger Grundsätze wiederfinden, und sich bis heute durch die Weimarer Verfassung bis ins Grundgesetz durchgesetzt haben. Weiterhin stellte er die Rolle der Burschenschaft und den Einsatz für das Zustandekommen der allgemeinen Wehrpflicht und die politische Ausrichtung "weder rechts noch links, sondern ehrenhaft, freiheitlich und vaterländisch" dar.

Die liberalen Bünde - alle drei Jenaer Burschenschaften sind bereits aus der DB ausgetreten - versuchten nach eigenem Bekunden die Feierlichkeit frei vom braunen Stigma der Deutschen Burschenschaft zu halten. Allerdings wurde die Vorsitzende Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft, die Germania Marburg, eingeladen, die den Festkommers sodann medienwirksam für einen Gruß auf der offiziellen Facebookseite der DB nutzte. Die Trennlinien zwischen den "liberalen" Verbindungen und den Rechtsaußennetzwerken erscheinen unscharf. Seit 1971 haben diese die völkisch-nationalistische Rhetorik ihrer Rechtsaußenbundesbrüder mitgetragen, ab und an erfolgte eine individuelle Distanzierung, aber die notwendigen Schritte wie Austritt oder öffentliche Kritik erfolgten nur langsam und haben das Geschmäckle von strategischen Entscheidungen, um nicht mit den "braunen Schmuddelkindern" in einen Topf geworfen zu werden.

Anmerkungen

1) Fritz Koerner 1925: Die Burschenschaft Teutonia zu Jena 1919-1925, Jena: 69f.

2) Burschenschaftliche Blätter, September 1920: 93.

3) Bericht über die Burschenschaft Teutonia zu Jena, Sommersemester 1923, Bericht über den Burschentag: 3.

4) Burschenschaftliche Blätter, Juli 1920: 54.

5) Bernhard Schroeter 1995: Leben und Sterben dem Vaterland - Die Geschichte der Burschenschaft Germania zu Jena, Jena: 259.

6) Den Namen Friedrich Schillers erhielt die Jenaer Universität 1934.

7) Günter Steiger 1987: Vortrag am 12. Juni 1985 in der FSU Jena, Jena.


Marcel Eilenstein studierte Geschichte und Sozialwissenschaften an der FSU Jena und arbeitet zu den Themen kritische Geschichte, Autoritarismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Hatto Frydryszek studiert Soziologie im Master an der FSU Jena und arbeitet zu kritischer Bildungssoziologie, Arbeitssoziologie und politischer Ökonomie. Marie-Theres Piening studiert Gesellschaftstheorie und Islamwissenschaft im Master an der FSU Jena und arbeitet zu feministischer (Wissenschafts-)Theorie und Ungleichwertigkeitsideologien.

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