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Klaus Holzkamp

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Digitalisierung und Geschlecht

25.12.2016: Die digitale Revolution hat auch den Bereich der Reproduktionsarbeit erreicht

  
 

Forum Wissenschaft 4/2016; Juergen Faelchle / Shutterstock.com

Seit Beginn des neuen Jahrtausends ist die Diskussion um die Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeits- und Lebenswelten in vollem Gange. Schon heute verändert Digitalisierung die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten, spielen und lernen. Die meisten Unternehmen machen sich Gedanken, wie sie für die digitale Arbeitswelt weiter rüsten können. Es ist kaum vorstellbar, was in Zukunft alles machbar sein wird. Der digitale Kapitalismus betrifft alle; aber er trifft sie nicht in gleicher Weise. Gisela Notz beleuchtet die geschlechtsspezifischen Auswirkungen der Digitalisierung.

Noch steht eine Analyse der Auswirkungen auf das soziotechnische System aus. Die Geschlechterperspektive bleibt bei den Diskussionen um Digitalisierung meist noch ein "Blind Spot". Aus feministischer Sicht ist es wichtig, danach zu fragen, ob die Auswirkungen der Digitalisierung die geschlechtsspezifische Spaltung der Arbeitswelt reproduzieren, zementieren, verstärken oder ihr entgegenwirken. Gewerkschaften befürchten eine weitere Ausbreitung von prekären Arbeitsverhältnissen, die vor allem Frauen betreffen. Noch vorhandene qualifizierte Erwerbsarbeitsplätze werden immer mehr durch Maschinen ersetzt, abqualifiziert und prekarisiert. Nick Dyer-Withford spricht in seinem Buch von 2015 bereits von einem neuen weltweiten "Cyber-Proletariat"1, das immer weiter voranschreitet. Er zeigt auf, wie der digitale Kapitalismus den weltweiten Klassenzusammenhang prägt und aufrechterhält.

Von der Digitalisierung und dem radikalen Wandel durch Technikeinsatz und Digitalisierung sind allerdings nicht nur die verschiedenen Klassen unterschiedlich betroffen, sondern er hat auch ein geschlechtsspezifisches Gesicht. Nicht nur überwiegend männlich geprägte Industriezweige sind betroffen. Industrie 4.0, ein Konzept, das die Verzahnung der industriellen Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik bezeichnet und die vierte industrielle Revolution einleitet, spielt auch in sozialen Berufen und anderen weiblich dominierten Branchen, wie Gesundheits-, Pflege- und Sorgebereiche und haushaltsnahe Dienstleistungen mit einem Überhang an prekären Arbeitsverhältnissen, eine immer größere Rolle. Wie werden sie sich verändern und wie sieht es in den unbezahlten Haus- und Sorgearbeiten aus? Schließlich hat sich in der Geschlechterforschung längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass zur Arbeitswelt und zur "ganzen Ökonomie" nicht nur die mehr oder weniger gut entlohnte Tätigkeit in Produktion und Dienstleistung gehört, sondern auch die Arbeiten, die im Haushalt, im sozialen Ehrenamt in oder außerhalb der Lohnarbeit geleistet werden. Sind sie überhaupt rationalisierbar? Um diese Fragen soll es in diesem Artikel hauptsächlich gehen.2

Kleine Geschichte der Rationalisierung der Reproduktionsarbeit

Frauen haben sich spätestens seit der Herausbildung der Kleinfamilie immer wieder "gegen das verkochte und verbügelte Leben" gewehrt, wie es Louise Dittmar 1849 in einem Essay beschrieben hat. Wie viele Frauen hoffte sie darauf, dass die technischen Erfindungen des 19. Jahrhunderts die "häuslichen Plackereien" erleichtern würden. Im Jahr 1901 veröffentlichte die Sozialistin Lily Braun die Schrift Frauenarbeit und Hauswirtschaft, in der sie ihr Modell des Einküchenhauses skizzierte. Sie berief sich in ihren Grundannahmen auf August Bebels Ausführungen zur Industrialisierung der Reproduktionsarbeit und auf Kropotkins Kritik am Einzelhaushalt. Sie setzte auf die Zentralisierung und Technisierung durch Haushaltsgenossenschaften: "An Stelle der 50-60 Küchen, in denen eine gleiche Zahl Frauen zu wirtschaften pflegt, tritt eine im Erdgeschoss befindliche Zentralküche, die mit allen modernen arbeitssparenden Maschinen ausgestaltet ist. Giebt es doch schon Abwaschmaschinen, die in drei Minuten zwanzig Dutzend Teller und Schüsseln reinigen und abtrocknen! Vorrathsraum und Waschküche, die gleichfalls selbsttäthige Waschmaschinen enthält, liegen in der Nähe […]. Die Mahlzeiten werden, je nach Wunsch und Neigung, im gemeinsamen Eßsaal eingenommen […]. Die Erwärmung der Wohnungen erfolgt durch Zentralheizung, so daß auch hier 50 Oefen durch einen ersetzt werden."

Clara Zetkin unterzog ihre Vorschläge in der proletarischen Frauenzeitschrift Die Gleichheit einer vernichtenden Kritik. Ihr Haupteinwand war, dass die Haushaltsgenossenschaften nicht schon im Kapitalismus verwirklicht werden könnten. Sie forderte: erst Revolution, dann Haushaltsreform oder Hauswirtschaftsgenossenschaften! Keine der Arbeiterorganisationen wollte zu dieser Zeit mit dem Einküchenhaus experimentieren und sich dem Reformismusvorwurf aussetzen. Allerdings nahmen progressive bürgerliche ArchitektInnen und Geldgeber die Idee auf kommerzieller und nichtgenossenschaftlicher Ebene an. Lily Braun zog daraus den Schluss, dass sich die meisten SozialistInnen trotz der maßlosen Überforderung, die ein Familienleben kaum möglich machten, nach der Aufrechterhaltung "der kleinen in sich geschlossenen Dreieinigkeit - Mann, Weib und Kinder" sehnten. In den 1920er Jahren ging es daher vor allem darum, die Hausarbeit für jede einzelne Hausfrau rationeller zu gestalten. Die Befreiung der Frauen wurde nun in ihrer individuellen Entlastung gesehen. Jetzt entstand die "Frankfurter Küche" der überzeugten Sozialistin Grete Schütte-Lihotzky. Auf der Grundlage des aus den USA stammenden Taylor-Systems wissenschaftlicher Arbeitsteilung, das für die große Industrie entwickelt worden war, sollte vor allem für die Arbeiterfrauen die Hausarbeit erleichtert werden. Die Gestaltung der Küche legte die geschlechtsspezifische Rollenverteilung in der Kleinfamilie fest: eine zweite Person passte nicht hinein. Mit der Stoppuhr wurden alle Handgriffe gemessen. Je kürzer die Arbeitszeiten, desto mehr Zeit für die Familie, war die dahinter stehende Idee. In etwa 10.000 Neubauwohnungen wurde die Frankfurter Küche als Einbauküche installiert. Alle heutigen Zeilenküchen haben hier ihren Ursprung. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Küche in die ganze Welt exportiert. Lihotzky war mit der Idee berühmt geworden. Die "in sich geschlossene Dreieinigkeit" wurde - sieht man von den Wohngemeinschafts- und Kommuneexperimenten der "68er" ab, nicht mehr in Frage gestellt.

Dass auch die Gegenbewegung einer neuen Kommunikationsküche in Deutschland entstand, hat vor allem politische Gründe. "Wer sich nicht wehrt, kommt an den Herd", war eine der vielen Parolen der Feministinnen der 1970er Jahre. Die Frauen der Neuen Frauenbewegungen begannen die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zu boykottieren. Sie wandten sich von den konventionellen Lebensentwürfen der Eltern ab. Mit dem Slogan "Das Private ist politisch" enthüllten sie die Mechanismen der Ideologie, die Frauen auf die Rolle als Hausfrau und Mutter beschränkte. Teile der Frauenbewegung erhofften sich durch eine Entlohnung der Hausarbeit, dass diese Arbeit gesellschaftlich sichtbar und wertvoll wird, andere setzten auf den Einsatz moderner Technologien, um sie zu reduzieren und ihre Vergesellschaftung zu fordern. Argumente gegen ein "Hausfrauengehalt" waren die mangelnde Kollektivität dieser Arbeit, deren Bezahlung letztendlich dazu führen würde, dass einzelne Männer noch eher die Möglichkeit bekämen, von der gesamten Alltagsarbeit befreit zu werden. Eine bessere Lösung schien die Verbindung von Einzelhaushalten in Wohngemeinschaften.3 Teilweise führte die geforderte Einbeziehung der Männer in die Küchenarbeit zu heftigen Auseinandersetzungen, teilweise zum vermehrten Konsum von fast food oder Besuch von Curry-Wurst-Buden, teilweise aber auch zu neuen Erkenntnissen bei den Männern.

Worum geht es heute?

Die Schweizer Feministin Mascha Madörin sagte in einem Interview im Jahre 2012, dass die Arbeitsabläufe in der Care Ökonomie weit weniger planbar und rationalisierbar seien als im Produktionsbereich, also einer anderen Logik unterlägen: "Wir können zwar immer schneller Autos produzieren, aber nicht schneller Alte pflegen oder Kinder erziehen".4 2016 ergänzte sie: "Man kann immer billiger Smartphones herstellen, aber nicht immer billiger pflegen."5 Im Prinzip muss man ihr zustimmen. Jedenfalls, wenn es um die Qualität der Arbeit und den Wunsch nach existenzsichernder Arbeit für die Pflegekräfte geht. Doch die Realität sieht anders aus. Die meisten Pflegearbeiten werden gratis geleistet oder mit Niedrigstlohn vergolten. In Deutschland werden zwei Drittel aller pflegebedürftigen Erwachsenen familiär und ohne Entlohnung gepflegt. Billiger geht’s nicht mehr. Christoph Bartmann konstatiert in seinem Essay Die Rückkehr der Diener: "Man kann sich von nahezu allen häuslichen Aufgaben freikaufen und dabei stets auf ein Überangebot an kostengünstiger Arbeitskraft zugreifen".6 Damit bestätigt er, was feministische Soziologinnen und Gewerkschafterinnen schon lange problematisieren. Kostengünstig kann man vor allem Altenpflegerinnen, Putzhilfen und Kinderfrauen aus anderen Ländern "einkaufen", die oft ihren eigenen Kindern und ihren Bezugspersonen das Care-Potenzial entziehen (müssen). Notwendig wird eine öffentliche Diskussion um politische Handlungsstrategien der Arbeitsteilung im Haushalt, die sich nicht mehr allein auf die Kritik an der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bezieht, sondern nun auch auf klassistische Aspekte, indem sich Frauen wie selbstverständlich die Schmutzarbeiten von niedrig bezahlten Hausarbeiterinnen erledigen lassen und Männer sich gegen Geld von ihren Haushaltspflichten gänzlich freikaufen.

Care-Arbeit ist die Kehrseite und die Voraussetzung der in Produktion und Dienstleistung geleisteten Arbeit. Sie findet nicht außerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse statt, sondern ist Teil derselben. Schon lange wird sie rationalisiert, Arbeitsschritte werden vermessen, für Hinwendung und ausführliche Gespräche und Zuwendung bleiben keine Zeit.

Humanoide Robotik in der Altenpflege

Auch die Digitalisierung hat die Haus- und Sorgearbeiten längst erreicht. Gerade in diesem Bereich verspricht uns Technisierung und Digitalisierung eine "leuchtende Zukunft". Nicht nur Pizzaservice und andere Fahr- und Lieferdienste bringen atomisierte Aufgaben mit prekärer Arbeitskraft zusammen. Der dramatische Mangel an Pflegekräften in der Altenpflege, der sich in den nächsten Jahren weiter verstärken wird, soll durch "humanoide Robotik" ausgeglichen werden. Noch sind viele Probleme nicht gelöst und die Vorstellung, dass in Zukunft alte Menschen von Robotern gepflegt werden, erscheint furchterregend. Doch aufhalten lässt sich der digitale Kapitalismus auch im Bereich der Reproduktionsarbeit nicht mehr. Pflegekräfte sind immer schwerer zu bekommen und Roboter sind (noch) kostengünstiger, verlangen keine Gehaltserhöhung und streiken nicht. Schon sind von japanischen Firmen entwickelte Pflegeroboter mit starken Armen und großen Kulleraugen, die alte Menschen aus dem Bett hieven und auf den Rollstuhl setzen können, auch in der Bundesrepublik im Einsatz. Es gibt Teddybären mit elektronischem Kern, mit denen Demente kuscheln können, mit künstlicher Intelligenz und Stimmenerkennungstechnologie ausgestattete humanoide Puppen und Plüschtiere, die singen, streicheln und sprechen können und den Berichten zufolge von den alten Menschen geliebt werden. Gibt es Probleme, kann der Pflegeroboter sogar das Pflegepersonal informieren. Eine japanische Firma brachte vor gut zehn Jahren einen "Vollwaschautomaten" für Pflegebedürftige auf den Markt: Die Senioren wurden einfach vom Pfleger in das eiförmige Behältnis gesetzt und dann wurde der alte Mensch mit Schaum- und Wasserdüsen abgewaschen. Die Produktion der Menschenwaschmaschine wurde nach einigen Jahren eingestellt. Der Grund dafür war nicht, dass sie von den Senioren und Seniorinnen nicht angenommen wurde, sondern, weil sie mit umgerechnet rund 45.000 Euro Verkaufspreis zu teuer für die meisten Pflegeeinrichtungen war. Privathaushalte konnten sie ohnehin nicht finanzieren.

Auch wenn nicht alle Experimente funktionieren, weil sie (noch) nicht billiger sind als Pflegekräfte, erhoffen sich deutsche Experten durch vermehrten Technikeinatz zumindest eine Entlastung der Pflegekräfte und eine Verbesserung der Pflegequalität. Daran arbeiten sie mit Hochdruck. Das Bundesforschungsministerium unterstützt bereits eine Reihe von Technik-Projekten, durch die Senioren in der eigenen Wohnung bleiben können sollen. Jedenfalls wird der Technikeinsatz in den kommenden Jahren den Alltag von Pflegebedürftigen und Pflegekräften deutlich verändern. Personenlifter, GPS-Überwachung von Demenzkranken, und intensivmedizinische Apparaturen, die zuhause aufgestellt werden, sind vielfältig im Einsatz. Sie haben Vor- und Nachteile. Personenlifter erlauben es Pflegerinnen selbstständiger zu arbeiten, weil sie nicht mehr auf Kolleginnen warten müssen, wenn ein schwerer Patient angehoben werden muss. Die Arbeit wird jedoch isolierter und der fachliche Austausch der PflegerInnen untereinander geht zurück. Ob das Potenzial neuer Technologien letztlich den Beschäftigten und Gepflegten zugutekommt, hängt nach Ansicht der Experten von der politischen und betrieblichen Gestaltung ab. Das Programmieren der benötigten Software ist nach ihrer Ansicht ein Balanceakt. Zu viele Optionen erzeugen Frust bei den Anwendern, zu viel Standardisierung kann letztlich zu einer Fließband-Pflege führen, die keinen Raum für individuelle Versorgung lässt. Auch zieht die digitale Ökonomie ihre Produktivität aus der massenhaften Verfügbarkeit von Daten, die wiederum zu einem relevanten Teil persönliche Informationen über einzelne Bürgerinnen und Bürger enthalten. Das gilt nicht nur für die Pflege von alten Menschen. So geht es auch aus einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Emnid hervor. Immerhin können sich bereits mehr als ein Viertel der befragten Menschen (26%) vorstellen, von Robotern gepflegt zu werden. Allerdings wollen mehr als 67% nicht, dass ihre Krankenkassen Zugriff auf ihre Daten haben.7

Die vollautomatische "smarte Küche"

Publikationen über die "smarte Fabrik" lassen erkennen, dass Geschäftsmodelle auch für die "smarte Küche" vielerlei Dienste schneller, besser und günstiger bereitstellen können, als dies mit der herkömmlichen Technik der Fall war. Schon lange geht es nicht mehr nur um den Kühlschrank, der automatisch Lebensmittel nachbestellt, wenn diese zur Neige gehen. Vollautomatische Staubsauger, die sich nicht nur um den Wohnungsputz kümmern, sondern auch selbst programmieren und aufladen und sich selbst reinigende Toiletten, gibt es schon länger. In Designbroschüren wird die Küche als neuer Lebensraum gepriesen, mit puristischen Werkbänken für die Köchin (!) und psychoaktivem Lichtdesign. Computer erledigen die Arbeit der Hausfrauen. Auf der Internationalen Funkausstellung 2014 wurden Haushaltsgeräte präsentiert, die man mobil lenken und über Fernseher-, Tablet- sowie Smartphone-App steuern kann. Waschgänge können aus weiter Entfernung gesteuert, Kochherde programmiert werden. Große Firmen bringen vielversprechende Projekte "smarter Küchen" auf den Markt. So werden aus Kühlschrank, Ofen und Geschirrspüler multitaskingfähige Großgeräte. Besonders die neuen Modelle von AEG, LG und Samsung wollen mit Innenraumkameras, Bewegungssensoren und Smartphone-Synchronisation durch Apps überzeugen.8 Durch den technischen Fortschritt wird auf die "bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie" gehofft. Stereotype Geschlechterbilder werden - sieht man sich die Hochglanzbilder der Herstellerfirmen an - nicht abgebaut, sondern modernisiert und neu fixiert. Die Geräte steuern und überwachen die Frauen, solange die Kleinfamilie so bleibt wie sie ist. Nicht alle werden das notwendige Geld für die Anschaffungen haben.

Der "gläserne Kunde" wird Realität

"Ein großes Problem ist, dass der Kunde dabei gläsern wird", sagte unlängst Johanna Kardel vom Verbraucherzentrale-Bundesverband in Berlin. Der Hersteller erhält viele Informationen über die Nutzerinnen. Er kann erkennen, wann jemand zu Hause ist und welche Essgewohnheiten die Menschen haben. Jeder müsste selbst entscheiden, ob er für die Freiheit technischer Neuerungen Sicherheit und Privatsphäre einbüßen will. Es fragt sich, wie lange die Verbraucherin das noch selbst entscheiden kann? Die Roboter werden verstärkt auf den Markt kommen. Von der Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber uns nahestehenden Personen werden sie uns nicht befreien. Die Frage wird in der Zukunft weniger darum gehen, was Roboter alles können, sondern darum, ob wir das alles wollen.

Anmerkungen

1) Nick Dyer-Witheford 2015: Cyber-Proletariat. Global Labour in the Digital Vortex, London.

2) Siehe auch Gisela Notz 2016: "Roboter-Küchen sind Frauen-Küchen. Die digitale Revolution fixiert im Bereich der Reproduktionsarbeit die hergebrachte Geschlechter-Arbeitsteilung", in: lunapark21, H.35/2016: 29-31.

3) Siehe: Gisela Notz 2006: Warum flog die Tomate? Die autonomen Frauenbewegungen der siebziger Jahre, Neu-Ulm.

4) Mascha Madörin 2012: "Wir können zwar immer schneller Autos produzieren, aber nicht schneller Alte pflegen oder Kinder erziehen". Mascha Madörin im Interview mit Ulrike Helwerth, in: FrauenRat, H. 2/2012: 11-14.

5) Mascha Madörin 2016: "Hausarbeit ist notwendige Arbeit, Punkt, Amen." Mascha Madörin im Interview mit Bettina Dyttrich/Stefan Howald/Susan Boos, in: WOZ, die Wochenzeitung Nr. 14/2016, vom 7.4.

6) Christoph Bartmann 2016: Die Rückkehr der Diener, München.

7) www.welt.de/gesundheit/article145493211/Deutsche-freunden-sich-mit-den-Pflegerobotern-an.html (Zugriff: 3.11.2016).

8) www.ekitchen.de/kuechengeraete/kuehlschrank/news/smarte-kueche-211669.html (Zugriff: 3.11.2016.

Dr. Gisela Notz ist Sozialwissenschaftlerin und Historikerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Forschung über Frauenleben und -Arbeit und mit historischer Frauenforschung. Soeben ist ihr Wandkalender2017 Wegbereiterinnen XV mit 12 Frauenportraits aus emanzipatorischen Bewegungen erschienen. Er erscheint bereits seit 15 Jahren (AGSpak-Bücher).

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