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»Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen.«

Klaus Holzkamp

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Forum Wissenschaft

Ermutigung

24.08.2014: Kolumne

  
 

Forum Wissenschaft 2/2014; Foto: Creatista/Photocase.de

Ausgerechnet am 5. Mai 2014, dem 196. Geburtstag von Karl Marx, wurde ein "Internationaler studentischer Aufruf für eine Plurale Ökonomik" veröffentlicht, initiiert von einer "International Initiative for Pluralism in Economics", einem Dachverband von Volkswirtschafts-Studierenden aus 18 Ländern (www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140505_OTS0027/manifest-gegen-die-krise-der-oekonomie). Er wendet sich gegen ausschließliche Orientierung der wirtschaftswissenschaftlichen Universitätsausbildung an der so genannten Neoklassik (Angebot und Nachfrage, Gleichgewicht, Grenznutzen) und fordert eine Öffnung für andere, längst ausgegrenzte oder an den Rand gedrängte Richtungen, nämlich "die klassische, die post-keynesianische, die institutionelle, die ökologische, die feministische, die marxistische und die österreichische Tradition". Da man fachintern argumentiert, wird Laien nicht erklärt, was letztere ist. Zutreffend wird die Klassik der Neoklassik entgegengestellt. Inzwischen haben mehr als 230 Professorinnen und Professoren - darunter Thomas Piketty, der Shootingstar der heterodoxen Richtung - unterschrieben. Im Wirtschaftsteil der FAZ wurde über das Manifest sachlich berichtet, zwar versehen mit dem Einwand, inzwischen öffne sich das Fach doch schon wieder, aber immerhin. Es gibt auch unter Neoklassikern ein Unbehagen am Ist-Zustand, nämlich dann, wenn sie (zumal ältere) Ordnungstheoretiker sind, deren Lehrstühle nach der Emeritierung zugunsten von Betriebswirtschaft umgewidmet werden.

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern Interdisziplinarität, vor allem mit Soziologie, Geschichte und Politikwissenschaft. Wenn sie den gegenwärtigen Zustand dieser Fächer dabei kennen lernen, werden sie sehen, dass diese teilweise vom gleichen Übel befallen sind, das sie in der Ökonomie zu Recht beklagen. Welche Chance kritisches Denken in der Bologna-Zwangsjacke hat, wäre eine andere Frage.

Gerade deshalb aber: Hoffentlich breitet sich der Impuls der unzufriedenen Ökonom(inn)en auch in anderen Fächern aus und führt zu einem Aufbruch in der Institution Hochschule.

Georg Fülberth

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